Stuttgart (dpa) – Dank einer starken zweiten Halbzeit hat Vizemeister VfB Stuttgart auch das zweite Spiel im neuen Jahr gewonnen und sich dicht an die Champions-League-Plätze herangeschoben. Die Schwaben setzten sich zum Hinrunden-Abschluss der Fußball-Bundesliga mit 2:1 (0:1) gegen RB Leipzig durch und liegen nur noch einen Punkt hinter dem Tabellenvierten aus Sachsen, der in der Schlussphase gleich zwei Stürmer durch Platzverweise verlor.
Der slowenische Torjäger Benjamin Sesko traf auch im fünften Liga-Spiel nacheinander und brachte RB in der 10. Minute in Führung. Winter-Einkauf Jacob Bruun Larsen (50.) und Nick Woltemade (60.) drehten die Partie vor 57.500 Zuschauern mit ihren Toren aber zugunsten des VfB. Kurz vor dem Ende sahen Leipzigs Sesko (85.) und Loïs Openda (88.) jeweils noch Gelb-Rot.
Umkämpfte und hektische erste Halbzeit
In einem intensiven und hektischen ersten Durchgang rieben sich beide Teams phasenweise in Zweikämpfen geradezu auf. Stuttgarts in die Startelf zurückgekehrter Nationalstürmer Deniz Undav holte sich schon nach fünf Minuten für ein Foul die Gelbe Karte ab. Auch Sesko wurde für ein heftiges Einsteigen gegen Angelo Stiller im Mittelfeld verwarnt (20.).
Der VfB-Stratege konnte weiterspielen, war aber sichtlich aufgebracht und schimpfte in Richtung des Linienrichters. Für den ziemlich geforderten Referee Sascha Stegemann gab es zur Pause laute Pfiffe aus dem Publikum.
Openda trifft nur den Pfosten
Die Gastgeber hatten mehr Ballbesitz. Offensiv fehlte es ihnen vor der Pause aber an Präzision – und hinten leisteten sie sich Nachlässigkeiten. So führte ein Ballverlust des VfB kurz vor dem eigenen Strafraum auch zur frühen Leipziger Führung. Xavi Simons bediente Sesko – und der überwand Stuttgarts Torwart Alexander Nübel mit einem zentralen, aber auch strammen Schuss zum 0:1.
Nach knapp 20 Minuten hätte Openda für RB fast erhöht, traf nach einer weiteren Balleroberung der Sachsen aber nur den linken Pfosten. Der Belgier hätte auch querlegen können, unter anderem war auf der rechten Seite der in der Winterpause vom VfL Wolfsburg gekommene Ridle Baku mitgelaufen.
Raum bei Stuttgarts Führung unglücklich
Den besseren Start in die zweite Halbzeit erwischte der VfB. Undav flankte von der rechten Seite ins Strafraumzentrum, der erst eine Woche zuvor von der TSG 1899 Hoffenheim verpflichtete Bruun Larsen erzielte per Kopf den Ausgleich.
Das Tor beflügelte die Schwaben sichtlich. Vor allem Undav drehte nun auf – und war auch am zweiten VfB-Treffer beteiligt. Leipzigs Schlussmann Peter Gulacsi parierte einen Schuss des Angreifers aus kurzer Distanz zunächst. Verteidiger David Raum schoss bei seinem Klärungsversuch dann aber Woltemade an. Die Kugel flog ins Netz, die Partie war gedreht.
RB, das am Sonntag 4:2 gegen Werder Bremen gewonnen hatte, kämpfte noch um wenigstens einen Punkt. Der VfB ließ aber nur noch wenig zu – und machte drei Tage nach dem 1:0 beim FC Augsburg den nächsten Sieg klar.
Sesko foulte in der Schlussphase erneut Stiller und musste dafür vom Platz – genau wie wenige Minuten später Openda nach einem Schubser gegen Jamie Leweling.
Berlin (dpa) – Der 1. FC Union Berlin hat auch das zweite Pflichtspiel unter Trainer Steffen Baumgart ohne eigenes Tor verloren und dabei einen Vereins-Negativrekord eingestellt. Dem auswärts zuvor sieglosen FC Augsburg unterlagen die Berliner im heimischen Stadion An der Alten Försterei 0:2 (0:2).
Seit zehn Bundesligaspielen warten die Berliner auf einen Dreier. Das gab es für den FCU bislang erst einmal: In der Vorsaison, die fast im Abstieg endete. Alexis Claude-Maurice sorgte mit seinem Doppelpack (9./30. Minute) im letzten Spiel der Hinrunde für den Sieg der Gäste vor 21.560 Zuschauern und Zuschauerinnen.
Damit haben die mit Baumgart verbundenen Hoffnungen im Osten der Hauptstadt einen herben Dämpfer erhalten. Union liegt mit 17 Punkten nur knapp vor der Abstiegsregion. Offensiv bleiben die Berliner zu harmlos. Baumgarts erstes Pflichtspiel auf der Union-Trainerbank war am Samstag in Heidenheim (0:2) verloren gegangen.
Mutmacher für FCA
Einen Zähler könnten die Berliner dazu noch verlieren, wenn das Spiel mit dem Feuerzeug-Eklat gegen Bochum auch nach der Berufung für den VfL gewertet wird. Den Rückrundenstart bestreiten die Berliner ebenfalls daheim: Gegen den FSV Mainz 05 am kommenden Sonntag (15.30 Uhr/DAZN).
Der FCA schaffte dagegen den von Trainer Jess Thorup geforderten ersten Auswärtssieg der Saison und sprang in der unteren Tabellenhälfte an Union vorbei. Für die Schwaben ist der Erfolg ein wichtiger Mutmacher. Drei der nächsten vier Ligaspiele stehen auswärts an. Weiter geht es am Sonntag in Bremen (17.30 Uhr/DAZN).
Baumgart muss Abwehr umbauen
Bei den Gästen stand Neuzugang Cédric Zesiger, der erst am Dienstag per Leihe aus Wolfsburg gekommen war, nach mehreren Ausfällen in der Abwehr direkt in der Startelf.
Baumgart setzte mit drei Sechsern auf eine etwas defensivere Ausrichtung. Auch er baute seine Abwehrkette um. Kevin Vogt ersetzte innen Diogo Leite. Für den gesperrten Tom Rothe begann Jérôme Roussillon, der in dieser Spielzeit erst zu seinem zweiten Einsatz kam.
Über dessen linke Seite fielen beide Tore. Augsburg kombinierte sich jeweils in den Strafraum. Ein Klärungsversuch von Rani Khedira landete direkt bei Claude-Maurice, der den Ball kurz anlupfte und dann aus zentraler Position unter die Latte knallte. Bei seinem zweiten Treffer wurde der Franzose von Jeffrey Gouweleeuw vollkommen frei stehend im Rückraum bedient.
Jordan trifft nur die Latte
Durch Lucas Tousart (10.) und Benedict Hollerbach (17.) hatten die Eisernen Gelegenheiten zum Ausgleich. Gerade nach dem zweiten Tor wirkten sie aber verunsichert. Die Führung des FCA war absolut verdient.
In der Pause stellte Baumgart erneut um. Für Aljoscha Kemlein kam im Mittelfeld der offensivere Laszlo Benes ins Spiel. Kurz nach dem Wiederanpfiff hatte der in dieser Saison glücklose Jordan den Anschlusstreffer auf dem Fuß. Sein Schuss streifte aber nur die Latte (46.).
Ihre Druckphase konnten die Hausherren nicht für ein Tor nutzen. Nach einem clever gespielten Konter scheiterte Augsburgs Elvis Rexhbecaj an Union-Keeper Alexander Schwolow (58.). Die Köpenicker taten sich weiter schwer, viele Chancen zu erspielen. Der FCA beschränkte sich überwiegend darauf, das Ergebnis zu halten.
München (dpa) – In Adiletten schlurfte Doppeltorschütze Leroy Sané mit den Bayern-Kollegen zur Fankurve. Angeführt vom starken Sané hat der FC Bayern mit einer spielerisch leichten Torgala Meister Bayer Leverkusen auf Distanz gehalten. Durch das 5:0 (3:0) gegen die mut- und machtlose TSG 1899 Hoffenheim behauptete der Herbstmeister in der Fußball-Bundesliga seinen Vorsprung von vier Punkten auf den Doublesieger vom Rhein. «Es macht riesig Spaß. Ich denke, das sehen auch die Fans», sagte Sané bei Sat.1.
Sané (7./48. Minute), Raphaël Guerreiro (12.), Harry Kane (26.) mit der Fortsetzung seiner imposanten Elfmeterserie und Serge Gnabry (66.) ließen die Münchner Fans wiederholt Meister-Sprechchöre anstimmen. «Wir sind sehr zufrieden. Das war ein richtig guter Auftritt mit viel Spielfreude und schönen Toren», sagte Sportdirektor Christoph Freund bei Sky in vollen Englischen Wochen für die Münchner. «Es war wichtig, dass wir ein klares Ergebnis erzielen konnten. Es hat Spaß gemacht.»
Kompany fordert, Stars liefern
Vor 75.000 Zuschauern in der Allianz Arena stellte sich schon früh nur noch die Frage, wie hoch das Starensemble um den erst spät eingewechselten Rückkehrer Jamal Musiala das erste Heimspiel des Jahres gewinnen werden würde. Wie von Trainer Vincent Kompany vor dem Anpfiff angemahnt, nutzten seine Profis anders als beim zähen 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach ihre Chancen effizienter.
Hoffenheim machte es dem deutschen Rekordmeister allerdings auch überaus einfach und blieb im neunten Pflichtspiel nacheinander sieglos. «Im Moment fehlt es überall», sagte 1899-Mittelfeldakteur Dennis Geiger bei Sky. Man sei «mittendrin» im Abstiegskampf. «Da kann man nichts schönreden. Es geht um nichts anderes in der Saison.» Er habe nicht das Gefühl, dass alle alles auf dem Platz lassen würden.
Bevor der effektive und spritzige Sané seinen ersten Auftritt als Mann des Spiels hatte, gab ihm Teamkollege Thomas Müller nach einem vertändelten Ball gestenreich noch Besserungshinweise mit auf den Weg. Sané, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, beherzigte den Rat und schloss nach einem etwas glücklichen Doppelpass mit Müller zum 1:0 ab; sein viertes Saisontor.
Kane setzt seine Elfer-Serie fort
Auf dem sonst von Michael Olise besetzten rechten Flügel kam Sané besser zur Geltung als zuletzt auf der linken Seite. Auch das Zusammenspiel mit dem diesmal anstelle von Konrad Laimer als Rechtsverteidiger aufgebotenen Portugiesen Guerreiro funktionierte gut. Beim 2:0 profitierte Guerreiro allerdings nicht von Sané, sondern von einem schönen Zusammenspiel mit Kane.
Englands Nationalmannschaftskapitän demonstrierte wenig später einmal mehr seine Expertise vom Elfmeterpunkt. Nachdem Kevin Akpoguma den Ball gegen die Hand bekommen hatte, verwandelte Kane zum 27. Mal nacheinander einen Elfmeter. Alle seine 18 Strafstöße für Bayern waren drin. Dass es zur Pause nicht schon 4:0 stand, hatten die Gäste ihrem Verteidiger Arthur Chaves zu verdanken, der einen Müller-Kopfball vor der Torlinie klärte (20.). «Das Spiel war gefühlt nach 30 Minuten schon rum», sagte
Joker als Vorbereiter und Torschütze
Sané eröffnete nach Vorarbeit des eingewechselten Mathys Tel, der sich in München durchbeißen und den Verein nicht verlassen will, auch die zweite Spielhälfte mit einem Tor. TSG-Keeper Oliver Baumann konnte einem am Ort seines Länderspiel-Debüts nicht nur in dieser Szene leidtun.
Seine Vorderleute um den bemühten Bayern-Kandidaten Tom Bischof als einzigem Lichtblick ließen die Münchner fast nach Belieben kombinieren. Auf der Gegenseite trat Kapitän Manuel Neuer dann auch mal als Torwart in Erscheinung, als er einen Schuss von Finn Becker halten musste (70.).
Hoffenhems Trainer Christian Ilzer, der nur die Premiere mit Hoffenheim gewonnen hatte, hatte vor dem Anpfiff noch ein «geschlossenes Gesicht» seiner Mannschaft gefordert. Zu sehen war davon nichts. Im ersten Spiel von sechs Partien in 18 Tagen spielten die Münchner weiter locker und leicht. Der eingewechselte Gnabry erhöhte beim höchsten Bundesliga-Heimsieg unter Kompany auf 5:0. Mit viel Beifall wurde Sané wenig später ausgewechselt.
Bochum (dpa) – Trainer Dieter Hecking zeigte die doppelte Siegerfaust, die Bochumer Spieler fielen sich erleichtert in die Arme: Der VfL Bochum hat dank eines 1:0 (0:0)-Heimerfolgs gegen den FC St. Pauli seinen zweiten Saisonsieg in der Fußball-Bundesliga gefeiert und neuen Mut im Abstiegskampf geschöpft.
Vor allem Siegtorschütze Philipp Hofmann (67. Minute) hatte gute Laune: «Ein Tor zu machen, ist immer schön, aber heute war sehr viel Druck auf dem Kessel», sagte der Stürmer. «Kompliment an die Jungs.» Vorlagengeber Moritz Broschinski befand: «Ich denke, solche Spiele liegen uns auf jeden Fall.»
Blessin: «Da waren wir schon harmlos»
Im Hamburger Lager herrschte derweil Tristesse. «Extrem beschissen» fühle sich die Niederlage an, gestand Gästespieler Philipp Treu. Die Offensivleistung seines Teams fasste St. Paulis Coach Alexander Blessin zusammen: «Da waren wir schon harmlos.»
Zudem sorgten die Gäste vor 26.000 Zuschauern im ausverkauften Bochumer Stadion auch für den negativen Höhepunkt: Adam Dzwigala (90.+4) sah nach Videobeweis die Rote Karte wegen eines groben Fouls an Dani de Wit.
Der VfL ist zwar mit nun neun Punkten nach wie vor Tabellenletzter, macht der vor ihr liegenden Konkurrenz aber nun Druck – auch dem FC St. Pauli. Die Hamburger verpassten es, sich zusätzlich Luft zu verschaffen. Sie haben fünf Zähler mehr als der Revierclub.
Bochum kann zudem darauf hoffen, dass das Urteil des DFB-Sportgerichts zum Spiel bei Union Berlin Bestand hat und der VfL zwei zusätzliche Punkte erhält.
Angriffsreihen harmlos
«Die Wichtigkeit des Spiels brauchen wir nicht runterreden», sagte Hecking kurz vor der Partie bei Sky. Entsprechend engagiert ging seine Mannschaft in die Partie. Bochum war der Wille zum Sieg deutlich anzumerken. Ebenso deutlich wurde jedoch schnell, wie begrenzt die Mittel des VfL im Spiel nach vorn sind. Ein Distanzschuss von Maximilian Wittek in der 2. Minute war lange der einzige Abschluss, den die Bochumer Fans von ihrem Team zu sehen bekamen.
St. Pauli beschränkte sich zunächst hauptsächlich auf die Defensive. Die Hamburger versuchten zwar, nach Ballgewinnen immer mal wieder schnell umzuschalten. Das gelang jedoch nicht wirklich. Dass die beiden offensiv harmlosesten Teams der Liga aufeinandertrafen, war deutlich zu sehen.
Holtmann vergibt die große Chance zur Führung
Erst nach einer halben Stunde wurde es im nebligen Ruhrstadion erstmals richtig gefährlich. Gerrit Holtmann setzte sich gegen Hauke Wahl durch, zog von halbrechts in den Strafraum, schob den Ball aber ganz knapp am Tor vorbei.
Trotz der dürftigen Darbietung auf dem Rasen feuerten beide Fanlager ihre Mannschaften unermüdlich an. Zum Halbzeit-Song «Don’t Stop Believin’» von Journey hielten viele Fans ihre Handylichter und Feuerzeuge in die Höhe. Den Glauben nicht verlieren – dieses Motto galt auch für den VfL.
Hofmann erlöst die Bochumer Fans
Die erste Chance nach Wiederanpfiff hatten jedoch die Gäste: Oladapo Afolayan flankte auf Jackson Irvine, doch der Kapitän köpfte über das Tor. Hofmann machte es auf der Gegenseite besser. Der Mittelstürmer sprang mit vollem Körpereinsatz in eine Hereingabe des gerade erst eingewechselten Moritz Broschinski und drückte den Ball mit der Hacke über die Linie.
St. Pauli versuchte nun, auf Angriffsfußball umzuschalten. Die Gäste konnten sich in der Offensive jedoch kaum durchsetzen. So brachte Bochum den knappen Vorsprung über die Zeit – am Ende auch noch in Überzahl.
London (dpa) – Der britische Thronfolger Prinz William hat einigen Fußballfans von Aston Villa vor dem Spiel beim FC Everton eine große Freude gemacht. Der 42-Jährige, selbst ein großer Fan des Clubs, traf sich in Birmingham mit den Anhängern auf ein Kaltgetränk. Der Nachrichtenagentur PA zufolge hatte William den Verein um das Treffen gebeten, bestellt habe er einen Cider.
«Er war ein netter Kerl, sehr bodenständig, und er liebt Villa und die Leidenschaft, die wir alle teilen», sagte ein 18 Jahre alter Fan britischen Medien zufolge. «Ich glaube, wenn er keine anderen Verpflichtungen gehabt hätte, wäre er gerne beim Spiel dabei gewesen.»
Der künftige König Großbritanniens ist seit seiner Jugend Fan von Aston Villa. Bei der Niederlage des FC Bayern Anfang Oktober in der Champions League war William im Stadion des Premier-League-Clubs live dabei.
Kiel (dpa) – Bundesliga-Aufsteiger Holstein Kiel muss zwei Spiele auf seinen Kapitän Lewis Holtby verzichten. Der 34-Jährige war beim überraschenden 4:2 gegen Borussia Dortmund für ein grobes Foulspiel mit der Roten Karte bestraft worden. Nun sanktionierte das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ihn mit der Sperre.
Der Profi und sein Club haben die Sperre akzeptiert. Holtby wird den Kielern damit im Abstiegskampf in den Partien gegen die TSG 1899 Hoffenheim an diesem Samstag (15.30 Uhr) sowie am 24. Januar beim VfL Wolfsburg fehlen. Für den Aufsteiger war der Sieg gegen Dortmund der dritte Saisonerfolg.
Kiel/Frankfurt/Main (dpa) – Der Druck für Nuri Sahin wird immer größer und doch greifen die Gesetzmäßigkeiten der Branche bei Borussia Dortmund noch nicht. Selbst eine weitere Niederlage am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) bei Eintracht Frankfurt würde nicht zwingend das Aus des aktuellen BVB-Trainers nach der schlechtesten Dortmunder Hinrunde seit zehn Jahren bedeuten.
«Wir werden keine Trainerdiskussion führen», sagte Geschäftsführer Lars Ricken nach dem jüngsten verheerenden Auswärtsauftritt beim 2:4 (0:3) am Dienstag bei Aufsteiger Holstein Kiel. Der Rückstand auf das Minimalziel Champions-League-Qualifikation wächst und wächst dadurch. Vor dem Duell am Freitag liegt die Eintracht als Dritter acht Zähler vor dem BVB (25 Punkte).
Das Vertrauen, das die Verantwortlichen in den 36 Jahre alten Ex-BVB-Profi Sahin haben, ist dem Vernehmen nach so groß, dass er selbst bei einem möglichen noch größeren Rückstand auf Platz vier, im Amt bleiben könnte. Nach dem indiskutablen Auftritt in Kiel gehen den BVB-Bossen aber so langsam die Argumente für ihre Treue aus.
Die Argumente pro Sahin schwinden
Bislang galt stets die Losung, dass sich jeder BVB-Coach an der Qualifikation zur Gelddruckmaschine Champions League messen lassen muss. «Generell reden wir gerade nicht über einen europäischen Wettbewerb», sagte Ricken nun aber wenig verwunderlich nach dem Absturz ins Tabellenmittelfeld. «Es geht nur darum, das nächste Spiel bei Eintracht Frankfurt zu gewinnen.»
Und das wird angesichts der teilweise in dieser Spielzeit fast absurd anmutenden miesen Auswärtsauftritte der Dortmunder schwer genug. «Das hat mit dem Anspruch, den Borussia Dortmund hat, nichts zu tun», schimpfte Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem Tiefpunkt in Kiel. «Wir verhalten uns teilweise kindlich.» Dafür verantwortlich seien aber die Spieler.
«Der Trainer hat die Mannschaft emotional und taktisch hervorragend eingestellt», sagten Ricken und Kehl erstaunlicherweise ziemlich wortgleich. Zu sehen war davon in Kiel indes nichts. Da räumte der geknickte Sahin ein, dass seine Spieler nichts von dem, was er vorgegeben habe, umgesetzt hätten. «Wir haben überhaupt nicht angenommen, was uns hier erwartet. Wir haben Kiel genauso erwartet, wie sie heute gespielt haben», sagte der Coach.
Entwicklung der Mannschaft nicht erkennbar
Eigentlich wollte und sollte der große und stolze BVB nach der kurzen Weihnachtspause zur großen Aufholjagd ansetzen. Stattdessen droht nach dem 2:3 zum Jahresauftakt gegen Meister und Pokalsieger Leverkusen nun sogar eine englische Woche mit null Punkten aus drei Spielen.
«Wir haben die Hinrunde analysiert. Es ist dann schon bitter, wenn ähnliche Verhaltensweisen, die dazu geführt haben, dass wir bislang keine gute Saison gespielt haben, wenn wir die dann wieder gesehen haben. Das ist schon sehr enttäuschend», sagte Ricken und lieferte damit eigentlich ein Argument gegen Sahin, der für die Entwicklung der Mannschaft ja verantwortlich ist.
Grippewelle keine Entschuldigung
Dass vor dem Saison-Neustart eine verheerende Grippewelle die Mannschaft packte und die nahezu den gesamten Abwehrverbund außer Kraft setzte, liegt indes nicht in Sahins Verantwortung. In Kiel kehrten in Ramy Bensebaini, Nico Schlotterbeck und Kapitän Emre Can immerhin drei Spieler sogar in die Startelf zurück, die es unter normalen Umständen möglicherweise noch gar nicht wieder in den Kader geschafft hätten.
Dennoch war es Sahin selbst, der betonte: «Auch wenn wir mit elf kranken Spielern gespielt hätten, kannst du so eine Leistung nicht bringen. Ich übernehme die volle Verantwortung für diese Leistung.» Was bei ausbleibenden Konsequenzen freilich nur eine hohle Phrase ist.
Sahin fordert Aussprache: «Wahrheit sagen»
Der Trainer fordert nun eine Aussprache. «Es ist Zeit, dass wir uns in der Mannschaft, aber auch im Verein die Wahrheit sagen», forderte Sahin. Zeit und Raum dafür ist bis Freitag genug. Am Dienstagabend flog das Team bereits nach Mannheim, um sich in der Rhein-Main-Region vorzubereiten.
Dringend benötigte Verstärkungen wird es bis Freitag nicht geben. Nach dem Verkauf von Offensivakteur Donyell Malen für knapp 30 Millionen Euro an Aston Villa ist wieder Spielraum für Kaderkorrekturen da. Die sollten insbesondere für die Position von Kehl sitzen. Angesichts der Treue zu Sahin und der Kritik am Kader, der in seiner Zusammenstellung schon im alten Jahr als problematisch angesehen wurde, gilt die Einschätzung, dass es auch für den Sportdirektor eng werden könnte, sollte der BVB seine Ziele verpassen, als wenig gewagt. Trotz des soeben erst verlängerten Vertrags bis 2027.
Berlin (dpa) – Wenn es ums große Geld geht, ist der Streit vorhersehbar. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung soll am Donnerstagvormittag in Frankfurt/Main über die Verteilung der TV-Milliarden diskutiert werden. Vor allem auf Wunsch mehrerer Fußball-Zweitligisten kommt es einen Tag vor der folgenden Sitzung des Präsidiums zum verbalen Schlagabtausch um die entscheidende Frage: Wer bekommt in den kommenden vier Spielzeiten wie viel Geld aus dem TV-Topf von insgesamt mehr als 5,3 Milliarden Euro?
Den Ton für die Verteilungsdebatte setzte Hans-Joachim Watzke als Präsidiumssprecher der Deutschen Fußball Liga bereits vor mehreren Monaten. Mit «Solidaritätsthemen» solle ihm «bitte die nächste Zeit niemand mehr» kommen, sagte Watzke nach dem geplatzten Investoren-Deal. Seitdem haben sich in erster Linie unterklassige Traditionsvereine in Stellung gebracht und höhere Einnahmen gefordert. Aber auch der TV-Topverdiener FC Bayern München bezog eine klare Position. Besonders der Kampf um das Geld aus der Auslandsvermarktung birgt enorme Sprengkraft.
Bayern-Vorstandschef Jan-Christian Dreesen forderte bereits kurz nach Abschluss der neuen TV-Verträge für das Inland, «dass unsere Leistung bei der Verteilung klar honoriert wird. Solidarität darf nicht bedeuten, die Starken ein- oder auszubremsen. Solidarität heißt Gerechtigkeit: Wer die Liga antreibt, muss auch entsprechend belohnt werden – sonst gefährdet sie ihre eigene Zukunft.»
Zur Verteilung stehen insgesamt 4,484 Milliarden Euro für die vier Spielzeiten von 2025/26 bis 2028/29 aus der Inlandsvermarktung. Dazu kommen pro Saison rund 215 Millionen aus der Auslandsvermarktung, wie sie derzeit kassiert werden.
Der momentan noch gültige Schlüssel für die Verteilung ist ein Kompromiss der bisher letzten Diskussion und recht kompliziert. Aus dem Geld der Inlandsvermarktung gibt es einem Sockelbetrag von rund 26 Millionen Euro für jeden Erst- und von 7,4 Millionen Euro für jeden Zweitligisten. Dieser Gleichverteilungsanteil beträgt 50 Prozent.
Interesse nur geringer Anteil bei Verteilung
Der Leistungsanteil beträgt 43 Prozent. Dazu werden die Platzierungen der Vorjahre umgerechnet, wodurch der FC Bayern als zuletzt erfolgreichster Club den höchsten Anteil erhält und die Aufsteiger am wenigsten. Geringen Anteil beim Verteilungsschlüssel haben die beiden Säulen Nachwuchs (4 %) und Interesse (3 %).
Besonders das derzeit durch Umfragen gemessene Interesse soll nach Ansicht von bekannten Zweitligisten wie dem FC Schalke 04 und dem Hamburger SV stärker gewichtet werden. Verwiesen wird auf die englische Premier League und die spanische La Liga, bei denen das Interesse bei der TV-Geld-Verteilung 25 Prozent ausmacht.
Clubs wie etwa der FSV Mainz 05, die zur großen Gruppe der kleineren gezählt werden, sehen das anders. Vorstandsmitglied Christian Heidel stichelte in der «Frankfurter Rundschau», dass es auffalle, «dass die am lautesten vernehmbar sind, die die größten finanziellen Probleme haben». Heidel sagte: «Wenn es im Fußball nicht mehr nach Leistung geht, müssen die Alarmglocken schrillen.»
Meinungsmacher aus Hamburg
Zu den Meinungsmachern bei der Verteilungs-Diskussion gehört Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli und Mitglied des DFL-Präsidiums. Er sieht in der außerordentlichen Mitgliederversammlung an diesem Donnerstag «vorwiegend ein Zeichen der Machtlosigkeit der kleinen und mittleren Clubs, die in den vorherigen drei Verteilungsdebatten zu spüren bekommen haben, dass wenig Rücksicht auf sie genommen wird».
Das Potenzial für den größten Ärger bei den Spitzenvereinen besitzt der Vorstoß, die Verteilung der Auslandseinnahmen zu ändern, von denen die international spielenden Vereine das meiste Geld erhalten. «Es ist der einzige Topf, der noch mal mehr Ungerechtigkeit bringt», argumentierte Göttlich im «Kicker».
Ton ist «rauer und härter»
Beim TV-Geld aus dem Ausland profitiert der FC Bayern am stärksten von den Erfolgen der Vorjahre und kassiert in der laufenden Saison mehr als 35 Millionen Euro aus diesem Topf. Entsprechend ist der Rekordmeister gegen Änderungen. Mehr als ein Drittel der Erstligisten erhält aus dem Auslands-Topf nur das Minimum von rund 4,2 Millionen Euro.
«Ich stelle fest, dass der Ton, auch der öffentliche, rauer und härter geworden ist», kommentierte Axel Hellmann in der «Sportbild». Der auch im DFL-Präsidium sitzende Boss von Eintracht Frankfurt sagte: «Wenn ich die Vielstimmigkeit dieser Vorschläge höre, fehlt mir jegliche Fantasie, wie es zum Konsens kommt zwischen 36 Clubs mit einer Bandbreite von Bayern München bis Jahn Regensburg.»
Die Zeit bis zur Lizenzierung drängt
Eine Entscheidung kann bei der Zusammenkunft der 36 Proficlubs nicht fallen. Dafür zuständig ist das Präsidium, das am Freitag tagt. Dass anschließend bereits ein neuer Verteilerschlüssel präsentiert wird, erscheint unwahrscheinlich.
Dabei drängt die Zeit. Zum 15. März müssen die Vereine ihre Lizenzunterlagen für die kommende Saison bei der DFL einreichen. «Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll, dass wir in der Zwischenzeit wegweisende Veränderungen am Verteilersystem durchspielen, die praktischen Konsequenzen besprechen und die Clubs dann vor vollendete Tatsachen stellen, was mögliche Verschiebungen auf der Verteilerachse anbelangt», sagte Hellmann.