East Rutherford (dpa) – Sportlich ok, wirtschaftlich ein Glücksfall und perspektivisch ein Sprungbrett: Bei Borussia Dortmund sind die Ambitionen durch die Club-WM in den USA wieder gestiegen. Nach einer schwierigen Bundesliga-Saison will der BVB in der kommenden Spielzeit wieder angreifen. Um mehr als 100 Millionen Euro reicher machte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem spektakulären Viertelfinal-Aus gegen Real Madrid eine Transferansage.
«Es wird auf dem Transfermarkt noch ein bisschen was passieren», sagte Kehl nach dem 2:3 (0:2) gegen Real Madrid in East Rutherford bei Manhattan. «Wir werden sicher noch etwas tun. Wir werden die Mannschaft besser machen als im vergangenen Jahr.»
In drei Wochen Einnahmen von über 100 Millionen Euro
Die nötigen finanziellen Mittel dazu hat Kehl nun. In den USA nahmen die Westfalen rund 45 Millionen Euro an Preisgeld ein. Zudem brachte Kehl nur wenige Stunden vor dem Viertelfinale am Samstag endgültig den 65-Millionen-Euro-Verkauf von Eigengewächs Jamie Gittens zum FC Chelsea unter Dach und Fach. Für die zuletzt verliehenen und nun verkauften Youssoufa Moukoko und Soumaila Coulibaly fließen weitere rund zwölf Millionen Euro auf das BVB-Konto.
Selbst wenn man die Kosten für die USA-Reise in Höhe von gut zehn Millionen Euro und die Spielerprämien in Höhe von drei Millionen Euro abzieht, bleibt mehr als genug übrig. Zumal der Weltverband FIFA die Kosten mit fünf Millionen Euro großzügig bezuschussen soll. Dass der BVB als zweiter deutscher Verein neben dem FC Bayern an der Gelddruckmaschine der FIFA beteiligt wurde, weiß man auch beim BVB einzuordnen.
«Wir haben schon ein paar Vorteile. Aber die haben wir uns auch hart erarbeitet», sagte Dortmunds Marketing-Geschäftsführer Carsten Cramer der Deutschen Presse-Agentur. Cramer sprach von einer «luxuriösen Situation», für den BVB arbeiten zu dürfen.
Auch er rieb sich in den USA die Hände, freute sich über globale Reichweitensteigerung, weit über zwei Millionen neue Social-Media-Follower und einen neuen Ausrüsterdeal mit Puma, der bis 2034 mehr als 300 Millionen Euro in die Kassen spülen soll. «Unsere Netzwerke, unsere Partner, die Anzahl unserer Fans, unsere digitale Reichweite, natürlich auch unsere Umsätze werden immer größer», sagte Cramer.
Ricken-Seitenhieb gegen die Bayern
Auch Sport-Geschäftsführer Lars Ricken flog nach dem Spiel trotz der Niederlage glücklich zurück nach Deutschland. «Wir sind Achter im europäischen Ranking, standen im Viertelfinale der Champions League und nun unter den besten Acht der Welt. Das kann sich sehen lassen», sagte Ricken der dpa und leistete sich gar einen Seitenhieb gegen den FC Bayern, der Dortmund national zuletzt enteilt war. «International war in den vergangenen beiden Jahren keine deutsche Mannschaft besser als wir.»
Das ist angesichts des Champions-League-Finales ebenfalls gegen Real 2024 (0:2) zwar richtig. Dennoch wird der BVB einiges tun müssen, um dauerhaft der größte Bayern-Rivale national zu bleiben. Trotz des knappen Ergebnisses gegen das von Xabi Alonso trainierte Real war der BVB de facto 90 Minuten chancenlos, ehe in der Nachspielzeit Maximilian Beier der Anschluss zum 1:2 gelang und wilde sieben Minuten mit einer Roten Karte gegen Madrids Dean Huijsen, einem Elfmeter für Dortmund und zwei weiteren Toren begann.
Wohltuend realistische Einschätzungen von Kovac und Groß
Am Ende bewahrte Real-Keeper Thibaut Courtois sein Team mit einer Glanz-Parade gegen Marcel Sabitzer sogar noch vor der Verlängerung. «Das wäre sicher nicht ganz fair gewesen», sagte BVB-Coach Kovac wohltuend ehrlich. Der 53-Jährige kritisierte zudem das Spiel seines Teams in der ersten Halbzeit als «zu langsam und zu statisch». Diese Einschätzung trifft auf vier der fünf Dortmunder Spiele in den USA zu.
So sehr sich die Verantwortlichen des BVB für die Teilnahme an der Runde der letzten Acht bei der Club-WM und damit als vermeintlich eines der acht besten Team weltweit rühmten – Nationalspieler Pascal Groß brachte das sportliche Niveau in den USA auf den Punkt: «Das muss man schon auch richtig einordnen. Ich glaube, dass in der Bundesliga schon noch ein anderer Fußball gespielt wird.»
Und bei aller Reichweitensteigerung, die der BVB in den vergangenen drei Wochen erzielt hat, wurde am Samstag auch deutlich, was zwischen dem bedeutendsten Club der Welt und den Westfalen liegt. Von den knapp 77.000 Zuschauern im riesigen MetLife-Stadium waren nahezu nur Real-Fans – aus aller Welt. Auch das globale Medieninteresse an den Königlichen war mannigfach größer als am BVB.
«Wir wissen, welche Aufgaben wir in der Welt noch haben», meinte Kehl dazu. «Wir wollen und können uns nicht mit Real Madrid vergleichen.» Aber in der kommenden Spielzeit bestenfalls wieder mit den Bayern.
Atlanta/Orlando (dpa) – Als der FC Bayern 21 Stunden nach der fürchterlich anzuschauenden Verletzung von Jamal Musiala die traurige Gewissheit eines langen Ausfalls vermeldete, befand sich der Fußball-Nationalspieler schon auf dem Rückflug aus Orlando nach München.
Dort werde der 22-Jährige «zeitnah operiert», nachdem die Bayern-Ärzte in den USA nach dem 0:2 (0:0) gegen Paris Saint-Germain im Viertelfinale der Club-WM bei Untersuchungen festgestellt hatten, dass sich Musiala «im Rahmen einer Sprunggelenksluxation eine Fraktur des Wadenbeins» zugezogen hat. Aufgewühlt und gefrustet verließ auch der weitere Bayern-Tross die USA.
Eberl: «Ein echter Schock»
«Diese schwere Verletzung und der lange Ausfall sind ein echter Schock für Jamal und uns alle. Das trifft den FC Bayern», äußerte Sportvorstand Max Eberl: «Jeder weiß, wie immens wichtig Jamal für unser Spiel ist und was für eine zentrale Rolle er für unser Team hat.»
Dazu käme «die menschliche Tragweite», meinte Eberl: «Jamal kam gerade aus einer Verletzung und wird nun erneut eine lange Zeit fehlen. Er bekommt von uns alles, was er braucht.» Die Verletzung trifft auch die Nationalmannschaft: Die insgesamt sechs Qualifikationsspiele von September bis November muss Bundestrainer Julian Nagelsmann ohne Musiala erfolgreich bewältigen.
Vincent Kompany war am Samstag in Atlanta innerlich aufgewühlt extra ins vertrautere Englisch gewechselt, um seinen tiefen Schmerz über den schlimmen Sportunfall von Magic Musiala ausdrücken zu können. «Das, was mein Blut zum Kochen bringt, ist nicht das Ergebnis. Sondern die Tatsache, dass es jemandem passiert ist, der das Spiel so sehr genießt und so wichtig ist für uns», sagte der Coach ins Deutsche übersetzt. Kompanys Stimme bebte.
Der emotionale Tiefschlag des Musiala-Dramas überlagerte alles andere. Er begleitet die Münchner Profis auch in den nun anstehenden dreiwöchigen Urlaub. Die millionenschwere WM-Finalwoche in New York findet ohne sie statt. Auch Thomas Müllers Bayern-Abschied nach dem 756. Pflichtspiel war nicht mehr das große Thema an einem Wochenende, an dem die Bayern wie schon in der Champions League gegen Inter Mailand auch bei dem umstrittenen XXL-Turnier des Weltverbandes in diesem Sommer im Viertelfinale scheiterten.
Neuer und Eberl attackieren Donnarumma
Eberl wähnte die eigene Mannschaft zwar auf «Augenhöhe» mit der aktuell wohl besten auf dem Globus. Aber PSG erzielte eben durch Desiré Doué (78. Minute) und Ousmane Dembélé (90.+6) zwei Tore. Letzteres sogar, als die Bayern nach zwei Roten Karten für William Pacho (81.) und Lucas Hernández (90.+2) mit Elf gegen Neun agierten. Und das eher kopflos.
Das alles verblasste aber in den Sorgen um Musiala und dessen schlimm verdrehten linken Fuß, auf den der 1,96 Meter große PSG-Torwart Gianluigi Donnarumma Ende der ersten Hälfte mit voller Wucht gekracht war. Es war eine beim Ansehen schwer erträgliche Szene. Und die heftigen Emotionen entluden sich direkt nach dem Spiel auch an Donnarumma. Neuer nannte die Aktion des Torwart-Kollegen «schon risikofreudig. Da nimmt man die Verletzung in Kauf».
Er habe Donnarumma sogar auf dem Platz auffordern müssen, zum später mit der Trage abtransportierten Musiala zu gehen. «Der Jamal liegt da, der hat eine schwere Verletzung. Da gehört sich das einfach aus Respekt, hinzugehen, ihm alles Gute zu wünschen und ein kleines Sorry dazulassen», zürnte der sonst besonnene Neuer aufgebracht. Irgendwo verständlich: Ein Unterschenkelbruch nach der WM 2022 hätte Neuers großartige Karriere beinahe beendet.
Wadenbein gebrochen, Bänderrisse, Operation
Donnarumma (26) hatte freilich nach der Aktion tief betroffen gewirkt. Er rieb sich die Augen. Nach dem Spiel reagierte er mit einer Botschaft via Instagram: «Alle meine Gebete und guten Wünsche sind bei Dir, Jamal Musiala.»
Erst einmal wird der 22-jährige Musiala Ärzte benötigen und ein lange Reha nach der Operation. Auch Sportvorstand Eberl war «angefasst». Auch wenn er Donnarumma keine Vorwürfe machen wollte, sprach er sie im Stadion doch aus. «Wenn ich mit 100 Kilo und einem Sprint auf den Unterschenkel springe, ist die Gefahr groß, dass was passiert», sagte Eberl. Absicht aber, betonte er, sei beim PSG-Torwart sicherlich «null komma null» im Spiel gewesen.
Müller ärgern «geschmacklose Diskussionen»
Wie geht es weiter? Das Unglück von Musiala, der erst zum Turnier aus einer längeren Verletzungspause zurückgekehrt war, verändert einiges beim FCB. Die Zukunft geht ja auch ohne das Urgestein Thomas Müller weiter. Der 35-Jährige legt das Bayern-Trikot ohne Happy End ab. Könnte er nach Musialas langem Ausfall nun nicht doch noch als Überbrückungshilfe bleiben?
Derart «geschmacklosen Diskussionen» lehnte Müller im Moment des Bangens um Musiala brüsk ab. «Nur weil man jetzt irgendwelche Gedankenspiele auf den Tisch bringen kann, hat das nichts mit der Realität zu tun.»
Wie sind die Bayern-Realitäten nach dieser Club-WM? Müller muss(te) gehen. Leroy Sané ist ablösefrei gegangen. Und Musiala fällt lange aus. Der Handlungsdruck in der Offensive steigt, das Transferziel Nick Woltemade wird heißer. Der 23 Jahre alte Shootingstar vom DFB-Pokalsieger VfB Stuttgart ist torgefährlich – und könnte die vakante Zehner-Position ausfüllen.
Hoeneß: Woltemade passt prima
«Ich halte ihn für einen sehr, sehr guten Spieler, der prima zu uns passen würde», sagte Ehrenpräsident Uli Hoeneß (73) nur wenige Stunden vor dem Musiala-Schreck. «Und ich würde es sehr begrüßen, wenn das dieses Jahr klappt. Und wenn nicht, dann nächstes Jahr.» Sofort wäre jetzt wohl besser.
Kompany gibt drei Wochen Urlaub
Die Bayern jedenfalls müssen was tun, wenn sie international nicht dauerhaft Teams wie Paris gratulieren wollen. «Wir werden uns belohnen – irgendwann», sagte Neuer trotzig. Der 39-Jährige erklärte das optisch auf Augenhöhe geführte Duell mit PSG sogar «zum Vorbild» und verkündete: «Wir wollen in Europa wieder angreifen! Wir wollen auch in der Bundesliga und im DFB-Pokal wieder da sein!»
Erst einmal aber geht’s in den Urlaub. Kompany gönnt seinen Profis frei bis Ende Juli. «Es geht nicht weniger. Es ist wichtig, dass die Jungs auch mental mal abschalten können», sagte er. Ohne große Vorbereitung geht es dann am 16. August im Supercup gleich wieder um den ersten kleinen Titel. Und das ausgerechnet in Stuttgart, gegen den VfB – und gegen Nick Woltemade?
Atlanta (dpa) – Anders als Uli Hoeneß rät Jürgen Klinsmann seinem früheren Spieler Thomas Müller zu einem Wechsel in die USA. «Ich wünsche mir, dass er noch ein paar Jahre ranhängt und natürlich, dass er das Abenteuer USA in seine Überlegungen einbezieht», schrieb der frühere Bundestrainer und Bayern-Chefcoach in einem Gastbeitrag im «Kicker»: «Er hat alles, um den Fußball in den USA weiter anzustoßen, wie es Lionel Messi oder auch Marco Reus tun.»
Der argentinische Weltmeister Messi steht bei Inter Miami unter Vertrag, der langjährige Dortmunder Reus geht für den amtierenden Meister Los Angeles Galaxy auf Torejagd. In LA könnte auch Müller landen, denn aus der Major League Soccer soll vor allem Los Angeles FC starkes Interesse am Weltmeister von 2014 haben.
«Er hätte mit Sicherheit viel Freude dabei, und ich hoffe natürlich, dass es ihn in diesem Falle am ehesten nach Los Angeles zieht», sagte Klinsmann, der in Kalifornien selbst ein zweites Zuhause gefunden hat. Klinsmann hatte bei seinem Münchner Kurzzeit-Engagement in der Saison 2008/09 Müller von den Amateuren zu den Profis hochgezogen. Später trainierte er auch das US-Nationalteam.
Hoeneß rät zum Karriereende
Bayerns Ehrenpräsident Hoeneß sieht ein mögliches Amerika-Abenteuer von Müller dagegen skeptisch. «Ich habe immer meine Meinung gesagt, dass es für ihn besser wäre aufzuhören. Aber wenn er das unbedingt will, soll er das machen», sagte der 73-Jährige vor Medienvertretern.
Die Major League Soccer sei zwar «besser geworden durch die Topstars», die zuletzt geholt worden seien, meinte Hoeneß: «Aber wenn man beim FC Bayern gespielt hat und dann in Los Angeles – das ist nicht dasselbe.»
Müller noch «voll im Arbeitsmodus»
Müller selbst wollte sich nach seinem letzten Spiel im Bayern-Trikot beim Viertelfinal-Aus der Club-WM in den USA gegen Paris Saint-Germain (0:2) nicht konkret zu seiner Zukunft äußern. «Die Ereignisse muss man erstmal verarbeiten. Ich bin noch voll im Arbeitsmodus drin. Alles andere kommt nach und nach», sagte der 35-Jährige: «Mir ist schon bewusst, dass es das letzte Spiel war.»
Der Ur-Bayer verlässt seinen Herzensclub nach 25 Jahren und 756 Pflichtspielen. Die schwere Verletzung von Offensivstar Jamal Musiala dürfte im Verein nicht zum Umdenken bezüglich einer Vertragsverlängerung mit Müller führen. «Das ist tatsächlich nicht in unseren Gedanken», sagte Sportvorstand Max Eberl.
East Rutherford (dpa) – Trainer Niko Kovac hat nach dem Ausscheiden von Borussia Dortmund grundsätzliche Kritik an der Club-WM in den USA geäußert. Kovac forderte den Fußball-Weltverband FIFA auf, im Hinblick auf die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr, die zum Großteil ebenfalls in den Staaten stattfindet, über Änderungen nachzudenken.
«Das Turnier braucht sicherlich noch Anpassungen in einigen Bereichen. Ein ganz wichtiger Punkt ist schon die Anstoßzeit», sagte der BVB-Coach nach dem 2:3 (0:2) der Dortmunder im Viertelfinale am Samstag gegen Real Madrid. «Dass die Spieler da der Mittagssonne ausgesetzt sind, wo es dann so heiß hergeht, dass ein Normal-Sterblicher nicht vor die Tür gehen soll und die Fußballer dann Höchstleistungen bringen sollen – ich glaube, das ist sehr grenzwertig. Da müssen wir schon aufpassen», sagte Kovac weiter.
Konsequenzen für WM 2026 gefordert
«Das wird es sicherlich auch nächstes Jahr auch bei der Weltmeisterschaft geben. Aber ich würde mir wünschen, dass man etwas Rücksicht auf die Spieler nimmt», sagte der 53-Jährige.
Dortmund hatte in der Vorrunde zweimal unter extrem heißen Bedingungen bei weit über 30 Grad Celsius in Cincinnati gespielt. Das Spiel gegen Mamelodi Sundowns war um 12.00 Uhr angepfiffen worden, das gegen HD Ulsan um 15.00 Uhr. Auch gegen Real Madrid am Samstag (16.00 Uhr/alles Ortszeit) in East Rutherford bei New York waren die Temperaturen auf über 30 Grad gestiegen.
Auch Rasen passt Kovac teilweise nicht
Auch das Spielfeld mit teilweise anderem Rasen als in Europa habe zu ungewohnten Eigenschaften auf den Ball geführt, kritisierte Kovac. «Für Highspeed-Fußball brauchst du andere Bedingungen.»
East Rutherford (dpa) – Borussia Dortmunds Geschäftsführer Lars Ricken ist trotz des Viertelfinal-Ausscheidens bei der Club-WM gegen Real Madrid hochzufrieden mit dem Abschneiden in den USA. «Wir haben den BVB, die Stadt Dortmund und die Bundesliga bei der FIFA-Club-WM würdig vertreten», sagte Ricken der Deutschen Presse-Agentur nach dem spektakulären 2:3 (0:2) am Samstag in East Rutherford bei New York.
«Wir sind Achter im europäischen Ranking, standen im Viertelfinale der Champions League und nun unter den besten Acht der Welt. Das kann sich sehen lassen», sagte Ricken. «International war in den vergangenen beiden Jahren keine deutsche Mannschaft besser als wir.» Vor dem BVB war auch Bayern München im Viertelfinale an Paris Saint-Germain gescheitert (0:2).
Ricken hofft auf positiven Effekt für neue Saison
Bis zum Einzug ins Viertelfinale kassierten die Dortmunder von der FIFA gut 53 Millionen US-Dollar an Preisgeld. Neben dem Abzug der Kosten wurden davon auch rund drei Millionen Euro an Prämien für die Spieler ausgeschüttet. «Ich hoffe, dass die Zeit hier in den USA unsere Mannschaft zusammengeschweißt hat», sagte der 48-Jährige.
Für den BVB ging es noch am Abend nach dem Spiel zurück nach Deutschland. «Die Spieler bekommen jetzt einige Wochen Urlaub. Und dann fangen wir alle gemeinsam mit der Vorbereitung auf die kommende Saison an. Das ist ein Vorteil gegenüber den vergangenen Jahren», sagte Ricken.
Auch mit dem Spiel gegen Real, in dem Dortmund bis zur turbulenten Schlussphase lange unterlegen war, war Ricken zufrieden. «Wir haben heute kein schlechtes Spiel gemacht, haben uns nie aufgegeben, am Ende war es sogar spektakulär, Marcel Sabitzer hatte die riesige Chance zum 3:3», sagte Ricken. «Aber Real Madrid war in den entscheidenden Momenten effektiver und klarer. Das erkennen wir an und gratulieren zum Weiterkommen.»
Atlanta/Orlando (dpa) – Max Eberl hat noch vor der endgültigen Gewissheit über die Schwere der Verletzung von Fußball-Nationalspieler Jamal Musiala und einer belastbaren Prognose über die Ausfallzeit ein Versprechen abgegeben. «Wir sind jetzt (als Verein) einfach da als Familie, um ihn wieder aufzubauen und zu begleiten auf seiner Reise, die definitiv nicht leicht sein wird», sagte der Sportvorstand des FC Bayern München nach der fürchterlich anzuschauenden Fuß- und Beinverletzung des 22-Jährigen im Viertelfinale der Club-WM gegen Paris Saint-Germain.
Wadenbeinbruch und Bänderrisse
Wenige Stunden nach dem 0:2 des deutschen Rekordmeisters gegen den Champions-League-Sieger kursierten die ersten Meldungen über das Ausmaß der Verletzung. Das linke Wadenbein sei gebrochen, berichtete die «Bild»-Zeitung. Von vier bis fünf Monaten Pause war zudem die Rede, was vor einer noch durchzuführenden Operation jedoch seriös kaum zu sagen ist. Auch von in Mitleidenschaft gezogenen Bändern am Sprunggelenk wurde berichtet.
Zu diesem Zeitpunkt war der Bayern-Tross schon nach dem Turnier-Aus zurückgereist aus Atlanta ins Basiscamp nach Orlando. Von dort aus soll heute Abend (Ortszeit) der Rückflug nach Deutschland erfolgen, und das offenbar mit dem Patienten Musiala. Die Deutsche Presse-Agentur bekam für all das aber am Samstagabend (Ortszeit) keine offizielle Bestätigung seitens des Vereins. Ein medizinisches Bulletin wurde vom Bundesligisten nicht veröffentlicht.
Der weitere Ablauf nach dem schweren Sportunfall, bei dem PSG-Keeper Gianluigi Donnarumma mit der vollen Wucht seines Oberschenkels bei einer Abwehraktion auf Musialas linken Unterschenkel gekracht war, bleibt abzuwarten.
Eberl sprach noch in Atlanta von einer Operation. «Hier OP, zu Hause OP», sagte der 51-Jährige. Der ideale Plan soll aber sein, sowohl den Eingriff als auch die Nachbehandlung in Deutschland durchzuführen.
«Jamal ist extrem traurig, extrem geknickt», berichtete Eberl. Die WM-Spiele waren seine ersten nach einer mehr als zweimonatigen Verletzungspause wegen eines Muskelbündelrisses im Oberschenkel. Der Einsatz gegen PSG war der erste des Offensivstars in der Münchner Startelf seit drei Monaten. «Jetzt war er endlich wieder da in großen Spielen. Das ist das, wofür wir ihn lieben, seine Spielfreude. Und jetzt kriegt er so einen Nackenschlag», sagte Eberl.
East Rutherford (dpa) – Die schwere Verletzung von Fußball-Nationalspieler Jamal Musiala hat auch bei Bayern Münchens Konkurrenten Borussia Dortmund zu Betroffenheit geführt. «Das ist schrecklich», sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem verlorenen Viertelfinale bei der Club-WM gegen Real Madrid (2:3) am Samstagabend in East Rutherford in New Jersey. «Ich drücke ihm alle Daumen. Es wird keine einfache Zeit für ihn. Er ist aber stark genug, wiederzukommen.»
Wenige Stunden zuvor war das Ausscheiden des FC Bayern gegen Paris St. Germain (0:2) in Atlanta von Musialas Verletzung überschattet worden. Der 22 Jahre alte Bayern-Profi, der gerade erst von einem Muskelbündelriss genesen war, verletzte sich gegen Paris kurz vor der Halbzeit in einer Aktion gegen PSG-Keeper Gianluigi Donnarumma, als dieser Musialas Bein eingeklemmt hatte. Der linke Fuß von Musiala stand anschließend seitlich ab. Schon allein die Bilder deuteten auf eine schlimme Verletzung hin.
«Ich habe die Szene einmal gesehen. Ehrlich gesagt, kann ich mir solche Szenen nicht so oft anschauen», sagte Kehl weiter.
East Rutherford (dpa) – Die Club-Weltmeisterschaft in den USA geht ohne deutsche Beteiligung in ihre letzte Woche. Xabi Alonsos Real Madrid führte Borussia Dortmund im Viertelfinale in East Rutherford bei Manhattan beim 3:2 (2:0) 20 Minuten lang vor. Die schwache Anfangsphase des BVB war trotz einer späten Aufholjagd auch der Grund fürs Ausscheiden. Zuvor war schon der FC Bayern an Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain (0:2) gescheitert.
Wenige Stunden später war der BVB in seinem ersten Spiel bei richtiger WM-Atmosphäre vor gut 76.611 Zuschauern zu Beginn chancenlos. Gonzalo García (10. Minute) und Fran García (20.) schossen das Alonso-Team im riesigen MetLife-Stadion früh auf die Siegerstraße. Das fast nur aus internationalen Madrid-Fans bestehende Publikum war verzückt.
Spektakuläre Nachspielzeit
Dem BVB gelang in einer wilden Nachspielzeit zunächst der Anschlusstreffer durch den eingewechselten Maximilian Beier (90.+2), ehe Kylian Mbappé (90.+4) kurz darauf das 3:1 erzielte. Serhou Guirassy traf per Elfmeter zum Endstand (90.+8), nachdem Reals Dean Huijsen den Torjäger zu Fall brachte und für eine Notbremse auch noch die Rote Karte sah. Real-Torwart Thibaut Courtois verhinderte sogar noch das mögliche 3:3.
«Wir haben nicht aufgegeben. Das ist schon mal eine gute Charaktereigenschaft», sagte Verteidiger Waldemar Anton dem Streamingdienst DAZN. Die Niederlage müsse man akzeptieren, sagte der BVB-Profi, der vor allem mit der ersten Hälfte haderte.
Durch den Sieg trifft Madrid im Halbfinale auf Paris und erhält weitere 21 Millionen US-Dollar. Die Dortmunder fliegen dagegen mit insgesamt gut 53 Millionen Dollar an FIFA-Preisgeldern direkt nach dem Spiel nach Hause. Für die BVB-Profis geht es nun erst einmal wieder für mindestens zwei Wochen in den Urlaub, weil ohne den gelb-gesperrten Jobe Bellingham gegen Real lange nur wenig funktionierte. Es sei eine «bittere Niederlage», betonte Dortmunds Julian Brandt.
Real tat nach dem schnellen 2:0 nicht mehr als nötig
Xabi Alonso musste in seinem ersten Spiel als Real-Coach gegen eine deutsche Mannschaft von der Seitenlinie zunächst kaum eingreifen. «Natürlich kenne ich Dortmund sehr gut, aber das bringt nichts. Das ist ein neues Spiel», hatte der Leverkusener Meistercoach von 2024 zuvor gesagt.
Tatsächlich lief es für den Favoriten schnell nach Plan, weil die Dortmunder Abwehr immer wieder zu lückenhaft agierte. Dies nutzte Alonso-Entdeckung García schon nach zehn Minuten konsequent aus. Der 21-Jährige erzielte sein viertes WM-Tor im fünften Spiel, weil Gegenspieler Anton nicht aufpasste und zuvor Marcel Sabitzer eine gefühlvolle Flanke von Arda Güler nicht verhinderte. Der zuvor erkrankte Superstar Mbappé saß derweil erneut zunächst nur auf der Bank.
Sabitzer spielte überraschend von Beginn an für Felix Nmecha. «Wir brauchen heute auch eine klare Kompaktheit, einen klaren Sechser. Und da ist für mich der Sabi schon eher derjenige, der die Position mehr hält als der Felix», begründete Kovac dies vor dem Spiel beim Streamingdienst DAZN.
BVB hinten nachlässig, vorne lange harmlos
Der BVB-Coach hoffte angesichts der hohen Temperaturen am Samstagnachmittag (Ortszeit) in New Jersey auch auf Ballbesitzphasen, «denn bei der Hitze braucht man auch den Ball». Tatsächlich lief sein Team Real anfangs nur hinterher. Nur zehn Minuten nach dem Rückstand erhöhte Fran García zum 2:0. Diesmal verweigerte die gesamte Dortmunder Abwehr jegliche Verteidigungsbemühungen.
Wie in der Stierkampfarena führte Real die BVB-Profis vor, das Publikum brüllte bei jedem Ballkontakt der Spanier verzückt «olé» und die Dortmunder staunten. Im Anschluss daran schonte Real bei 30 Grad die Kräfte und überließ dem BVB tatsächlich den Ball, der damit allerdings so gut wie nichts anfangen konnte.
Kovac setzte in der Pause noch einmal ein Zeichen und wechselte dreifach: Nmecha, Yan Couto und Beier kamen für Pascal Groß, Niklas Süle und Karim Adeyemi. Am Spiel änderte dies kaum etwas. Beier brachte etwas frischen Wind, insgesamt blieb Dortmund aber bis zur Nachspielzeit harmlos. Real tat nicht mehr als nötig, ehe eine wilde Schlussphase folgte. Höhepunkt der zweiten Hälfte war die Einwechslung von Luka Modric. Der 39 Jahre alte Ballon-d’Or-Gewinner von 2018 wird die Madrilenen nach der Club-WM und 13 Jahren verlassen.