Watzkes Appell an die Politik: Weniger Bevormundung

Watzkes Appell an die Politik: Weniger Bevormundung

Frankfurt/Main (dpa) – Fußball-Spitzenfunktionär Hans-Joachim Watzke fordert von der künftigen Bundesregierung, die Wählerinnen und Wähler mehr in den Vordergrund zu stellen. Man dürfe den «moralischen Zeigefinger nicht pausenlos» benutzen und nicht «immer nur das Instrument der Belehrung und der Bevormundung» einsetzen, erklärte Watzke auf dem Neujahrsempfang der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Frankfurt am Main. Dann werden auch jene Menschen wieder in die Mitte der Gesellschaft zurückkehren, die man verloren habe, sagte der DFL-Präsidiumssprecher.

Der 65 Jahre alte Geschäftsführer von Borussia Dortmund rief darüber hinaus zu Toleranz, einem demokratischen Diskurs und zum Kampf gegen Antisemitismus auf. «Und das ist im Prinzip nur das, was wir allen Mitgliedern der Fußballfamilie mitgeben können: Dass man bei seiner Wahlentscheidung vielleicht auch danach beurteilt, was wir für uns selbst als Leuchttürme präferieren», sagte Watzke.

Die Bundestagswahl findet am 23. Februar statt. Sie wurde um mehr als ein halbes Jahr wegen des Bruchs der Ampel-Koalition vorgezogen. Die Regierung mit SPD und Grünen ist seit dem Aus ohne Mehrheit im Parlament.

Schuppan neuer RB-Sportdirektor – Baier kommt aus München

Schuppan neuer RB-Sportdirektor – Baier kommt aus München

Leipzig (dpa) – Fußball-Bundesligist RB Leipzig hat seine Umstrukturierung im Sportbereich unter Geschäftsführer Marcel Schäfer vorangetrieben. Ex-Profi Sebastian Schuppan ist vom Referent Sport zum Sportlichen Leiter aufgestiegen und damit Nachfolger des nach Salzburg gewechselten Rouven Schröder. Schuppan (38) wird den Lizenzspieler-, den Athletik- sowie den medizinischen Bereich verantworten.

Ab dem 15. Februar wird zudem Daniel Baier neuer Sportkoordinator und ist für das Scouting, Data Analytics und Career Center zuständig. Baier war zuletzt Scout beim FC Bayern München, davor beim VfL Wolfsburg und dem FC Augsburg. Als Profi war der 40-Jährige lange Jahre Kapitän in Augsburg.

TV-Milliarden der Fußball-Bundesliga: Streit vor Einigung

TV-Milliarden der Fußball-Bundesliga: Streit vor Einigung

Frankfurt/Main (dpa) – Im Streit um die Verteilung der TV-Milliarden wollen sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) und die 36 Bundesliga-Clubs ohne weiteres Getöse zusammenraufen – am Status quo zugunsten der großen Vereine wird sich wohl kaum etwas verändern. Die Voraussetzungen dafür wurden bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung der DFL gelegt, ehe die Spitzenvertreter beim anschließenden Neujahrsempfang im Frankfurter Palmengarten in Harmonie schwelgten. 

Das DFL-Präsidium könnte an diesem Freitag den Beschluss schon auf den Weg bringen, beschlossen wird die neue Regelung aber noch nicht. «Wir wollen bis Ende Januar ein Ergebnis», sagte DFL-Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke.

«Wir hatten heute eine sehr, sehr gute, sehr konstruktive, sehr sachlich gute Mitgliederversammlung. Damit war im Vorfeld nicht unbedingt zu rechnen», erklärte Watzke dann vor der geballten Fußballprominenz mit Julian Nagelsmann, Rudi Völler, zahlreichen Bundesliga-Managern und Vertretern des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). «Harmonisch», sagte der DFL-Geschäftsführer Steffen Lenz, sei es gewesen. 

«Der Film wiederholt sich»

Die Entscheidung, wie die etwas über 5,3 Milliarden Euro in den kommenden vier Spielzeiten auf die Clubs verteilt werden sollen, trifft letztlich das neunköpfige DFL-Präsidium. In der Mitgliederversammlung ging es auch darum, ob die Einnahmen aus der zentralen Vermarktung der internationalen TV-Rechte nach demselben Schlüssel verteilt werden sollen wie jene der nationalen TV-Rechte.

Die von einigen Spitzen-Clubs befürchtete Abstimmung zu dem brisanten Thema gab es allerdings nicht. Das meiste Geld aus dem internationalen Topf von derzeit rund 215 Millionen Euro pro Saison erhalten bisher die auf der europäischen Bühne spielenden Vereine.

Er wäre sofort dafür, wenn es eine andere Verteilung zugunsten der kleineren Vereine geben würde, sagte Bochums Geschäftsführer Ilja Kaenzig vom Bundesliga-Schlusslicht VfL Bochum. «Aber das ist nicht kompromissfähig. Der Kuchen muss erst größer werden. Und dafür müssen wir alle mehr leisten. Die Diskussion war überragend, aber der Film wiederholt sich.» 

Hellmann: «Erstklassige Debatte»

In erster Linie unterklassige Traditionsvereine hatten sich vorab in Stellung gebracht und höhere Einnahmen gefordert. «Es gibt nichts ergebnismäßiges zu sagen, außer dass es eine erstklassige Debatte war. Solche Diskussionen sollte man öfter führen», sagte Axel Hellmann, der auch im DFL-Präsidium sitzende Boss von Eintracht Frankfurt. 

Zur Verteilung stehen insgesamt 4,484 Milliarden Euro für die vier Spielzeiten von 2025/26 bis 2028/29 aus der Inlandsvermarktung. Dazu kommt das Geld aus der Auslandsvermarktung.

Der momentan noch gültige Schlüssel für die Verteilung ist ein Kompromiss der bisher letzten Diskussion und recht kompliziert. Aus dem Geld der Inlandsvermarktung gibt es einem Sockelbetrag von rund 26 Millionen Euro für jeden Erstligisten und von 7,4 Millionen Euro für jeden Zweitligisten. Dieser Gleichverteilungsanteil beträgt 50 Prozent.

Traditionsclubs wollen mehr Berücksichtigung ihrer Strahlkraft

Der Leistungsanteil beträgt 43 Prozent. Dazu werden die Platzierungen der Vorjahre umgerechnet, wodurch der FC Bayern als zuletzt erfolgreichster Club den höchsten Anteil erhält und die Aufsteiger am wenigsten. Nach Ansicht von Traditionsclubs wie FC Schalke 04 und Hamburger SV soll das Interesse an Vereinen mit vielen Fans stärker berücksichtigt werden.

«Wir haben die vielfältigen Perspektiven im Kreis der 36 offen und vertrauensvoll ausgetauscht. Das hat uns als Liga weitergebracht. Wir nehmen als Präsidium ein hilfreiches Meinungsbild mit in unsere weiteren Beratungen», sagte Watzke in einer DFL-Pressemitteilung. Die Zeit drängt: Zum 15. März müssen die Vereine ihre Lizenzunterlagen für die kommende Saison bei der DFL einreichen.

Watzke über Polizeikosten: «Nicht immer alles gleich machen»

Watzke über Polizeikosten: «Nicht immer alles gleich machen»

Frankfurt/Main (dpa) – Die mögliche Einführung eines Solidarfonds nach dem Polizeikosten-Urteil sieht DFL-Sprecher Hans-Joachim Watzke kritisch. «Wir können nicht immer alles gleich machen», sagte der 65 Jahre alte Watzke, der auch Geschäftsführer von Borussia Dortmund ist, nach der Mitgliederversammlung der 36 Proficlubs in Frankfurt. 

Ein Solidarfonds könnte jene Clubs entlasten, die einen Teil der Polizeikosten für Hochrisikospiele selbst tragen müssen. Bisher muss das nur Werder Bremen. So darf der Stadtstaat dem Bundesligisten anfallende Mehrkosten in Rechnung stellen. In anderen Bundesländern laufen Debatten, ob die Praxis aus Bremen übernommen werden soll. Das Bild ist bisher uneinheitlich.

DFL in Karlsruhe gescheitert

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) war am Dienstag im Streit um eine Beteiligung der Dachorganisation an den Polizeikosten für Hochrisikospiele am Bundesverfassungsgericht gescheitert. Ihre Verfassungsbeschwerde gegen eine entsprechende Regelung aus Bremen blieb ohne Erfolg, wie der Erste Senat in Karlsruhe verkündete. (Az. 1 BvR 548/22)

«Es wird nicht so kommen, dass die Clubs aus den Bundesländern, in denen diese Kosten nicht erhoben werden, in einen Solidartopf einzahlen», hatte Watzke schon vor dem Urteil der «Sport Bild» gesagt. «Das ist schon die Verantwortung auch der einzelnen Landesregierungen.»

Jeder habe an seinem Standort unterschiedliche Voraussetzung, bekräftigte Watzke nun. Man müsse aber erstmal die konkreten Auswirkungen des Urteils abwarten.

Eintracht setzt gegen Dortmund auf Wechsel-Kandidat Marmoush

Eintracht setzt gegen Dortmund auf Wechsel-Kandidat Marmoush

Frankfurt/Main (dpa) – Eintracht Frankfurts Trainer Dino Toppmöller plant auch gegen Borussia Dortmund mit Star Omar Marmoush. «Es gibt keine neue Wasserstandsmeldung. Er wird im Normalfall spielen. Ich kann nur den Status quo beurteilen und mich danach richten», sagte Toppmöller vor der Partie in der Fußball-Bundesliga gegen die schwächelnde Borussia am Freitag (20.30 Uhr/DAZN). 

Laut Transfer-Journalist Fabrizio Romano soll der englische Serienmeister Manchester City unter der Woche ein erstes offizielles Gebot für den 25 Jahre alten Ägypter übermittelt haben. Dazu sagten die Hessen bisher nichts. 

BVB-Probleme interessieren Toppmöller nicht

Mit Torgarant Marmoush in Frankfurts Startelf hätte die zuletzt nicht so stabile Dortmunder Abwehr aber sicherlich einiges mehr zu tun als ohne ihn. Von den aktuellen Problemen der Schwarz-Gelben will sich Toppmöller aber nicht blenden lassen. «Was dort passiert, ist nicht meine Baustelle. Das kann ich nicht einschätzen. Es wird eine schwierige Aufgabe gegen eine Mannschaft mit extrem hoher individueller Qualität», sagte der 44-Jährige.

Trotzdem fühle sich die Mannschaft so, dass sie zu Hause gegen Borussia Dortmund gewinnen könne. «Dafür brauchen wir eine top Leistung, ein top Publikum, dann ist alles möglich und es ist dann auch egal, wie der Gegner heißt», sagte Toppmöller.

BVB und Sahin im Krisenmodus: Gesund zur Wende?

BVB und Sahin im Krisenmodus: Gesund zur Wende?

Frankfurt/Main (dpa) – Den Stress und die vielen Sorgen ließ sich Nuri Sahin nicht anmerken. Auch im Krisenmodus bleibt der Trainer von Borussia Dortmund ruhig – zumindest äußerlich. Mit vielen schonungslosen internen Gesprächen, akribischer Arbeit und im Wissen um die Rückendeckung der Bosse versucht der 36-Jährige, den wankenden BVB irgendwie wieder auf Kurs zu bringen. Dafür hat er aber kaum Zeit.

Das 2:4-Debakel bei Aufsteiger Kiel hat Sahin tief getroffen und eine ganze Nacht beschäftigt. Das Vertrauen in seine Mannschaft lässt sich der Coach vor dem eminent wichtigen Spiel gegen Eintracht Frankfurt dennoch nicht nehmen.

Grippewelle überstanden

«Ich weiß, dass die Jungs morgen da sein werden. Ich weiß, dass wir eine Reaktion zeigen werden. Ich vertraue da meinen Spielern weiterhin», sagte Sahin kämpferisch.

Ein Problem hat sich vor dem Freitagabendspiel (20.30 Uhr/DAZN) erledigt: Die Grippewelle, die zuletzt zu zahlreichen Ausfällen führte, hat Borussia Dortmund überstanden. Außer Innenverteidiger Niklas Süle stehen Sahin alle Spieler zur Verfügung. Doch auch wenn alle fit sind: Viele Fragezeichen bleiben.

Der BVB hatte zuletzt nicht nur ein Krankheitsproblem, sondern auch ein Führungsproblem auf dem Platz. Erfahrene Profis wie Julian Brandt, Marcel Sabitzer oder Kapitän Emre Can konnten die Mannschaft nicht mitreißen. Die eigentlich als absolute Leistungsträger eingeplanten Profis kämpfen mit eigenen Unzulänglichkeiten.

Sahin erwartet auch mal «Klartext»

Bei Spielen wie in Kiel, als beim BVB gar nichts zusammenlief, wolle er gerade von den Führungsspielern sehen, «dass sie das Heft in die Hand nehmen», sagte Sahin. Er erwarte auch mal «Klartext» auf dem Platz. Mit Blick auf Nationalspieler Brandt sagte er zudem: «Es ist natürlich klar, dass Jule einer von diesen Spielern ist. Er ist sich der Lage bewusst. Er will mit anpacken.»

Sahin habe seine Mannschaft in den vergangenen Tagen niedergeschlagen, aber auch sehr selbstkritisch erlebt, berichtete der Coach. Das Hadern mit der bemerkenswert schwachen Leistung und die Analyse seien jetzt abgeschlossen. Alles andere bringe nichts. «Es muss auch für mich und mein Trainerteam weitergehen», sagte er.

Der Coach weiß natürlich, dass nach der schwächsten Hinrunde seit zehn Jahren auch über seinen Job diskutiert wird. Dass Sahin eine weitere Niederlage als BVB-Coach überstehen würde, ist möglich. Sicher ist es im schnelllebigen Fußballgeschäft aber nicht. Viel hängt wohl von der Art und Weise des Dortmunder Auftritts bei der Eintracht ab.

Wie lange hält das Vertrauen der Bosse?

Ein weiterer fußballerischer Offenbarungseid würde die Verantwortlichen beim BVB um Geschäftsführer Lars Ricken noch mehr unter Druck setzen – auch wenn die Bosse eigentlich großes Vertrauen in Sahin haben. Ein Scheitern des Trainers wäre auch für sie ein schwerer Schlag.

Der frühere BVB-Profi, der auch in der Mannschaft großen Rückhalt genießt, soll das Team weiterentwickeln. Das Minimalziel Champions-League-Qualifikation muss Sahin aber erreichen – allein schon wegen der damit verbundenen Einnahmen. Vor dem Rückrundenstart beträgt der Rückstand auf Rang vier für den BVB schon fünf Punkte. Bei einer Niederlage beim Tabellendritten in Frankfurt würde er wohl weiter anwachsen.

Angesichts der Stärke des Gegners und der eklatanten Dortmunder Auswärtsschwäche scheint ein Ende der BVB-Krise ausgerechnet bei der Eintracht unwahrscheinlich. Erst ein Sieg gelang dem Revierclub in dieser Bundesliga-Saison auf fremdem Platz.

Auch Sahin sieht die Hessen als «Topgegner». Der Coach sagt aber auch: «Vielleicht ist das auch gerade der Gegner, den wir brauchen, um das wettzumachen, was wir geleistet haben.»

Bayerns Torwart-Pläne mit Kölns Talent Urbig

Bayerns Torwart-Pläne mit Kölns Talent Urbig

Köln/München (dpa) – Der FC Bayern München arbeitet nach einigen aktuellen Entwicklungen mal wieder an der Torwart-Position. Nach übereinstimmenden Medienberichten will der Fußball-Bundesligist das Talent Jonas Urbig vom 1. FC Köln verpflichten. Nach Informationen von Sky sollen Verein und Torwart bereits eine mündliche Einigung erzielt haben. Demnach soll der 21-jährige Urbig noch in der Winter-Transferperiode nach München wechseln.

Auch Bayern und Köln befinden sich den Berichten zufolge bereits in direkten Verhandlungen über einen Wechsel. Ein erstes Angebot der Münchner soll vom Zweitligisten abgelehnt worden sein. In den Verhandlungen gehe es derzeit um eine Ablöse von rund acht Millionen Euro, hieß es. Damit könnte der Jung-Profi der teuerste Zweitliga-Torhüter in der Geschichte werden. Urbigs Vertrag in Köln läuft noch bis 2026.

Eberl bedeckt, Keller dementiert nicht 

Bayerns Sportvorstand Max Eberl hielt sich nach dem 5:0 in der Bundesliga gegen die TSG Hoffenheim angesprochen auf Personalien beim Rekordmeister bedeckt. «Wenn es etwas zu verkünden gibt, dann verkünden wir es», sagte der 51-Jährige. Mit Blick auf mögliche Winter-Transfers betonte er: «Unser Kader ist qualitativ und quantitativ sehr gut aufgestellt.» Er denke darum nicht, dass sich bis zum Ende der Transferfrist etwas tue.

Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller dementierte die Berichte im Rahmen des FC-Mitgliederstammtischs am Mittwochabend laut «Kölner Stadt-Anzeiger» zumindest nicht. «Richtig ist, dass es von mehreren europäischen Top-Clubs – und Bayern ist natürlich ein europäischer Top-Club – Interessensbekundungen zu Jonas Urbig gibt. Mehr kann ich dazu jetzt nicht sagen», sagte der 46-Jährige. 

Köln plant zunächst weiter mit Urbig 

Auf der Pressekonferenz vor dem Rückrundenauftakt gegen den Hamburger SV am Samstagabend (20.30 Uhr/Sky und Sport1) bekräftigte Kölns Trainer Gerhard Struber, weiterhin mit Urbig zu planen. Thomas Kessler, Bereichsleiter Lizenzfußball, betonte: «Er hat bei uns Vertrag und ich gehe heute davon aus, dass Jonas unser Spieler bleibt.» Urbig sei trotz weniger Spielzeit zuletzt ein wichtiger Part der Mannschaft und habe viel Potenzial. «Grundsätzlich sind wir sehr froh, ihn bei uns im Kader zu haben und ich glaube, er hat auch die Möglichkeit, wieder auf mehr Spielzeit zu kommen», so Kessler.

Der in Köln ausgebildete Urbig war als Stammkeeper des derzeitigen Zweitliga-Spitzenreiters in die Saison gegangen, ehe Trainer Struber Marvin Schwäbe wieder zwischen die Pfosten beorderte. In München könnte der U21-Nationaltorwart hinter Manuel Neuer als zweiter Mann aufgebaut werden. 

Bayerns Ersatztorwart Daniel Peretz fällt wohl noch mehrere Wochen mit einer Nierenquetschung aus. Er hat aktuell Trainingsverbot, wie Eberl berichtete. Sven Ulreich fehlte länger aus privaten Gründen, verzichtet auf Auswärtsreisen.

Bayern-Streitfall Sané: Der Mann mit den zwei Gesichtern

Bayern-Streitfall Sané: Der Mann mit den zwei Gesichtern

München (dpa) – Leroy Sané war prächtiger Laune – endlich mal wieder. Nach seinem insgesamt dritten Bundesliga-Doppelpack beim 5:0-Torfest des FC Bayern gegen die TSG Hoffenheim schlurfte der Fußball-Nationalspieler in roten Adiletten durch die Allianz Arena. Und er witzelte vor der TV-Kamera mit seinen Teamkollegen Jamal Musiala und Thomas Müller. «Ich fühle mich hier wohl. Besonders mit diesen zwei komischen Vögeln», sagte Sané – und lachte.

So mögen sie Sané in München. Und so würden die Bayern-Bosse um Vertragsverhandlungsführer Max Eberl, Trainer Vincent Kompany und auch die Teamkollegen den Mann mit den zwei Fußball-Gesichtern gerne häufiger nach Spielen erleben. Sané als Unterschiedsspieler. Sané als Spielentscheider.

«Heute hat er viel gemacht und wenig gedacht»

Müller traf bei seinem Experten-Kommentar zur Sané-Leistung womöglich den Kern der Problematik bei dem hoch veranlagten Stürmer. «Man denkt immer, man will ihn so wachrütteln, dass er einfach mal macht und nicht so viel denkt. Heute hat er viel gemacht und wenig gedacht. Das hat gut ausgesehen.» 

Bei seiner Auswechslung nach den sehenswerten Toren mit links zum 1:0 und 4:0 gab es herzlichen Applaus des Publikums für den Spieler, der sich nur wenige Tage zuvor nach dem 1:0 in Gladbach wieder mal im Kreuzfeuer der Kritik befand. Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus wertete Sané gar zum «Mitläufer» im Münchner Starensemble ab. 

Sané reagierte gegen Hoffenheim auf dem Rasen. Die Körpersprache stimmte, die Zielstrebigkeit, die Effektivität. Wut im Bauch? Genugtuung? «Ich meine, wir sind im Sport», antwortete er bei Sky. «Gibt’s eine gute Leistung, wirst du auch gelobt. Wenn’s nicht so gut läuft, na klar, kann’s auch mal ein bisschen hageln.» 

Sané: «Ich bin auch ablösefrei»

Der Sané von Mittwochabend könnte doch eine Zukunft in München haben. «Ich habe ja schon einiges dazu gesagt, dazu stehe ich auch», sagte der 29-Jährige zur Zukunft. Er würde gerne verlängern. Bei Sat.1 bemerkte er aber auch scherzhaft: «Ich bin auch ablösefrei.» Das ist in Europa bekannt.

Eberl merkte an, es habe nicht so ein Spiel von Sané gebraucht, um zu wissen, was der Flügelspieler drauf habe. «Leroy hat eine unfassbar große Qualität. Und wenn er sie so abruft, dann ist er natürlich ein Spieler, der für Bayern München infrage kommt», sagte der Sportvorstand. Man habe auch nie gesagt, dass Sané keine Zukunft mehr beim Rekordmeister habe. «Wie er sich präsentiert, das ist genau das, wie wir ihn brauchen», sagte Eberl stattdessen. 

Und da beginnt die Crux. Sané trägt bald fünf Jahre das Bayern-Trikot. 50 Millionen Euro kostete er 2020. Und Sané wollte damals einer werden, wie es der große Arjen Robben vor ihm auf dem rechten Flügel über viele Jahre war. Ein Mann, der Bayern zu großen Siegen und Titelruhm führt und schießt. 

Die 10 von Robben, aber kein Robben-Moment

Er wählte damals bewusst Robbens 10 als Trikotnummer, «weil ich natürlich mit vorangehen möchte», wie er begründete. Die Robben-Nummer sei kein Druck für ihn, sondern «noch eine kleine Motivation». 

Auf Sanés Robben-Moment für die Ewigkeit warten sie in München bis heute. Kommt er noch? Oder läuft die Zeit ab? Kompany setzt immer wieder auf Sané. Und den Trainer verbindet eine spezielle Vergangenheit mit Sané. 

«Ich habe mit Leroy zusammengespielt», erinnerte der Belgier an seine Profizeit bei Manchester City. «Und für mich ist wichtig, dass ich den gleichen Leroy sehe wie den, den ich kannte in meiner Zeit als Mitspieler. Und das habe ich.»

Gegen Hoffenheim half es Sané womöglich auch, dass er rechts angreifen durfte statt links. «Dieses Statement ist zu schwarz-weiß für mich. Gegen Leipzig hat er links gespielt und auch ein Tor erzielt», wehrte Kompany ab. 

Eberl: Leverkusen Konkurrent bis zum Ende

Doch Sané kommt auf dem Flügel, auf dem ihm Neuzugang Michael Olise den Rang abgelaufen hat, besser zur Geltung. Kompany bewertet seine Angreifer aber nicht nur an ihrer Torzahl. «Hauptsache ist für mich, dass sie sehr hart arbeiten für die Mannschaft.» Dann könne er «auch damit leben, wenn sie mal nicht treffen», sagte er nach dem Torfest gegen machtlose Hoffenheimer. 

53 Tore haben die Bayern in den 17 Hinrundenspielen erzielt. Neben Sané trafen gegen Hoffenheim Raphael Guerreiro, Elfmeterspezialist Harry Kane und Serge Gnabry. Der Bundesliga-Rekord, gehalten von den Bayern, datiert aus der Spielzeit 1971/72 mit 101 Treffern. «Wenn wir viele Tore schießen, gut. Es geht aber eigentlich nur darum, dass wir die Spiele gewinnen», meinte Kompany.

Und um die Rückkehr der Meisterschale nach München. 42 zu 38 Punkte steht’s im Zweikampf mit Meister Bayer Leverkusen zur Saisonhalbzeit. «Dass Leverkusen der Konkurrent sein wird bis zum Ende, das ist nicht überraschend für uns», sagte Eberl. «Wir haben vier Punkte vor, plus Tore vor, sind Hinrunden-Meister. Das ist erstmal ein gutes Zwischenergebnis.»