Mainz (dpa) – Der FSV Mainz 05 hat Urs Fischer als Trainer verpflichtet. Der 59-Jährige tritt die Nachfolge von Bo Henriksen an und erhält einen Vertrag bis 2028, wie der Fußball-Bundesligist mitteilte. Fischer hatte zuletzt bis November 2023 den Ligarivalen 1. FC Union Berlin gecoacht und war seit der Trennung vereinslos. Gleich zum Jahresauftakt am 10. Januar gibt es für Fischer ein Wiedersehen an der Alten Försterei.
«Urs Fischer hat als Trainer bei allen Stationen im Profibereich eindrucksvoll bewiesen, dass er Mannschaften strukturieren, entwickeln und darüber hinaus mit seiner ruhigen, aber emphatischen Art jede Kabine gewinnen kann», sagte FSV-Sportvorstand Christian Heidel.
Am Donnerstag in der Conference League steht für Fischer beim polnischen Club Lech Posen das erste Pflichtspiel als Mainzer Coach an. Er werde die Mannschaft «ab sofort» auf die Partie vorbereiten, hieß es.
Nur ein Saisonsieg in der Bundesliga unter Vorgänger Henriksen
Hauptaufgabe wird aber sein, das Schlusslicht aus dem Tabellenkeller der Bundesliga zu führen und den Abstieg nach 17 Spielzeiten im Oberhaus zu verhindern. An den ersten zwölf Spieltagen holten die 05er unter Henriksen nur einen Sieg.
Der Däne hatte die Mainzer im Februar 2024 übernommen, als der Verein in akuter Abstiegsnot war. Mit ihm gelang der Klassenerhalt. In der darauffolgenden Saison führte Henriksen den FSV überraschend in den Europapokal. Die Mannschaft konnte in der laufenden Bundesliga-Spielzeit aber nicht annähernd an die Erfolge anknüpfen.
Hoffmann von Anfang an keine langfristige Option
Übergangsweise übernahm am vergangenen Mittwoch Benjamin Hoffmann, der eigentlich für die U23 in der Regionalliga zuständig ist. Unter Hoffmann setzte es am Freitag gegen Borussia Mönchengladbach eine 0:1-Niederlage.
Schon vor dem Heimspiel hatten die Mainzer Vereinsverantwortlichen erklärt, dass es für den 46-Jährigen bei dieser einen Partie bleiben werde.
Fischers Bundesliga-Debüt als Mainz-Coach in München
Stattdessen soll Fischer die 05er in der Bundesliga halten. Die erste Aufgabe im Oberhaus könnte aber kaum kniffliger sein: Nach dem Europapokal-Spiel in Posen sind die Mainzer am Sonntag um 17.30 Uhr beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München zu Gast.
«Es gibt keine einfachen Aufgaben im Fußball, aber genau das macht es auch interessant», sagte Fischer über seinen neuen Job und fügte hinzu: «Ich freue mich auf die Herausforderung und bin davon überzeugt, dass wir das Ruder als Team rumreißen werden.»
Fischer führte Union in die Champions League
Fischer war von Sommer 2018 bis zur Trennung vor etwas mehr als zwei Jahren Coach des 1. FC Union. Er prägte die erfolgreichste Ära der Club-Geschichte. 2019 führte er die Berliner erstmals in die Bundesliga. Nach dem Klassenerhalt in der ersten Saison zog Union dreimal in Folge ins europäische Geschäft ein, 2023 sensationell in die Champions League.
Mit seiner bescheidenen und pragmatischen Art war Fischer äußerst beliebt. Fußballerisch definierten sich die Köpenicker unter ihm über große Disziplin und mannschaftliche Geschlossenheit. Nach einer langen Negativserie trennten sich die Eisernen und der Coach einvernehmlich.
Seitdem war Fischer, der zuvor auch erfolgreich in seiner Heimat unter anderem beim FC Zürich und beim FC Basel arbeitete, zwar bei einigen Clubs im Gespräch, blieb aber zunächst ohne neuen Trainerjob.
Düsseldorf (dpa) – Für Jubilar Kenan Kamaran gab es eine Torte, von den Fans eine Rekordkulisse – und für die Mannschaft steht die Herbstmeisterschaft vor der Türe. Der FC Schalke 04 ist auf dem besten Wege, im dritten Zweitligajahr nacheinander die lang ersehnte Rückkehr in die Bundesliga zu verwirklichen. Nach dem 2:0-Erfolg bei Fortuna Düsseldorf haben die Gelsenkirchener zwei Runden vor Saison-Halbzeit ihre Spitzenposition mit fünf Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang ausgebaut und können mit einem weiteren Erfolg gegen den 1. FC Nürnberg am nächsten Sonntag bereits die Herbstmeisterschaft feiern.
«Natürlich wollen wir beide Spiele gewinnen. Dann sind wir oben», sagte Kapitän Karaman, der mit seinem verwandelten Foulelfmeter zum 1:0 den Sieg einleitete. «Platz eins ist aber lediglich eine Momentaufnahme. Wir dürfen nicht nachlassen, sondern müssen jedes Spiel mit der gleichen Energie wie bisher angehen», betonte Schalke bester Torschütze und Scorer.
Ein schöner Tag für Karaman
Am Freitag wurde der 31-Jährige in seinem 100. Pflichtspiel vorzeitig ausgewechselt, um keine ernste Verletzung zu riskieren. In der Kabine überraschten ihn seine Mitspieler hinterher mit einer kleinen Torte, auf der die Zahl 100 gesteckt war.
«Das war ein schöner Tag für mich», sagte Karaman, der auch drei Jahre für die Düsseldorfer gespielt hat. Dass er seinen Treffer vor Fortunas Fantribüne ausgiebig feierte, nahmen ihm die Düsseldorfer Anhänger übel. «Ich mache heute mein 100. Spiel für Schalke, da darf ich schon jubeln. Das war nichts gegen die Fortuna, ich hatte hier eine schöne Zeit», sagte der Jubilar.
Trainer Miron Muslic, den viele als Vater des Schalker Erfolges feiern, ist sichtbar Stolz auf die Entwicklung seiner Mannschaft. «Wir haben in letzten Monaten einen unglaublichen Weg hinter uns und wollen uns natürlich in allen Phasen steigern», sagte der 43-Jährige. Begleitet wird die Schalker Erfolgswelle von einer unglaublichen Anzahl an Fans. In Düsseldorf machten mehr als 20.000 Anhänger in Blau und Weiß die Partie zu einem Heimspiel für die Revierelf.
Schalke Fans feiern den Spitzenreiter
Davon war auch Muslic beeindruckt. «Das ist sehr ungewöhnlich, das bin ich nicht gewohnt. Heute war die Hälfte des Stadions königsblau. Das hat uns auch geholfen», befand der Schalker Coach.
Breit gespannt über die Gegenseite der Fortuna-Fantribüne hing ein Banner mit der Aufschrift: «Nordkurve Gelsenkirchen». Lieblingssong und der neue Ohrwurm der Fans: «Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey hey». «Von der Lautstärke war das wie ein Heimspiel», sagte Muslic. Im nächsten echten Heimspiel gegen Nürnberg wird die Schalker Arena dann noch einige Dezibel an Lärm zulegen.
Augsburg (dpa) – Nur die eigene Stimme machte Manuel Baum nach seinem imposanten Comeback beim FC Augsburg ein wenig Sorgen. Fünf Tage nach dem Ende des ambitionierten Experiments mit Trainer Sandro Wagner stand der eigentliche Leiter Entwicklung & Fußballinnovation beim strauchelnden Fußball-Bundesligisten als Interimslösung wieder an der Seitenlinie. Und mit Lautstärke, einem Bierdeckel-Konzept und frischem Elan brachte Baum die Augsburger auf Anhieb auf Touren.
«Ich glaube, ich bin deutlich weniger gelaufen da draußen, ich war irgendwie ein bisschen entspannter», meinte er nach dem leidenschaftlichen 2:0 (2:0) gegen Champions-League-Starter Bayer Leverkusen über die Unterschiede zu früher. «Ich durfte ja schon ein bisschen Erfahrungen sammeln, und irgendwann reift auch in einem Trainer die Erkenntnis, dass man selber nicht spielt und selber keine Tore schießt, sondern dass das andere machen.»
Baums Motto: «Keep it simple»
2.435 Tage nach seinem letzten Einsatz als Augsburger Bundesligatrainer war Baum mit Gelassenheit und cleveren Schachzügen zurück. Unter dem Motto «Keep it simple» (Es einfach halten) zeigten der erstmals zum Kapitän berufene Keven Schlotterbeck und seine Kollegen Aggressivität in den Zweikämpfen, hohes Tempo beim Umschalten und Gier in Richtung gegnerisches Tor.
Hatte Wagner die Augsburger Spieler, so war es zuletzt herauszuhören, teils mit Informationen und Anweisungen wohl überfrachtet, reduzierte Baum die Komplexität seines Matchplans. Hier quasi eine Steuererklärung mit einem Dutzend Anlagen, dort eine Steuererklärung auf dem Bierdeckel. «Natürlich bespricht man ein paar Sachen, aber wahrscheinlich ist Fußball gar nicht so kompliziert, wie man es teilweise glaubt», sagte Baum nach dem vierten Saisonsieg, der die Augsburger im Abstiegskampf durchatmen ließ.
Ein Alleskönner als Neuner
Auch personell lag der frühere Torwart gegen viel zu lange blutleer auftretende Leverkusener goldrichtig. So durfte Youngster Anton Kade als Neuner ran. «Den kann man fast überall spielen lassen», meinte Baum über den 21 Jahre alten Neuzugang vom FC Basel. Unter Wagner vornehmlich auf der rechten Seite eingesetzt, stellte ihn der neue Trainer an die vorderste Position.
Nach der Führung von Dimitrios Giannoulis (6. Minute) bewies eben dieser Kade (28.) bei seinem Treffer Köpfchen. Eine «Topleistung» bescheinigte ihm Baum anschließend. «Er hat es taktisch richtig gut gemacht.»
Die Spieler hatten sich zuletzt noch zum Burgeressen verabredet, wie Abwehrspieler Schlotterbeck erzählte. Denn eine Mannschaft wie der FC Augsburg ohne Stars muss schließlich von der Gemeinschaft zehren. «Wir dürfen nie auseinanderfallen, das ist das Wichtigste», forderte Schlotterbeck. So sah Baum schließlich gegen Bayer seine Spieler sogar im «Flow».
Trainersuche ohne Frist
Eintracht Frankfurt auswärts und Werder Bremen zu Hause sind die letzten beiden Augsburger Hürden bis Weihnachten. Dann endet auch Baums Mission als Aushilfe. Es gebe da die «ganz klare Abmachung» von drei Spielen, versicherte er erneut. «Ich denke, der Verein ist gerade dabei, etwas richtig Cooles aufzubauen, mit einer großen Vision. Das ist jetzt das Wichtigste, dass wir den Pfad nicht verlassen, sondern einfach weiter machen.»
Eine Frist auf seiner Suche nach einem langfristigen Nachfolger für Wagner setzt sich der FC Augsburg nicht. «Wir haben uns kein Datum gelegt. Das Gute ist, dass wir bis Weihnachten Sicherheit haben», sagte Sportdirektor Benni Weber, der sich im Detail zu der längst laufenden Suche und einer Kandidatenliste nicht äußern wollte.
Washington (dpa) – Gianni Infantino tat so, als sei nichts geschehen. Keine als megapeinlich kritisierte Anbiederung an Donald Trump oder wie es in englischen Medien gar zu lesen war, keine «Speichelleckerei» in Richtung des US-Präsidenten und neuen FIFA-Friedenspreisträgers. Im Kreise der Fußball-Legenden Ronaldo und Francesco Totti war der FIFA-Boss bei der Präsentation des WM-Spielplans am Tag nach der Auslosung wieder in seinem Element.
Stolz streichelte der Schweizer den WM-Pokal. Er war für diesen kurzen Moment wieder der weltweite Hausherr des Fußballs. Die Rolle, die er für sich reklamiert und die ihm US-Präsident Donald Trump am Vorabend bei der Gruppenauslosung auf bizarre Weise abgenommen hatte. Abnehmen durfte, mit Billigung von Infantino.
Selfie mit Staatschef als Statisten
Das Hofieren gipfelte in einem Selfie-Moment mit Trump und Kanadas Premier Mark Carney und Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum. Letztere wirkten eher wie akzeptierte Statisten. Die Glitzer-Glamour-Loseshow von Washington wird in die WM-Geschichte eingehen als Moment, in dem sich der Fußball der Politik in nicht gekannter Weise an den Hals warf.
«Gianni Infantinos erniedrigendes Verhalten vor Donald Trump ist ein neuer Tiefpunkt. Der FIFA-Präsident hat in der Vergangenheit zwar schon so manchen Unsinn im Namen der Redekunst von sich gegeben, aber das hier war etwas ganz anderes», schrieb der englische «The Telegraph».
Es sei für die Ausrichtung einer WM «unerlässlich» eng mit den Regierungen der Gastgeber zusammenzuarbeiten, teilte die FIFA der «Bild» mit. Infantino pflege ein «enges Verhältnis» zu Trump und den Regierungschefs von Kanada und Mexiko.
Die Ironie der Gala ist, dass medial nicht Trump als moralischer Verlierer angesehen wurde, sondern Infantino. Vom US-Präsidenten ist der kritische Teil der Welt jede Form der Aggressionen und Absurditäten mittlerweile gewohnt. In den USA selbst wurde der Auftritt als vergleichsweise harmlos, fast schon langweilig wahrgenommen. Trump attackierte niemanden. Er genoss einfach.
Alle Häme ergoss sich über Infantino. «Was eigentlich eine Feier des schönen Spiels bei der Auslosung der WM hätte sein sollen, artete stattdessen in eine düstere Zurschaustellung politischer Speichelleckerei eines Mannes aus», schrieb die englische Zeitung «The Mirror».
Die Vergabe des neuen FIFA-Friedenspreises an Trump hat die Debatte über den richtigen Umgang mit der Politik auf jeden Fall angeheizt. Der Fußball, das wissen jetzt alle, hat sich bis zum WM-Finale am 19. Juli 2026 Trump unterworfen – scheinbar bedingungslos.
Norwegens stets kritische Verbandspräsidentin Lise Klaveness äußerte sich nach der Gala zumindest warnend. «Heute kann ich das Ganze nicht ganz ernst nehmen. Wir müssen vorsichtig sein, uns zurückhalten und dafür arbeiten, dass die FIFA sich dem Fußball widmet und nicht diesem Thema», sagte sie.
Der deutsche Blick
Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann wurde mit dem Trump-Wirbel konfrontiert und äußerte sich auf Nachfrage zum Friedenspreis so: «Für mich ist wichtig, dass mit so einem Preis verbunden ist, dass man sich für die Zukunft für den Frieden auf der Welt einsetzt. Er ist der einflussreichste Mann der Welt.»
DFB-Chef Bernd Neuendorf, der wie Klaveness auch im von Infantino angeführten FIFA-Council sitzt, sah keinen Anlass für Kritik an der Vergabe und der großen Show. Der DFB-Chef hob die Verdienste Trumps um eine Beendigung des Gaza-Krieges hervor. Deutschland als Infantino-Kritiker, die Zeiten sind lange vorbei.
Doch warum agieren die Fußball-Bosse so? Infantinos Handeln ist gewissermaßen alternativlos, wenn er sein WM-Milliardenprojekt vor möglichen Sanktionen des US-Präsidenten bewahren will. Der FIFA-Chef müsse «gute Beziehungen zu den Regierungschefs der Gastgeberländer pflegen, um eine erfolgreiche Veranstaltung für alle Beteiligten zu gewährleisten», hieß es vom Weltverband.
Trumps Daumen muss oben bleiben
Senkt Trump und sei es aus einer Laune heraus seinen Daumen der Gunst, könnte die WM zum Desaster werden. Auch mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin und dem Emir von Katar pflegte Infantino als WM-Gastgeber 2018 und 2022 enge Bande. Der Zweck heiligt im Fußball-Business die allermeisten Mittel. Kurz vor der Auslosung war Trump bereits von seiner Drohung, demokratisch geführten Städten Spiele der Fußball-WM entziehen zu wollen, abgerückt.
Fast schon ein Treppenwitz der FIFA-Historie ist, dass nun der 2015 über ein Skandal-Geflecht gestürzte Infantino-Vorgänger Joseph Blatter als moralische Instanz befragt wird. «Mein Nachfolger, ich weiß wirklich nicht, ob es Trump oder Infantino ist», sagte der 89-Jährige dem britischen «Telegraph».
Infantino liebt bekanntlich das Rampenlicht, er liebt es auch, von mächtigen Menschen umgeben zu sein. Blatter beschreibt es so: «Er ist verschwunden. Er ist in einer anderen Sphäre. Ich denke, er ist schon in der Sphäre, dass er morgen den Fußball in der Stratosphäre organisieren will», sagte Blatter, der vor der WM 2014 selbst von «interplanetarischen Wettbewerben» als Ziel fantasierte.
Blatter sieht Feigheit
Blatter wirft den Mitgliedsnationen des Weltverbands, in dessen Statuten grundsätzlich politische Neutralität verankert ist, Feigheit vor. «Wir haben 211 nationale Verbände und es gibt nicht einen, der sich der Arbeit des Präsidenten widersetzt.» Das war bis zu seinem Sturz auch nicht grundlegend anders, aber rückblickend wird diese Zeit verklärt. Blatter hielt Gegenwind, wenn er kam, lange Stand. Bei Infantino blasen alle mit ihm in die gleiche Richtung.
Die FIFA ehrte Trump für sein Bemühen um Frieden in der Welt und nannte Konflikte, die der US-Präsident für sich reklamiert, als Vermittler gelöst zu haben. Trump hatte in den vergangenen Monaten mit dem Friedensnobelpreis geliebäugelt und brachte sich als aus seiner Sicht würdigen Preisträger immer wieder ins Spiel – er kam aber nicht zum Zug. Infantino bedauerte das. Auch Blatter wollte den Friedensnobelpreis, aber nicht für einen Staatschef, sondern für den Fußball, also für sich selbst.
Bei Trumps Auftritt auf dem WM-Event stach noch ein Moment besonders hervor: Er legte sich auf der Bühne eine Medaille, die ihm überreicht wurde, direkt selbst um den Hals. «Der US-Präsident war der unbestrittene Star der Auslosung. Er wirkte wie ein Baby bei einer Taufe, eine Frau bei einer Hochzeit und ein Toter bei einer Beerdigung», schrieb die spanische Zeitung «Marca». «Es ist „seine“ Weltmeisterschaft.» Nicht die von Infantino.
Leipzig (dpa) – RB Leipzig hat wieder einen Rohdiamanten. Tempo-Dribbler Yan Diomande gelang beim 6:0 gegen Eintracht Frankfurt ein Dreierpack, mit seinen 19 Jahren ist er damit der zweitjüngste Spieler der Bundesliga-Geschichte, dem dieses Kunststück gelang. Nur Frankfurts Walter Bechtold war im Jahre 1965 mit 18 Jahren und 118 Tagen noch jünger.
Der Ivorer, der nach einem Nasenbeinbruch gerade als Masken-Mann für Furore sorgt, bleibt aber bodenständig. «Drei Tore zu erzielen, ist ein besonderer Moment für mich als Profi. Meine drei Treffer sind Teamtreffer. Ich bin noch sehr jung, muss viel lernen, alle helfen mir», sagte der 20 Millionen Euro teure Neuzugang von CD Leganés und ging eingepackt in eine Winterjacke von Interview zu Interview.
Clubs wie Tottenham Hotspur oder der FC Liverpool lassen den Youngster längst beobachten. Auch der FC Barcelona soll Interesse an dem Ivorer haben, der in Leipzig einen Vertrag bis Sommer 2030 hat. Unter einer Ablösesumme von rund 100 Millionen Euro geht ohnehin nichts. Laut «Sport Bild» sollen auch Manchester City und Paris Saint-Germain schon interessiert sein.
Problem für Nagelsmann?
Diomande kann mit seiner Dynamik Spiele im Alleingang entscheiden. So könnte er auch zum Problem für Julian Nagelsmann und die deutsche Nationalmannschaft werden. Die Elfenbeinküste ist bei der WM Gruppengegner der DFB-Elf. «Gestern habe ich in unserer Teamgruppe geschrieben, dass ich mich freue und gespannt bin, gegen ihn zu spielen. Heute im Training haben wir uns begrüßt und gelacht, weil er ebenfalls meinte, dass er sich darauf freut. Man weiß nie genau, wie Yan spielt, aber ich liebe es, mit ihm im gleichen Team zu sein», sagte der deutsche Nationalspieler und RB-Kapitän David Raum.
Washington (dpa) – In seinem schwarzen Anzug mit extraschmaler Krawatte sah Julian Nagelsmann aus wie ein verschollenes Mitglied der legendären Blues Brothers. Anders als John Belushi und Dan Aykroyd in dem US-Filmklassiker ist der Bundestrainer aber nicht im «Namen des Herrn» unterwegs. Für seine eigene Tour durch Amerika im Sommer 2026 hat der 38-Jährige nach der bizarren FIFA-Huldigung für Donald Trump mit dem günstig ausgefallenen WM-Los Curaçao, Elfenbeinküste, Ecuador nun einen schon sehr konkreten Plan.
To-Do-Liste für Nagelsmann
Die Arbeitsaufträge lauten: Das Wunsch-Quartier fix buchen, Testspielgegner finden und vor allem die Nationalmannschaft um Kapitän Joshua Kimmich nach den vielen Zweifeln in der wackligen Qualifikation fit und titeltauglich machen für eine WM-Endrunde, die mit Glanz und Glitter alle gängigen Klischees von Amerika erfüllen wird.
«Die Auslosung war eine großartige Unterhaltungsshow. Ich denke, es wird im nächsten Sommer auch so sein», sagte Nagelsmann und machte sich ans Werk. Zur Präsentation der Spielorte und Anstoßzeiten kam Nagelsmann lässig, leger. Als er nach einigem Suchen seinen Platz in der ersten Reihe bei Curaçao-Coach Dick Advocaat schließlich gefunden hatte, gab es gute Spielplan-Nachrichten.
Die Auftaktpartie der DFB-Elf gegen Curaçao wird am 14. Juni um 12.00 Ortszeit im Houston-Stadion angepfiffen, also fanfreundlich um 19.00 Uhr deutscher Zeit. Die Arena in Texas hat ein Dach, kann klimatisiert werden, so dass die zu erwartenden hohen Temperaturen kein Problem für Spieler und Fans sein sollten. Houston, wir haben kein Problem, sagte Nagelsmann im übertragenen Sinne. «Ich finde es gut», sagte er tatsächlich zu den Ansetzungen.
Spiele zwei und drei bis kurz vor Mitternacht
Für die nächsten beiden Spiele müssen die Fans daheim allerdings bis kurz vor Mitternacht wach bleiben, um bis zum Abpfiff live dabei zu sein. Die zweite Partie am 20. Juni gegen die Elfenbeinküste findet in Toronto in Kanada statt. Anstoß ist um 16.00 Uhr Ortszeit, 22.00 Uhr in Deutschland.
Zum Gruppenfinale gegen das von Nagelsmann hochgelobte Ecuador geht es an die Ostküste. Im MetLife Stadium, das während der WM den etwas sperrigen Namen New-York-New-Jersey-Stadion trägt, wird am 25. Juni ebenfalls um 16.00 Uhr US-Zeit gespielt, wieder 22.00 Uhr in Deutschland. Dort findet auch das Finale am 19. Juli (15.00 Uhr Ortszeit/21.00 Uhr deutsche Zeit) statt.
Die befürchtete super-schwere Turnier-Logistik bleibt Nagelsmann in der Gruppe E zumindest bis zu den fest eingeplanten K.o.-Spielen erspart. Der Mittlere Westen und die Ostküste werden zum deutschen WM-Orbit. Als Gruppensieger würde es mit den Spielorten Boston, Philadelphia, Boston bis zum Halbfinale in Dallas weitergehen. Als Gruppenzweiter lautet der Weg: Dallas, East Rutherford, Miami, Atlanta.
Mit seiner kleinen DFB-Reisegruppe um Sportdirektor Rudi Völler machte sich Nagelsmann am Samstag auf den Weg zum letzten Hotel-Check. Das noch wie ein Staatsgeheimnis gehütete Lieblingshotel, dass der DFB jetzt buchen kann, dem Vernehmen nach im amerikanischen Kernland, bleibt durch die günstige Auslosung eine Option.
«Kurze Wege zum Trainingsplatz», eine «gewisse Exklusivität», «einfach die nötige Ruhe», beschrieb Nagelsmann die Vorteile des Basecamps, das bestenfalls schnell, möglicherweise auch erst in ein paar Wochen verkündet werden wird. Die FIFA muss die Verträge erst noch absegnen.
Elfenbeinküste fällt für März flach
Zusatzarbeit bescherte die Auslosung bei der Auswahl der Testgegner für den März. Die für den 30. März in Stuttgart eingeplante Elfenbeinküste fällt als WM-Gegner weg. Man habe schon Ersatzoptionen, sagten Nagelsmann und DFB-Chef Bernd Neuendorf. Murat Yakin, der Trainer der Schweizer, verriet am Sky-Mikrofon etwas verklausuliert, dass es am 27. März ein Duell der Eidgenossen gegen die DFB-Elf geben könnte. Das wäre dann der Auftakt ins WM-Jahr.
Aller Fokus richtet sich auf die Endrunde aus, die für Nagelsmann in Chicago mit dem Test gegen Gastgeber USA am 6. Juni beginnt. Dann kommen die drei Gruppenspiele, bei denen es kein Desaster wie 2018 und 2022 geben darf. «Es ist eine Gruppe, die uns sofort fordert. Es ist keine Gruppe, in der wir superleicht durchmarschieren werden», warnte der Bundestrainer.
Nach der Verkündung der Spielorte legte Nagelsmann diesbezüglich nach. «Ich finde, ehrlich gesagt, dass die Gruppe deutlich zu schlecht gesehen wird in der deutschen Medienwelt», meinte der Bundestrainer. «In meinen Augen, gehört sie zu den top vier Gruppen. Wir müssen schon von Beginn an Gas geben, die Gruppe gut zu überstehen», sagte Nagelmann.
Ein Schritt nach dem anderen – das ist die Marschroute. «Wir haben jetzt die letzten Weltmeisterschaften nicht so gestaltet, dass wir immer fest planen können», sagte Nagelsmann.
Auch der schnell entbrannten Diskussion um einen durch die Auslosung nun möglichen Achtelfinal-Kracher gegen Top-Favorit Frankreich wollte er nicht zu viel Raum geben. Deren Trainer Didier Deschamps «klatscht jetzt auch nicht achtmal in die Hände, wenn er gegen uns spielt», sagte Nagelsmann.
Mit seinem unerschütterlichen Optimismus passt der Bundestrainer bestens nach Amerika. «Ich verspreche, dass wir in einer sehr guten Stimmung und einer sehr guten Form sein werden im Sommer und wir werden ein guter Wettbewerber sein», versprach der 38-Jährige.
Einem internationalen Reporter, der möglicherweise die deutsche Aufregung um Nagelsmanns forsche Titel-Ansagen nicht kannte, sagte er zum Turnierziel: «Ich habe ja schon mal gesagt, ich glaube, jede Mannschaft, die bei der WM mitspielt, hat irgendwie auch den Drang und die Lust, die WM auch zu gewinnen.» Gewinnen, das ist es, worum es in Amerika immer geht. Die WM-Arbeit geht jetzt richtig los.
Liverpool (dpa) – Der zuletzt verschmähte Stürmerstar Mohamed Salah hat beim FC Liverpool einen Streit angezettelt und seinen Abgang angedeutet. «Jemand will, dass ich die ganze Schuld auf mich nehme. Der Verein hat mir im Sommer viel versprochen. Jetzt sitze ich auf der Bank, also kann ich sagen, dass sie dieses Versprechen nicht gehalten haben», sagte der 33 Jahre alte Ägypter. Salah stand beim 3:3 der krisengebeutelten Reds in der Premier League bei Leeds United zum dritten Mal hintereinander nicht in der Startelf und wurde auch nicht eingewechselt.
«Ich hatte eine gute Beziehung zum Trainer. Ganz plötzlich haben wir jetzt aber gar keine Beziehung mehr. Und ich weiß nicht warum. Scheinbar will mich jemand nicht mehr im Club haben», klagte der Champions-League-Sieger von 2019 über Liverpools niederländischen Chefcoach Arne Slot.
«Ich glaube nicht, dass ich das Problem bin»
Salahs Vertrag läuft zwar noch bis 2027, nach Medienberichten ist aber Saudi-Arabiens Spitzenclub Al-Hilal an seiner Verpflichtung interessiert. Der vielfach ausgezeichnete Flügelstürmer kündigte für das nächste Heimspiel am Samstag vielsagend an: «Ich habe meine Eltern angerufen und ihnen gesagt, sie sollen zum Spiel gegen Brighton kommen. Es ist egal, ob ich spiele oder nicht. Ich werde es genießen. Ich werde einfach in Anfield sein und mich vor dem Afrika-Cup von den Fans verabschieden, weil ich nicht weiß, was dann passieren wird.»
Salah spielt schon seit 2017 und bis 2024 unter Jürgen Klopp in Liverpool. Die Situation sei «nicht akzeptabel» für ihn, er fühle sich, als habe man ihn «unter den Bus geworfen. Ich glaube nicht, dass ich das Problem bin. Ich habe so viel für den Club getan.» Salah verwies auch auf die vergangene Meistersaison, als er mit 29 Treffer Torschützenkönig wurde.
Augsburg (dpa) – Auf der Suche nach einem langfristigen Nachfolger für den beurlaubten Trainer Sandro Wagner hat sich der FC Augsburg keine Frist gesetzt. «Wir wollen proaktiv sein, wir fangen nicht erst jetzt an», sagte Sportdirektor Benni Weber nach dem 2:0 (2:0) am Samstagabend in der Fußball-Bundesliga gegen Bayer Leverkusen.
Es war das erste von fest geplanten drei Spielen für Interimslösung Manuel Baum, eigentlich Leiter Entwicklung & Fußballinnovation beim FC Augsburg, bis zur Winterpause.
Baums perfekter Einstand
«Da gibt es eine ganz klare Abmachung, dass es die drei Spiele sind. Ich denke, der Verein ist gerade dabei, etwas richtig Cooles aufzubauen, mit einer großen Vision. Das ist jetzt das Wichtigste, dass wir den Pfad nicht verlassen, sondern einfach weiter machen», sagte Baum bei Sky. Er hatte die Augsburger schon von 2016 bis 2019 betreut.
Weber erläuterte weiter: «Wir sind nicht planlos und versuchen auf Dinge vorbereitet zu sein.» Wagner war am Montag nach nur 14 Pflichtspielen freigestellt worden. «Wir haben uns kein Datum gelegt. Das Gute ist, dass wir bis Weihnachten Sicherheit haben», sagte Weber, der sich zu einer Kandidatenliste nicht äußern wollte.