Genf (dpa) – Nach einem Fußballkrimi steht die Schweiz erstmals im Viertelfinale einer Europameisterschaft. Riola Xhemaili (90.+2 Minute) erzielte in der Nachspielzeit das entscheidende 1:1 (0:0) gegen Finnland, das der Elf von Trainerin Pia Sundhage zum Einzug in die K.o.-Runde reichte. Bei einer Niederlage wären die Gastgeberinnen ausgeschieden.
«Ich kann noch gar nicht richtig realisieren, wie es genau passiert ist. Der Puls war sicher bei 200», sagte Xhemaili überglücklich. Den Ball hatte sie nach einer Vorlage der Frankfurterin Géraldine Reuteler über die Linie gedrückt. «Es ist historisch für die Schweiz, da muss man die Momente manchmal auch genießen.»
Neben den Schweizerinnen, die nun sehr wahrscheinlich auf Weltmeister Spanien treffen, zieht Norwegen nach einem 4:3 (2:1) im Parallelspiel gegen Island als Erster der Gruppe A in die Runde der letzten Acht ein.
26.388 Zuschauer sahen eine hart umkämpfte Partie in Genf. Eine Szene sorgte zunächst für Katerstimmung in der Alpenrepublik und bei vielen Fans vor den Fernsehschirmen: In der 79. Minute verwandelte Natalia Kuikka einen Foulelfmeter souverän, die frühere Bremer Torhüterin Livia Peng war machtlos. Vorangegangen war ein Foul von Viola Calligaris an Emma Koivisto.
In der Schlussphase kam noch Angreiferin Alisha Lehmann, die als Instagram-Star berühmt wurde, zu ihrem ersten EM-Einsatz. Frau des Abends war aber Xhemaili: Die 22-Jährige traf in der Nachspielzeit zum 1:1 – und löste damit Jubelstürme im Gastgeberland aus.
Schweiz startet besser
Die Schweizerinnen starteten druckvoll in die Partie, nur an der Chancenverwertung haperte es. Unter anderem Supertalent Sydney Schertenleib verpasste aus der Distanz die Führung für die engagierte, aber glücklose «Nati».
Nach der Pause war den Gastgeberinnen der Druck anzumerken. Offensiv verhaltener, defensiv nicht mehr ganz so sicher. Und als Calligaris Gegenspielerin Koivisto im Strafraum plump foulte, jubelte plötzlich Finnland. Am Ende aber doch die Schweiz.
Im Parallelspiel erzielten Signe Gaupset (15./26.) und Frida Maanum (49./76.) für Norwegen die Tore beim 4:3 gegen Island. Marit Bratberg Lund (90.+4) sah die Gelb-Rote Karte. Für das punktlose Insel-Team trafen die Ex-Wolfsburgerin Sveindis Jonsdottir (6.), Hlin Eiriksdottir (84.) und Bayern-Kapitänin Glodis Viggosdottir (90.+5/Foulelfmeter).
Florenz (dpa) – Der frühere Bundesliga-Torschützenkönig Edin Dzeko wird künftig an der Seite von Nationalspieler Robin Gosens auflaufen. Der 39 Jahre alte Bosnier wechselt in die italienische Serie A zum AC Florenz, wie der Club mitteilte. Zuletzt spielte der Ex-Wolfsburger für den türkischen Erstligisten Fenerbahce Istanbul. In der Toskana unterschrieb der Mittelstürmer einen Vertrag für ein Jahr, der sich unter bestimmten Bedingungen um ein weiteres Jahr verlängern kann.
Gosens ist seit dem vergangenen Sommer in Florenz. Für Dzeko ist es nicht die erste Station in Italien: Das Trikot der AS Rom und von Inter Mailand trug er zwischen 2015 und 2023. In Deutschland feierte er zu Beginn seiner Karriere den Durchbruch und gewann die Meisterschaft (2009) sowie die Torjägerkanone (2010). Aus Niedersachsen zog es ihn zu Manchester City, wo weitere Titel folgten.
Dortmund (dpa) – Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund muss wohl längere Zeit auf Julien Duranville verzichten. Der Stürmer muss sich nach einer Schulterverletzung einer Operation unterziehen. Die Verletzung zog sich der 19-Jährige bei der Club-WM im Spiel gegen Real Madrid zu. Dies teilte der BVB mit. Die genau Ausfallzeit lasse sich noch nicht prognostizieren, hieß es weiter.
Für Duranville ist das ein erneuter Rückschlag. «Es ist sehr ärgerlich, dass sich Julien durch eine so unglückliche Aktion an der Schulter verletzt hat. Wir hatten während der vergangenen Saison alle gemeinsam erfolgreich an seiner körperlichen Stabilität gearbeitet – umso bitterer ist jetzt dieser Rückschlag.», sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. «Seinen Genesungsprozess und die anschließende Reintegration werden wir bestmöglich gestalten», sagte Kehl.
Zürich (dpa) – Für Rebecca Knaak ist das entscheidende Spiel um den Gruppensieg gegen Schweden nicht nur aus sportlicher Sicht «schon etwas Besonderes». Sie verbinde mit dem skandinavischen Land «sehr, sehr viel und sehe es jetzt so ein bisschen als zweite Heimat an», sagte die Innenverteidigerin des DFB-Teams vor dem Klassiker bei der Fußball-EM am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) in Zürich. Knaak spielte von 2022 bis 2024 in Malmö für den FC Rosengard.
«Ich war drei Jahre dort und habe sehr, sehr viel erlebt, habe viel von der schwedischen Kultur, auch vom schwedischen Fußball mitbekommen und habe noch ganz, ganz enge Freunde in Schweden», erklärte die 29 Jahre alte Knaak. Sie habe «eine andere Kultur, andere Hierarchien in den Vereinen» kennengelernt. Inzwischen verteidigt sie für Manchester City.
Knaak: «Erste Heimat ist noch Deutschland»
Der Wechsel in die hoch eingeschätzte englische Women’s Super League sei für sie persönlich «ein total guter Schritt» gewesen, sagte Knaak, meinte aber auch: «Erste Heimat ist noch Deutschland, soweit ist England noch nicht aufgerückt.» In der Bundesliga spielte sie für den SC 07 Bad Neuenahr, Bayer Leverkusen und den SC Freiburg. Bei Bundestrainer Christian Wück ist sie seit diesem Jahr Stammkraft.
Die Ausgangslage vor der Schweden-Partie im Stadion Letzigrund ist klar: Nur mit einem Sieg landen die deutschen Fußballerinnen in Gruppe C auf Platz eins. Das Viertelfinale haben Deutschland und Schweden bereits erreicht.
Frankfurt/Main (dpa) – Der Hamburger SV steht bei seiner Rückkehr in die Fußball-Bundesliga schnell im Rampenlicht. Das Derby gegen den FC St. Pauli wird am zweiten Spieltag als Freitagabendspiel (29. August, 20.30 Uhr) ausgetragen, wie die Deutsche Fußball Liga (DFL) am Mittag mit der Ansetzung der ersten fünf Spieltage mitteilte. Am dritten Spieltag gastiert der HSV am Samstagabend (13. September, 18.30 Uhr) bei Titelverteidiger FC Bayern München.
Am ersten Spieltag ist der FC St. Pauli gegen Borussia Dortmund das Topspiel am Samstag (23. August) um 18.30 Uhr. In den folgenden Wochen wurden der FC Augsburg gegen den FC Bayern München (30. August), RB Leipzig gegen den 1. FC Köln (20. September) sowie Borussia Mönchengladbach gegen Eintracht Frankfurt (27. September) an dem begehrten Termin angesetzt.
Bayern nur einmal am Samstagnachmittag
Die Bayern von Trainer Vincent Kompany spielen an den ersten fünf Spieltagen je zweimal am Freitag- und zweimal am Samstagabend. Die einzige Partie am Samstag um 15.30 Uhr ist das Gastspiel bei der TSG Hoffenheim am 20. September. Dass die Münchner gegen RB Leipzig am 22. August die neue Bundesliga-Spielzeit eröffnen, stand schon seit Ende Juni fest.
Zürich (dpa) – Außenverteidigerin Sarai Linder hat zwei Tage vor dem letzten EM-Gruppenspiel der deutschen Fußballerinnen gegen Schweden nur individuell trainiert. Die 25-Jährige vom VfL Wolfsburg habe leichte muskuläre Problemen, sagte eine DFB-Sprecherin. Es besteht aber «kein Grund zur Sorge».
Franziska Kett wäre möglicher Ersatz
Die Auswahl von Bundestrainer Christian Wück spielt am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) in Zürich gegen die Schwedinnen um den Gruppensieg. Beide Teams haben sich in der Gruppe C vorzeitig für das Viertelfinale qualifiziert.
Linder absolvierte zu Beginn der Übungseinheit mit bandagiertem Oberschenkel nur ein Lauftraining. Sie hatte sowohl beim 2:0 gegen Polen als auch beim 2:1 gegen Dänemark die linke defensive Außenbahn besetzt. Als ihre Stellvertreterin auf dieser Position gilt die 20 Jahre alte Franziska Kett vom FC Bayern München.
Frankfurt/Main (dpa) – Der Deutsche Fußball-Bund hat erstmals die Marke von acht Millionen Mitgliedern überschritten. Nach eigenen Angaben gelang dem DFB im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von 3,86 Prozent. «Es ist ein starkes Zeichen, dass der Fußball in Deutschland zum 125-jährigen Jubiläum des DFB an vielen Stellen weiter wächst», sagte Präsident Bernd Neuendorf.
Über 60.000 Unparteiische aktiv
Den stärksten Zuwachs hat der Verband demnach bei den Mädchen bis 16 Jahren, dort gab es eine Steigerung um neun Prozent. Der DFB verzeichnet im Vergleich zum Jahr 2021 knapp eine Million zusätzlicher Mitgliedschaften. «Die Vereine erweisen der Gesellschaft und unserem Gemeinwesen einen großen Dienst. Das ist in den aktuell bewegten Zeiten wichtiger denn je», fügte Neuendorf an.
Dem DFB stehen auch mehr Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter zur Verfügung. Erstmals seit «fast zehn Jahren» seien wieder mehr als 60.000 Unparteiische aktiv gewesen, hieß es. Der Anteil der weiblichen Referees liegt unverändert bei 4,5 Prozent. Bei den Mitgliedern insgesamt steigt der Anteil der Mädchen und Frauen dagegen.
Zürich (dpa) – Drei Tage vor dem ersten Spiel bei der Fußball-EM hatte Klara Bühl wahrhaftig Wichtigeres zu tun, als noch mal ein Interview zu geben. Bei der Nationalstürmerin stand zwischen den Trainingseinheiten die mündliche Prüfung der Bachelorarbeit ihres Medienmanagementstudiums an – vor dem Bildschirm im Teamhotel von Zürich. Auf dem Rasen war die 24-Jährige vom FC Bayern dann voll da.
«Andribbeln, dann nach innen ziehen, direkt schießen. Und im besten Fall Tor», beschreibt Linksaußen Bühl ihren typischen Move. Die Münchnerin wartet zwar noch auf ihr erstes Turniertor, ragt aber schon nach zwei Spielen unter den deutschen Fußballerinnen heraus. Und könnte ein Erfolgsgarant des achtmaligen Titelgewinners werden.
«Trägt Verantwortung – auf und neben dem Platz»
«Ich glaube, wir haben jetzt wirklich gesehen, welch wichtige Rolle Klara hat in dieser Mannschaft mit ihrer Dynamik, mit ihrer Power, mit ihren Eins-gegen-Eins Situationen», sagt DFB-Sportdirektorin Nia Künzer vor dem letzten Gruppenspiel gegen Schweden am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) in Zürich. «Sie ist jetzt nicht in der Kapitänsrolle oder so. Aber ich finde, sie zeigt auf ihre Art, dass sie Verantwortung trägt – auf und neben dem Platz», ergänzt Künzer.
Das schätzt auch Christian Wück ungemein, der als Ex-Profi und als Weltmeister-Macher der männlichen U17 schon viel gesehen hat. Und: «Ich kenne niemanden, der so beidfüßig ist wie Klara. Diese Qualität besitzen im Frauen- und im Männerbereich nur sehr, sehr wenige», sagt der Chefcoach.
Die derzeit verletzte DFB-Kapitänin Giulia Gwinn erklärte kürzlich auf die Frage, wer den härtesten Schuss im Team habe: «Klara Bühl – mit beiden Füßen.»
Beim 2:1 gegen Dänemark erhielt Bühl den Pokal für die beste Spielerin. «Heute hat es mir einfach wieder extrem viel Spaß gemacht, mit den Mädels auf dem Platz zu stehen. Ich hatte viele Aktionen. Und ich glaube, mit jeder Aktion tanke ich mehr Kraft», sagte sie mit ihrem typischen strahlenden Lächeln.
Bayern baut bis 2027 auf die Außenstürmerin
«Ihre Art ist einfach sehr positiv, dazu ihre Ausstrahlung. Das hilft der Mannschaft», sagt Künzer. «Obwohl sie noch nicht so alt ist, ist sie schon eine der Erfahreneren und gibt die Orientierung vor. Wir haben ja gesehen, wie sie vorangegangen ist.»
Beim FC Bayern hat Bühl im März ihren Vertrag bis 2027 verlängert, war aber auch beim FC Barcelona im Gespräch. «Dass von so einem Verein Interesse kommt, macht mich stolz», sagte die frühere Freiburgerin damals. «Ich muss zugeben, ich habe das eine oder andere Mal darüber nachgedacht.»
Gegen Schweden steht Bühl vor ihrem 70. Länderspiel (bisher 28 Tore). Die EM ist bereits ihr fünftes internationales Turnier, erstmals war sie bei der WM 2019 dabei. An die EM 2022 in England hat sie eher ungute Erinnerungen – Corona bremste Bühl vor dem Halbfinale und Finale aus. «Ich saß allein im Hotelzimmer. Das war unglaublich bitter und war auch eine Woche, die ich nicht noch mal so brauche», erzählte sie der ARD-Sportschau.
Umso motivierter ist sie jetzt in der Schweiz. «Man will seine Stärken einbringen, seinen Impact haben. Das wurde mir bei der letzten EM genommen. Und ich hoffe, dass ich dieses Mal dem Team von Anfang bis Ende helfen kann», sagt die Olympia-Bronzemedaillengewinnerin.
Kinderbuch, aber kein Maskottchen
Bei der WM 2023 in Australien und bei den Sommerspielen 2024 in Frankreich stand Bühl auch wegen ihrer Handarbeitskünste im Blickpunkt, vor allem in den sozialen Medien. Sie häkelte die Maskottchen: den Koala Waru und den Otter Ottiene.
Vor der Europameisterschaft hatte Bühl, die auch noch ein Kinderbuch aus der Reihe «Sportstars erzählen» herausgebracht hat, auf eine solche Aktion verzichtet. Die Konzentration galt der Bachelorarbeit – und natürlich in erster Linie dem Fußball.
Durch das Studium mit großem Betriebswirtschaftsanteil fühlt sich die Außenstürmerin beruflich für die Zukunft «breit aufgestellt». Thema ihrer Prüfungsarbeit ist übrigens: die Vermarktungsmöglichkeiten von Profifußballerinnen.