Heidenheim startet ins erste Trainingslager in Südtirol

Heidenheim startet ins erste Trainingslager in Südtirol

Heidenheim (dpa/lsw) – Der 1. FC Heidenheim ist in das erste von zwei Trainingslagern vor seiner zweiten Saison in der Fußball-Bundesliga gestartet. In Natz-Schabs in Südtirol kann Trainer Frank Schmidt bis kommenden Mittwoch fast mit seinem gesamten Kader arbeiten. Nur Neuzugang Julian Niehues fehlt in Italien, weil der vom 1. FC Kaiserslautern gekommene Mittelfeldspieler nach einem Kreuzbandriss noch in der Reha ist. 

«Aufgrund der ruhigen Lage und der unmittelbaren Nähe vom Hotel zum Trainingsplatz bietet Natz-Schabs ein perfektes Umfeld für uns», erklärte Schmidt. Die Profis würden dort in bis zu drei Trainingseinheiten pro Tag sowohl im athletischen als auch im fußballerischen Bereich arbeiten. Am Samstag (15.30 Uhr) tragen die Heidenheimer zudem ein Freundschaftsspiel gegen eine regionale Auswahl aus.

Nach der Woche in Südtirol hat der FCH noch sechs weitere Testspiele, Höhepunkt ist die Partie gegen den spanischen Erstliga-Aufsteiger Espanyol Barcelona am 10. August (15.30 Uhr) in der Heidenheimer Voith-Arena. Zuvor ist das zweite Trainingslager für die Zeit vom 28. Juli bis 4. August in Mils in Tirol geplant. 

In die neue Saison startet Heidenheim mit dem Erstrundenspiel im DFB-Pokal beim Regionalliga-Aufsteiger FC 08 Villingen am 17. August (15.30 Uhr).

Kroos will den Renten-Aufschub: Spanien nicht das Ende

Kroos will den Renten-Aufschub: Spanien nicht das Ende

Herzogenaurach (dpa) – Toni Kroos hatte eine Bitte. Und die war gleichbedeutend mit einer Kampfansage an den ihm bestens bekannten Rivalen Spanien: Jetzt bloß noch keine Fußball-Nachrufe verfassen. Das EM-Viertelfinale soll und wird nicht das persönliche Finale seiner großen Karriere sein. Das machte Kroos einfach mal deutlich. «Ich gehe nicht davon aus, dass es mein letztes Spiel ist», sagte der 34-Jährige im Teamquartier der Nationalmannschaft in Herzogenaurach. 

«Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das Turnier zu gewinnen», sagte Kroos. Zurückgekommen sei er schließlich, um dieses letzte Ziel als Spieler zu erreichen. Wie er da saß auf dem Pressepodium, selbstverständlich und cool, so wie er auf dem Rasen spielt. Ein deutscher Fußball-Weltstar. 

Da konnte tatsächlich der Eindruck aufkommen, dass Kroos es nur für folgerichtig hält, mit Deutschland am Freitag (18.00 Uhr/ARD/Magenta TV) in Stuttgart den nächsten Schritt zum EM-Triumph zu machen. Das große Spanien – seit 36 Jahren von Deutschland in keinem Pflichtspiel mehr besiegt – hin oder her. 

Spanische Provokation läuft ins Leere

«Ich glaube, dass wir gute Chancen haben. Die Spanier spielen einen guten Ball, wir aber auch, das muss man uns lassen», sagte Kroos. Kleine Spitzen wie von seinem Ex-Kollegen Joselu von Real Madrid, der ihn ganz sicher in Fußball-Rente schicken will, die nimmt Kroos mit diesem sanften Lächeln um seine Mundwinkel zur Kenntnis. Es demonstriert: Ach, wirklich? Soll er es doch mal versuchen.

«Es wird wenig überraschen, wenn ich sage, dass wir da recht viel dagegen haben», sagte Kroos zur durchschaubaren Verbaloffensive aus dem spanischen Teamquartier. Für dieses Selbstvertrauen, das immer schmal an Rande der Arroganz entlangschrammt, hat ihn Julian Nagelsmann zurückgeholt in die Nationalmannschaft. 

Ein weiteres Beispiel: Es zieht sich durch die Vita von Kroos, dass man ihn in Spanien immer besser verstand, mehr wertschätzte, sogar liebte, anders als in Deutschland. «Die einen sind schneller, die anderen brauchen ein bisschen länger – aber am Ende verstehen es alle», sagte Kroos mit großer Selbstgewissheit zu diesem Fakt und sorgte für reichlich Lacher. 

Als speziellen Ratgeber und Spanien-Experten für den Bundestrainer sieht sich der Ruhepol und Stabilisator des deutschen Spiels aber gar nicht. Die gegnerischen Spieler kenne doch eh jeder, aus Champions League, Vereins-Fußball und den bisherigen EM-Partien. 

Erfolg begründet Erfolg

Kroos hat eine andere Erfolgsformel ausgemacht, die die DFB-Elf nun im EM-Flow weiter bis zum Finale am 14. Juli nach Berlin tragen soll. Acht Spiele, keine Niederlage – seitdem er zurück ist. Erfolg begründet sich durch Erfolg. Das klingt schon sehr nach Real Madrid. «Ich sehe uns vorbereitet, weil wir einen anderen Glauben haben», sagte er. Aus schwierigen Situationen sei man herausgekommen. Da könne er den Kollegen viel über seine Karriere erzählen. «Man muss es fühlen und erleben», sagte Kroos. 

Eines ist der deutschen Nummer 8 vor ihrem 114. Länderspiel klar. Gegen Spanien wird das Spiel im Zentrum entschieden, in seinem Wirkungskreis. Spaniens Strippenzieher Rodri sieht er dabei als unterschiedlichen Gegenpart. Dass der Gegner gezielt versuchen wird, seine eigenen Wirkungskreise zu brechen, wäre für Kroos «keine Riesenüberraschung». Das Schöne an der Konstellation sei aber, dass Spanien versuchen wird, in erste Linie über die «eigenen Feinheiten ins Spiel» zu kommen. 

Staunen über Wunderknaben

Feinheiten, das ist die Kategorie, in der Kroos Fußball empfindet. Entsprechend angetan ist er vom 16 Jahre alten spanischen Dribbelkünstler Lamine Yamal. Auch wenn der ihm schmerzlich vor Augen führt, dass er das Fußball-Rentenalter doch erreicht hat. «Wenn Sie das so sagen, fühle ich mich nicht jünger», reagierte Kroos auf einen Hinweis, dass er die ersten Schritte im Profi-Fußball machte, als Yamal gerade geboren war. Als Kroos im März 2010 in der Nationalmannschaft gemeinsam mit Thomas Müller gegen Argentinien debütierte, war der spanische Wunderknabe noch keine drei Jahre alt. 

«Es ist schon ein Wahnsinnsalter», sagte Kroos. Aber Bangemachen ist nie seine Kategorie. Und Erfahrung ist auch ein Gut. «Er ist ein Spieler, der noch nicht so viele Viertelfinals gespielt hat. Wir wollen ein anderer Gegner sein als die vorherigen für Spanien. Wir wollen ihn gut beackern, dass er nicht das Spiel machen kann wie bisher», kündigte Kroos an. 

Und wenn das alles nicht klappt? Wenn der EM-Traum am Freitagabend vorbei ist? Natürlich habe er sich mit diesem Szenario beschäftigt. «Einen EM-Titel kann man nicht einplanen», sagte Kroos. Das Gleiche wie in Madrid mit Meistertitel und Champions-League-Triumph zum Abschluss versuche er auch für Deutschland. «Ohne, dass ich am Boden zerstört wäre, wenn es nicht passiert», machte er klar.

Hobbysuche steht an

Kroos, auch das ist ein Wesenszug, ist irgendwie immer auf alles vorbereitet. Die typische Rentnerfrage, was nach dem Tag X komme, wenn er dann nicht mehr arbeiten müsse, die kontert er flott. «Ich habe nie gearbeitet.» Wieder so ein Spruch mit leichtem Arroganz-Potenzial. Doch es stimmt halt auch. Nie wieder werde er etwas so gut können wie Fußballspielen, erzählte der Greifswalder von seinen Gedanken über die Zeit nach dem EM-Sommer. Ganz egal, welches Hobby er sich suche. 

Natürlich stehe dann die Familie im Mittelpunkt, da ist sich Kroos sicher. Frisuren-Debatten könne es geben, zum Beispiel, wenn Frau Kroos nicht die Meinung von Mann und Söhnen zum richtigen Styling teilt. Das wiederum ist dann ein Thema für einen Karriere-Nachruf nach dem Finale in Berlin und nicht relevant für das Spiel gegen Spanien.

Kinderkunst und BVB-Doppelpacker: Oranje-Träume am Titel-Ort

Kinderkunst und BVB-Doppelpacker: Oranje-Träume am Titel-Ort

München (dpa) – Am Ort des größten Triumphs zündete der Dortmunder Doppelpacker Donyell Malen eine neue Stufe der Oranje-Party. In München, wo Bondscoach Ronald Koeman vor 36 Jahren als Spieler Europameister geworden war, schoss sich die niederländische Fußball-Nationalmannschaft durch das 3:0 (1:0) gegen Rumänien zurück in den Kreis der Turnierfavoriten. «Unsere Mission hier ist, Europameister zu werden. Wir sind ein starkes Team, wir haben die Qualität», sagte Verteidiger Denzel Dumfries.

«Naar links! Naar rechts!» – die Fans auf der Tribüne wurden durch die Tore von Cody Gakpo und vom BVB-Stürmer aus der Tristesse nach dem 2:3 gegen Österreich gerissen. Sie hüpften ausgelassen ihren EM-Tanz. «Das ist unser Niveau», sagte Koeman nach einer «außerordentliche Leistung» seines Teams. «Wenn man bei dem Niveau aber nachlässt, kommt man nicht ins Finale.» Viertelfinal-Gegner ist am Samstag im Berliner Endspielstadion die Türkei, die Österreich mit 2:1 besiegte.

«Großartige Zeit» – Wiederholung gewünscht

Der Traum vom zweiten Nationalmannschaftstitel des dreimaligen WM-Zweiten lebt. «Wir haben großartige Talente in der Mannschaft», sagte der 61-Jährige. «Klar, man muss dann auch etwas gewinnen.» Das tat die Elftal eben nur einmal: Am 25. Juni 1988 schossen Ruud Gullit und Marco van Basten die Auswahl um den gefürchteten Defensivspieler Koeman zum 2:0 gegen die damalige Sowjetunion. 

«Es war eine großartige Zeit», sagte Koeman. Damals habe man auch das nötige Glück gehabt. Diesmal durfte Koeman zumindest im Achtelfinale einen Brief und ein gemaltes Bild seines Enkels als Glücksbringer für das Jetzt werten.

Am damaligen Endspielort Olympiastadion, aus dem der Verband rund um das Achtelfinale kleine Filmchen mit Fotos von damals verbreitete, starteten die Anhänger ihren stimmungsvollen Fanmarsch vor dem Rumänien-Match. «Die Leute vergleichen mit 1988, aber das war ein anderer Fußball», betonte Koeman. Heute sei es physischer, schneller und auch das technische Niveau sehr hoch. Man sehe in der laufenden Endrunde auch, dass jede Mannschaft ihre Probleme beim Weiterkommen in der veränderten Fußball-Welt habe.

Chancenverwertung als Problem

«Das ist großartig, weil dadurch sieht man gute Fußballspiele», sagte Koeman. Ein Problem der Niederländer: Die Chancenverwertung. Bevor Joker Malen in der Schlussphase – und mitten in die Aufräumarbeiten von Rumäniens Torwart Florin Nita wegen eines Paars Sneaker auf dem Rasen – traf, hatten Gakpo & Co. zahlreiche Torchancen ausgelassen. «Wir sind noch nicht ganz da, wo wir sein wollen», sagte Liverpool-Angreifer Gakpo nach dem ersten Viertelfinale für sein Land seit 2008.

Einen Weltklassestürmer à la van Basten hat die aktuelle Generation um den nicht in diesem Turnier nicht eingesetzten Bayern-Verkaufskandidaten Matthijs de Ligt trotz einer erlesenen Offensive nicht. Die Chancenverwertung bleibt ein Knackpunkt. Wie Xavi Simons, Gakpo oder Malen am früheren Arbeitsplatz ihres oft bestaunten Flügel-Kollegen Arjen Robben auf der Seite wirbeln, macht beim Zuschauen aber viel Spaß. 

Lob für Koeman

«Meine Mannschaft hat das sehr gut gemacht», sagte Koeman. Er selbst wurde nach viel Kritik auch gelobt. «Ronald Koeman gibt den Niederländern wieder Halt», schrieb das Fußball-Magazin «Voetbal International». «Das Endergebnis ist natürlich immer das wichtigste», sagte Koeman «Aber wir sind Niederländer und in Holland müssen wir schön spielen und Angriffsfußball zeigen. Aber zu gewinnen, ist das schwierigste.» Seit Januar 2023 ist Koeman als Nachfolger von Louis van Gaal Trainer der Nationalmannschaft. 

Eine Umstellung sei nie einfach, sagte Gakpo, der als Spieler des Spiels geehrt wurde. «Jeder Trainer hat einen anderen Stil. Wir arbeiten daran seit anderthalb Jahren. Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem man sagen kann, dass es gut läuft.» Wird’s noch besser? Koeman hofft das – und nimmt den Liverpool-Stürmer nach einer für ihn schwierigen Saison als Maßstab für die Mitspieler.

Gakpo als Maßstab

«Er spielt das Turnier auf einem großartigen Niveau. Vielleicht ist er bis jetzt der wichtigste Spieler. Ich hoffe, dass die anderen auf sein Niveau kommen», sagte der Bondscoach. Zumindest beim Toreschießen übertraf Malen den Offensivkollegen diesmal. Er feierte im Stadion des großen Bundesliga-Konkurrenten FC Bayern. Beim 2:0 des BVB im März hatte Malen verletzt gefehlt.

«Er ist ein super Typ. Aber ich denke, alle Reservespieler haben bei uns die Qualität, so ein Spiel zu drehen», sagte Inter-Mailand-Profi Dumfries. «Jetzt konzentrieren wir uns auf das nächste Spiel – aber es gibt noch ein größeres Ziel.» Auf dem Weg dahin sind die Fans in der Heimat auch wieder happy. «Die niederländische Mannschaft hat die Maske der Ohnmacht gegen ein frisches, errötendes Gesicht getauscht», formulierte es die Tageszeitung «de Volkskrant».

Jahn Regensburg bekommt neuen Vorstandschef

Jahn Regensburg bekommt neuen Vorstandschef

Regensburg (dpa/lby) – Der SSV Jahn Regensburg verliert zum Jahresende seinen langjährigen Vorstandschef Hans Rothammer. Wie der Aufsteiger in die 2. Fußball-Bundesliga mitteilte, legt der 71-Jährige sein Amt «auf eigenen Wunsch» zum 31. Dezember dieses Jahres nieder.

Rothammer ist seit Juli 2014 Vorstandsvorsitzender des SSV Jahn Regensburg e.V. In Oliver Hein (34), Sportvorstand des Gesamtvereins, steht bereits sein designierter Nachfolger bereit.

«In den zehn Jahren meiner Amtszeit wurde der Jahn zu einem der wirtschaftlich gesündesten, schuldenfreien Profifußballclubs Deutschlands, ist in der Gesellschaft der Region fest verwurzelt und nimmt seine Botschafterrolle für Regensburg und Ostbayern engagiert und überzeugend wahr», erklärte Rothammer.

Der Nachfolger ist ein früherer Jahn-Profi

«Ambition, Bodenständigkeit und Glaubwürdigkeit sind die Werte, die den Jahn symbolisieren. Die Menschen der Region sind stolz auf ihren Jahn. Es ehrt mich, dass ich einen Beitrag zu dieser Entwicklung leisten durfte.» Er könne das Amt nun «guten Gewissens abgeben. «Als Aufsichtsratsvorsitzender der Jahn KG, Mitglied und Sponsor werde ich dem Jahn auch weiterhin eng verbunden bleiben und mich, so weit gewünscht, einbringen», sagte Rothammer weiter.

Sowohl Rothammer als auch der aktuelle Jahn-Aufsichtsrat begrüßen Hein als künftigen Vorstandschef. «Der Jahn muss auch in Zukunft ein Aushängeschild für Ostbayern und ein verlässlicher Partner bleiben. Mit den anstehenden Projekten, insbesondere dem geplanten Nachwuchsleistungszentrum, liegt eine wichtige Aufgabe vor uns. Es gilt, weiterhin gute und nachhaltige Arbeit zu leisten, um den eingeschlagenen Weg auch in Zukunft positiv gestalten zu können», sagte Hein.

EM der Frauen und Kinder: Kraft für «Papa» und «Julsi»

EM der Frauen und Kinder: Kraft für «Papa» und «Julsi»

Herzogenaurach (dpa) – Manuel Neuer hat bei seinem ersten Turnier als glücklicher Papa noch keine Stadionrunde mit dem Kinderwagen gedreht. Niclas Füllkrug nimmt dafür nach den EM-Spielen gerne seine Tochter Emilia auf den Arm und trägt sie im kollektiven Jubel auf den Schultern umher. Die Partnerinnen, oftmals Models oder auch Influencerinnen, sind ein willkommener Blickfang beim neuen deutschen Fußball-Sommermärchen. Auch Kinder und Freunde der Nationalspieler rücken bei einer EM im eigenen Land stärker in den Blickpunkt als sonst. 

Lena Wurzenberger, die Lebensgefährtin von Bundestrainer Julian Nagelsmann, ist im schwarz-rot-goldenen Bilderreigen sozusagen die «First Lady». Klick klick, klick – die Fotografen drücken eifrig auf ihre Auslöser, wenn sich Nagelsmann und seine Lena im Trikot mit der «Julsi»-Beflockung nach den deutschen EM-Erfolgen ganz offen herzen und küssen. «Ich fotografiere sie auch gerne», bemerkte der 36 Jahre junge Nagelsmann launig.

Schon im Trainingslager waren die Familien dabei

Die besondere Tribünen-Power und die Familien-Unterstützung sind Puzzle-Teile in Nagelsmanns EM-Konzept. Schon ins Trainingslager im thüringischen Blankenhain durften die Spieler ihre Partnerinnen und Kinder mitbringen. Es gab einen Grillnachmittag im Teamhotel, auch das Umfeld sollte zu einer Einheit verschmelzen. «Das ist sehr wertvoll, tut gut und hilft hoffentlich auch auf dem Weg, gute Arbeit zu machen», sagte Nagelsmann. 

Auch am Freitag (18.00 Uhr/ARD und MagentaTV) werden die Liebsten im Stuttgarter Stadion gegen die starken Spanier wieder intensiv mitfiebern. Im weißen oder im pinken Deutschland-Trikot, natürlich frisch gestylt, auch mal mit Schwarz-Rot-Gold-Schminke auf den Wangen. Geht’s nach dem Viertelfinale wieder auf eine Jubelrunde? Oder muss sich nach dem verpassten Halbfinaleinzug diesmal gegenseitig getröstet werden? 

Füllkrugs Ehefrau Lisa bringt Emilia mit in die Stadien. «Für sie ist immer ganz, ganz wichtig, dass wir gewinnen, sonst ist sie traurig», erzählte der Torjäger mit der markanten Zahnlücke nach dem mit 5:1 gewonnenen EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland. Schon da hatte er seine vierjährige Tochter mit «Papa»-Aufdruck auf dem Kindertrikot mit auf den Rasen genommen. 

Der Titelauftrag von Leon, Amelie und Fin Kroos 

Neuers erst ein paar Monate alter Sohn ist für solche Stadion-Momente noch zu klein. Und der Torwart verbirgt sein Privatleben ohnehin so gut wie möglich vor der Öffentlichkeit. «Es macht sehr viel Spaß als Vater. Ich freue mich, wenn ich meinen Sohn sehen kann», sagte der 38-Jährige immerhin zu dem für ihn gänzlich neuen Turniergefühl. Seine Ehefrau Anika ist bei den EM-Spielen aber live im Stadion dabei und hofft, dass ihr Manu Gegentore vereitelt. 

Für Toni Kroos könnte das K.o.-Spiel gegen Spanien sogar das letzte als Fußball-Profi sein. Er hört nach dem Turnier auf. Ein Ausscheiden wäre auch ein schwieriger Moment für seine drei Kinder Leon, Amelie und Fin. Sie wollen, dass ihr Papa – wie jüngst beim Champions-League-Erfolg mit Real Madrid gegen Borussia Dortmund – auch im Nationaltrikot einen triumphalen Abschied mit dem EM-Pokal erlebt. «Sie gehen ganz klar davon aus, dass wir den Titel holen», hatte der 34-jährige Kroos kurz vor dem Turnierbeginn erzählt. 

Raum bewundert Vierfach-Papa Kimmich

Im Home Ground herrscht an den trainingsfreien Tagen nach den Spielen meist ein reges Treiben. Die Familien dürfen dann auf Besuch kommen. Füllkrug berichtete von einem großen Kindertag rund um den Pool. Für den noch kinderlosen David Raum ist sein neuer Kumpel Joshua Kimmich dabei zum Vorbild über den Fußball hinaus geworden. «Ich habe Joshua hier ein paar Mal beobachtet, als seine Familie da war. Er hatte sogar mal alle vier Kinder gemeinsam dabei», erzählte Raum und schloss schwer beeindruckt an: «Ich will auch mal so ein Daddy werden.» Kimmich bedankte sich spontan für das Kompliment.

Bankett-Eklat 1974 und die «Queen of WAGs» 2006

Spielerfrauen und Fußball – das Thema zog immer schon. Aber es hat über Jahrzehnte eine große Wandlung durchlaufen. 1974 erklärten die Torschützen Gerd Müller und Paul Breitner noch am Abend des deutschen WM-Triumphes gegen die Niederlande (2:1) ihren Rücktritt aus der Nationalelf. Grund: der Ausschluss der Spielerfrauen vom offiziellen DFB-Bankett. 

Jahrelang war der Begriff Spielerfrau negativ besetzt. Gaby Schuster, Bianca Illgner, Martina Effenberg oder Lolita Moreno, die Ex-Frau von Lothar Matthäus, sorgten für jede Menge Schlagzeilen. In den englischen Klatschmedien firmierten die Partnerinnen der Spieler unter dem Begriff «WAGs». Das «Wives And Girlfriends»-Phänomen schwappte zur WM 2006 nach Deutschland. Und das ehemalige Spice Girl Victoria Beckham, Künstlername «Posh Spice» und Ehefrau des damaligen Superstars David Beckham, war bei den Spielen der Engländer in den deutschen Stadien die «Queen of WAGs».

Nagelsmann muss aufpassen: Bundestrainer droht Gelb-Sperre

Nagelsmann muss aufpassen: Bundestrainer droht Gelb-Sperre

Stuttgart (dpa) – Julian Nagelsmann hat mit Antonio Rüdiger, Robert Andrich und Maximilian Mittelstädt etwas gemeinsam. Dem Bundestrainer und den drei Fußball-Nationalspielern droht im Falle einer Gelben Karte im EM-Viertelfinale gegen Spanien eine Sperre im möglicherweise folgenden Halbfinale. Nagelsmann hatte im Achtelfinale gegen Dänemark nach dem Empfinden des englischen Schiedsrichters Michael Oliver zu stark lamentiert und wurde deswegen am vergangenen Samstag in der 59. Minute in Dortmund verwarnt. 

Die UEFA-Regularien in Punkt 54.02 der EM-Statuten sind eindeutig: Spieler und Team-Offizielle müssen nach zwei Gelben Karten pausieren. Nagelsmann sollte sich am Freitag (18.00 Uhr) gegen Spanien also benehmen. Gegen Dänemark hatte bereits Verteidiger Jonathan Tah nach seiner zweiten Gelben Karte im Turnier pausieren müssen. Rüdiger, Andrich und Mittelstädt schleppen je eine Verwarnung aus der Gruppenphase mit. 

Löw musste bei der 2008 einmal zusehen

Nagelsmann wäre nicht der erste Bundestrainer, der in einem EM-K.-o.-Spiel zuschauen muss. 2008 wurde Joachim Löw im letzten Gruppenspiel gegen Österreich (1:0) gemeinsam mit seinem Austria-Kollegen Josef Hickersberger nach einem Disput am Spielfeldrand auf die Tribüne verwiesen. Er verfolgte die Partie dann oben neben dem damals gesperrten Mittelfeldspieler Bastian Schweinsteiger weiter. Im folgenden Viertelfinale wurde Löw von seinem damaligen Assistenten und späteren Bundestrainer-Nachfolger Hansi Flick in Basel gegen Portugal (3:2) an der Seitenlinie vertreten. 

Die gute Nachricht: Nach dem Viertelfinale werden einzelne Gelbe Karten gestrichen. In einem Halbfinale starten alle wieder mit einem reinen Strafenkonto. So soll verhindert werden, dass Spieler durch eine Gelb-Sperre im Finale fehlen würden. Gelb-Rote und Rote Karten im Halbfinale führen aber zwangsläufig zu einer Endspiel-Sperre. 

Italiener Rossi bleibt Ungarns Nationaltrainer

Italiener Rossi bleibt Ungarns Nationaltrainer

Budapest (dpa) – Deutschlands EM-Gruppengegner Ungarn hält am Italiener Marco Rossi (59) als Nationaltrainer auch nach dem Vorrundenaus fest. Verbandspräsident Sandor Csanyi hat Rossi nach einem Treffen das «ungebrochene Vertrauen des Verbandes» ausgesprochen, wie mitgeteilt wurde. 

Ungarns Nationaltrainer, dessen Vertrag noch bis Ende 2025 gültig ist, will aus dem Aus nach der Gruppenphase Lehren ziehen und dann mit der Vorbereitung für die Nations League beginnen. Ungarn trifft dann zum Auftakt am 7. September erneut auf Deutschland.

Die EM sei enttäuschend verlaufen, «aber es ist nichts Dramatisches passiert», äußerte Rossi, der keinen Zweifel an der Fortsetzung seiner Arbeit sah. Der ehemalige Abwehrspieler von Eintracht Frankfurt ist schon seit Sommer 2018 Ungarns Nationaltrainer. In der deutschen EM-Gruppe A verpasste seine Mannschaft nach einem Sieg zum Abschluss gegen Schottland die K.o.-Runde als einer der vier besten Gruppendritten knapp.

Spaniens Rodri: Anti-Star mit Uni-Abschluss

Spaniens Rodri: Anti-Star mit Uni-Abschluss

Donaueschingen (dpa) – In der Welt der sozialen Medien ist Rodrigo Hernández Cascante, bekannt als Rodri, nicht zu finden. Kein Instagram-Account, kein Facebook, nichts. «Ihm fehlt das Marketing. Sonst würde er um den Ballon d’Or mitkämpfen», sagt Spaniens Kapitäns Álvaro Morata über die zentrale Figur bei Deutschlands Viertelfinal-Gegner. Rodri ist so etwas wie der Anti-Star der Furia Roja – und dieser Europameisterschaft. Und: einer der herausragenden Fußballer.

Die Urteile seiner Mitspieler schwanken zwischen «dem besten Sechser der Welt» und «einem der besten Sechser der Welt.» Pep Guardiola, sein Vereinstrainer bei Manchester City, hält ihn für den «besten Mittelfeldspieler der Welt». Für Nationaltrainer Luis de la Fuente ist er der wichtigste Ansprechpartner, der auf dem Rasen seine Anweisungen weitergibt.

Rodri, die Passmaschine 

Bessr als Spaniens Sechser – der die Nummer 16 trägt – kann man die Rolle auf dieser so wichtigen Position vor der Abwehr kaum interpretieren. Rodri treibt an, Rodri dirigiert, Rodri ist eine Passmaschine, unterbindet mit seiner körperlichen Wucht und Übersicht viele gegnerische Angriffe – und Rodri hält Spaniens Rasselbande zusammen. Als der Titelkandidat im Achtelfinale gegen Georgien 0:1 zurücklag, da trat er mal kurz auf den Ball, hielt inne und forderte mit einigen Gesten seine Kollegen auf, wieder zur Räson zu kommen. «Es gab fünf Minuten der Konfusion. Sie sollten einen kühlen Kopf bewahren», erklärte er später – ehe er das 1:1 selbst erzielte.

Denn Rodri schießt auch Tore: Im Champions-League-Finale 2023 markierte er gegen Inter Mailand den 1:0-Siegtreffer für City. Acht Treffer und neun Torvorlagen in 34 Spielen zuletzt in der Premier League sind eine beachtliche Quote für einen defensiven Mittelfeldspieler. 

Das Hemd in der Hose

Spaniens Denker und Lenker verrichtet seine Ballarbeit ohne großes Getue. Man erkennt ihn auch daran, dass er sein Trikot meist ordentlich in die Hose gesteckt hat, was so manchem Jungprofi ziemlich peinlich wäre. Der 28-Jährige gilt in der Nationalmannschaft längst als der Nachfolger von Ex-Kapitän Sergio Busquets. Ohne die Barcelona-Legende wäre Spaniens 2010 wohl nicht Weltmeister geworden.

«Rodri, der Unangreifbare», titelte kürzlich die Zeitung «Mundo Deportivo». Am Freitag (18.00 Uhr) in Stuttgart wird für Spanien viel davon abhängen, wie der stellvertretende Spielführer das Aufbauspiel von Toni Kroos und Co. stören kann. 

In Spanien erzählen sie gerne die Geschichte, wie mühsam Rodris Karriere ins Laufen kam. Wegen seiner körperlichen Defizite wurde der heutige 1,90-Meter-Mann in der Jugend von Atlético Madrid aussortiert, ging zum FC Villarreal, startete dort seine Karriere. 2018 holte Atlético den gebürtigen Madrilenen zurück, was den Klub satte 20 Millionen Euro kostete. Dank einer Ausstiegsklausel wechselte er ein Jahr später für 70 Millionen Euro nach Manchester. 

Rodri mit Uni-Abschluss in Management

Als Rodri schon bei Villarreal Profi war, wohnte er noch einem Studentenwohnheim. Er fuhr lange einen alten Opel Corsa – ein Auto sei ja nur dafür da, ihn «von A nach B zu befördern». Inzwischen hat er einen Uni-Abschluss in Betriebswirtschaft und Management vorzuweisen. Über sein aktuelles Gefährt gibt es keine Informationen. Rodri wäre wohl auch der Letzte, der vor einer Luxuskarosse posieren und diese Bilder veröffentlichen würde. 

2023 wurde Rodri als bester Spieler der Champions-League-Saison ausgezeichnet, bei der Wahl für den Ballon d’Or belegte er Platz fünf. «Dafür spiele ich nicht Fußball», sagte er und erklärte mit Blick auf Moratas Aussage zu seinem fehlenden Marketing: «Es stimmt, dass Morata mir das manchmal sagt, aber ich verstehe Fußball in einer anderen Richtung. Was mich erfüllt, sind die gemeinsam errungenen Titel.» 

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