Voluntari (dpa) – Die deutschen U19-Fußballer haben dank einer starken Schlussoffensive das Halbfinale bei der Europameisterschaft erreicht und dürfen weiter auf den Titel hoffen. Das Team von Trainer Hanno Balitsch kam im letzten Vorrundenspiel gegen Norwegen zu einem 2:1 (0:0) und schloss die Gruppe B mit vier Punkten als Zweiter hinter den Niederlanden (9) ab. Gegner in der Vorschlussrunde ist am Montag Spanien.
Im rumänischen Voluntari brachte Sondre Granaas die Norweger in der 72. Minute in Führung. Doch Assan Ouedraogo (85.) mit einem Traumschuss in den Winkel und Said El Mala (90.+1) nach einem schweren Patzer des norwegischen Torhüters drehten die Partie für Deutschland.
Spätes Erwachen des DFB-Teams
Der DFB-Nachwuchs, der vor zwei Jahren bei der U17-WM den Titel gewann, hatte zum Auftakt gegen Gruppensieger Niederlande eine 0:3-Pleite hinnehmen müssen. Danach reichte es in einem spektakulären Duell mit England trotz einer 5:1-Führung nur zu einem 5:5.
Im Alles-oder-Nichts-Spiel gegen Norwegen brauchte die deutsche Mannschaft zum sicheren Weiterkommen zwingend einen Sieg. Doch lange agierte das DFB-Team zu harmlos. Erst nach dem Rückstand wachten die Balitsch-Schützlinge auf und belohnten sich am Ende für ihr Aufbäumen.
Orlando (dpa) – Nach anfänglicher Mühe und einer über zweistündigen Unterbrechung hat Benfica Lissabon im Kampf ums Weiterkommen in der Bayern-Gruppe den krassen Außenseiter Auckland City auch deutlich bezwungen. An das 10:0 des deutschen Fußball-Rekordmeisters aus München kam der portugiesische Rekord-Champion aber nicht ran.
Am Ende eines langen und vor allem zum Teil schwer verregneten Nachmittags in Orlando im US-Bundesstaat Florida stand es 6:0 (1:0). Erst in der achten Minute der Nachspielzeit der ersten Halbzeit gelang Argentiniens Weltmeister Ángel di María per Elfmeter die Führung. Schon beim Remis von Lissabon zum Auftakt gegen die Boca Juniors hatte er vom Punkt getroffen.
Nur 16.000 Zuschauer
Danach ging es in die Pause, die aber deutlich länger dauerte als geplant. Ein Gewitter über Orlando machte das Weiterspielen unter den strengen örtlichen Regularien für Sportveranstaltungen nicht möglich. Damit wurde bereits die vierte Partie des Mammut-Turniers witterungsbedingt unterbrochen.
Weit über zwei Stunden nach dem Ende der ersten Halbzeit hatte sich das Gewitter mit Blitz, Donner und Regen weitgehend verzogen, sodass es weitergehen konnte. Die nur 16.000 Zuschauer kehrten wieder auf ihre Plätze zurück.
In der zweiten Hälfte dominierte Benfica dann. Zu den Torschützen zählten auch der ehemalige Bayern-Profi Renato Sanches und der Ex-Mainzer Leandro Barreiro, dem innerhalb von 120 Sekunden ein Doppelpack gelang. Den Schlusspunkt setzte di María erneut per Strafstoß.
Dienstag geht es für Benfica gegen die Bayern
Lissabon war mit einem 2:2 gegen Boca in das Turnier in den USA gestartet. Der Club aus Buenos Aires ist in der deutschen Nacht auf Samstag der nächste Bayern-Gegner, gespielt wird in Miami. Am kommenden Dienstag treffen Benfica und die Münchner aufeinander.
Für einen erneuten südamerikanischen Erfolg gegen ein europäisches Team sorgte Flamengo Rio de Janeiro. Nach einem 0:1-Rücksand gewannen die Brasilianer noch mit 3:1 gegen den FC Chelsea. Die letzten rund 20 Minuten spielten die Londoner nach einer Roten Karte gegen Nicolas Jackson in Unterzahl.
Berlin (dpa) – Karl-Heinz Rummenigge hat Bundestrainer Julian Nagelsmann in Sachen WM-Ziel im kommenden Jahr zu Zurückhaltung geraten. Der 37 Jahre alte Coach der DFB-Auswahl hat den Titel als Ziel bei der Weltmeisterschaft 2026 in den USA, in Kanada und Mexiko ausgegeben.
«Deutschland war immer dann besonders erfolgreich, wenn man sich nicht zwangsläufig selbst zum Favoriten erkoren hat, sondern mit einem Schuss Demut ins Turnier gegangen ist», sagte Rummenigge in einem Interview der «Welt am Sonntag»: «Vielleicht wäre es klug, sich das in Erinnerung zu rufen.»
Nagelsmanns Energie und Überzeugung grundsätzlich positiv
Der 69 Jahre alte Rummenigge, der selbst in seiner Karriere 95 Länderspiele bestritten hat und 1986 bei der WM im Finale mit der deutschen Nationalmannschaft von Argentinien bezwungen worden war, riet Nagelsmann: «Julian Nagelsmanns Aufgabe ist es, die Mannschaft weiterzuentwickeln.»
Der Bundestrainer bringe viel Energie und Überzeugung in seiner Rolle mit, das sei grundsätzlich positiv, befand Rummenigge. «Manchmal aber wirkt sein Auftreten fast schon ein wenig zu fordernd und extrovertiert», sagte er: «Ich finde, es kann hilfreich sein, etwas mehr Zurückhaltung zu üben.»
Leipzig (dpa) – Der Wechsel von Fußball-Trainer Ole Werner von Werder Bremen zu RB Leipzig rückt näher. Nach dpa-Informationen sind sich Werder und die Sachsen im Tauziehen um die Ablösesumme sehr entgegengekommen. Fix sei die Verpflichtung von Werner als Nachfolger des im März beurlaubten Cheftrainers Marco Rose noch nicht. Die Verhandlungen aber sehr weit fortgeschritten.
Wann es eine finale Einigung geben wird, ist noch offen. Auch der «Kicker» und die «Bild» berichteten über einen Durchbruch bei den Verhandlungen.
Werner wurde bei Werder freigestellt, nachdem er den Bremern mitgeteilt hatte, dass er seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern wolle. Dem Vernehmen nach forderte Werder sechs Millionen Euro Ablöse. Diese waren die Leipziger nicht bereit zu zahlen.
Namen wurden viele gehandelt
Neben Werner dürften im Falle eines Wechsels auch die beiden Bremer Assistenztrainer Patrick Kohlmann und Tom Cichon von der Werder-Gehaltsliste verschwinden, da sie mit zu RB wechseln würden.
In Leipzig war nach der Trennung von Rose bis zum Saisonende Zsolt Löw als Interimscoach im Amt. Neben Werner waren zuvor für den Cheftrainer-Posten auch Cesc Fàbregas (Como) und Oliver Glasner (Crystal Palace) im Gespräch. Auch der Däne Jacob Neestrup vom FC Kopenhagen war zwischenzeitlich als möglicher neuer Coach gehandelt worden. RB startet am 14. Juli mit dem ersten Training in die Saisonvorbereitung.
Stuttgart (dpa) – Im Hype um U21-Nationalstürmer Nick Woltemade hat der VfB Stuttgart möglichen Abwerbeversuchen eine Absage erteilt. «Wir gehen mit Nick in die nächste Saison. Punkt!», sagte der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten».
Der 23-jährige Woltemade trumpft nach seiner starken Premierensaison beim schwäbischen Fußball-Bundesligisten momentan bei der U21-EM in der Slowakei auf. Dort führt er nach der Vorrunde mit vier Treffen die Torschützenliste an und trifft mit dem DFB-Team am Sonntag (21.00 Uhr/Sat.1) im Viertelfinale auf Italien.
Wehrle: «ständig im Dialog»
Zum VfB war Woltemade im vergangenen Sommer ablösefrei von Werder Bremen gewechselt. Nach Anlaufschwierigkeiten entwickelte er sich stark, wurde Leistungsträger und gewann mit den Schwaben den DFB-Pokal. Sein Vertrag in Stuttgart läuft bis Sommer 2028.
Eine Vertragsverlängerung beim VfB dürfte mit einer Gehaltserhöhung verbunden sein. «Da gibt es keinen Grund, sofort zu handeln. Zudem befinden wird uns ständig im Dialog mit unseren Spielern und ihren Beratern. Das gilt auch in Nicks Fall», sagte Wehrle.
Abgänge von Leistungsträgern schließt Wehrle auch künftig nicht aus. «Grundsätzlich ist es in der Bundesliga so, dass mit Ausnahme des FC Bayern München jeder Verein ab einer gewissen Summe sich aus finanziellen Gründen gesprächsbereit über den Transfer eines Leistungsträgers zeigen muss. Das betrifft natürlich auch uns», sagte der 50-Jährige.
Woltemade hat auch Nagelsmann überzeugt
Woltemade hatte mit seinen Leistungen auch Bundestrainer Julian Nagelsmann überzeugt und war für das Finalturnier der Nations League in den A-Nationalkader berufen worden. Dass er mit den Auftritten der vergangenen Saison Interesse anderer Vereine weckt, liegt auf der Hand.
Der Fußball sei «zu wild und zu schnelllebig», um Fans die Sorge vor einem Abgang zu nehmen, hatte Woltemade vor dem Auftakt der U21-EM gesagt. «Aber was ich sagen kann, ist, dass ich mich sehr wohl in Stuttgart fühle, dass ich gerade eine sehr schöne Saison habe, dass wir den Titel gewonnen haben und dass ich durch die guten Leistungen beim VfB jetzt auch in der Nationalmannschaft war.»
Amsterdam (dpa) – Der wegen des Schmuggels von Kokain und einer Messerattacke verurteilte niederländische Profifußballer Quincy Promes ist einem Medienbericht zufolge aus den Vereinigten Arabischen Emiraten an sein Heimatland ausgeliefert worden. Nach der Landung des Charterflugzeugs werde der 33-Jährige in eine Haftanstalt gebracht, berichtete die niederländische Tageszeitung «De Telegraaf». Wo Promes genau untergebracht wird, war zunächst unklar.
Nationalspieler zu sechs Jahren Haft verurteilt
Der 50-malige Nationalspieler war im vergangenen Jahr von einem Gericht in Amsterdam zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er im Januar 2020 am Schmuggel von rund 1350 Kilogramm Kokain über den Hafen von Antwerpen beteiligt war. Zuvor war er schon wegen schwerer Körperverletzung zu einer eineinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Promes hatte einem Cousin auf einer Familienfeier nach einem Streit mit einem Messer ins Bein gestochen.
Ursprünglich war geplant, Promes mit einem Linienflug aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in sein Heimatland zu bringen. Diese Idee wurde jedoch aufgrund von Sicherheitsrisiken verworfen. Außerdem sei die Wahrscheinlichkeit zu hoch gewesen, dass er fotografiert werden würde. Stattdessen wählte man einen Privatjet, der den Steuerzahlern den Angaben zufolge rund 100.000 Euro kostet.
Modra (dpa) – Nach dem Training im sonnigen Modra schritten zwei Polizisten zu U21-Star Nick Woltemade. Die slowakischen Ordnungshüter wollten unbedingt ein Erinnerungsfoto mit dem nach der Gruppenphase besten EM-Torschützen, der nach seiner Verschnaufpause gegen England im Viertelfinale gegen Italien wieder am Status als Spieler des Turniers arbeiten kann. «Ich fühle mich frisch, habe unglaublich Bock auf das Spiel. Geile Erfahrung – ich freue mich sehr auf Sonntag», sagte der 23-Jährige.
Woltemade: Es gibt mehr als Tore
Theoretisch ließ er durch sein Fehlen beim 2:1 gegen England Treffer liegen, doch das stört den Aufsteiger der Saison nicht. «Tore sind schön, aber fit zu sein und genug Kraft zu haben für die weiteren Spiele, ist dann doch noch ein bisschen schöner», sagte der Stuttgarter Pokalsieger vor dem K.o.-Duell mit dem fünfmaligen Europameister Italien am Sonntag (21.00 Uhr/Sat.1) in Dunajska Streda.
Mit vier Treffern führt der jüngst von Bundestrainer Julian Nagelsmann in der Nations League zum A-Nationalspieler beförderte Woltemade die Torschützenliste der Fußball-Europameisterschaft an. Gefolgt von den dreifachen Torschützen William Osula (Dänemark) und Geovany Quenda (Portugal), letzterer wurde wie Woltemade zweimal zum Spieler des Spiels gekürt. Auch der frühere Bayern-Stürmer Mathys Tel und der Leipziger Verteidiger Castello Lukeba wurden schon ausgezeichnet. Aber keiner prägte das Turnier in der Gruppenphase – mit dem deutschen Rekord von drei Siegen in drei Spielen – so sehr wie der 1,98 Meter große Stürmer.
Wie einst Völler oder Littbarski?
Woltemade könnte nach Pierre Littbarski (1982), Luca Waldschmidt (2019) und Lukas Nmecha (2021) der vierte deutsche Torschützenkönig bei einer U21-EM werden. Sogar die Auszeichnung für den Spieler des Turniers, wie sie der heutige DFB-Sportdirektor Rudi Völler 1982 gewann, ist drin. Der Spieler des U21-Turniers kam fast immer aus einer der Final-Nationen.
Woltemade, dessen Vertrag in Stuttgart bis zum 30. Juni 2028 läuft, ist auch so schon in den Fokus vieler Topclubs gerückt. Chelsea, Arsenal, der FC Bayern – zahlreiche namhafte Vereine wurden schon gespielt. «Das ist ein Stürmer, den Bayern München im Fokus haben sollte – definitiv. Nicht jetzt, aber wenn Harry Kane mal geht irgendwann», sagte der ehemalige Münchner Kapitän Stefan Effenberg bei Club-WM in Miami. «Wer bei Stuttgart so performt wie im DFB-Pokal-Endspiel und so weiter, der ist schon gemacht für hohe Ambitionen.»
«Ein geiler Wettbewerb»
Beim DFB-Camp in Modra wurde gleich vor den Fragen an Woltemade betont, dass dieser sich zur U21 und keinen anderen Themen äußern werde. Der Fokus soll nicht gestört werden. Ein weiterer EM-Titel für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes nach 2009, 2017 und 2021 steht über allem – und damit würde ohnehin die Wahrscheinlichkeit für Einzel-Auszeichnungen für Woltemade steigen.
«Jetzt schon vom Titel zu reden – das ist sehr weit weg, wenn man sieht, welche Nationen alle im Viertelfinale stehen», warnte Woltemade. «Jetzt spielt eine Top-Nation gegen die nächste. Das ist, glaube ich, ein geiler Wettbewerb, und wir freuen uns natürlich jetzt sehr auf das Spiel.»
Woltemade: Das Omen kann gerne bleiben, «wenn es will»
Zweimal gab es in den Jahren 2009 und 2017 bei U21-Europameisterschaften das Duell mit Italien, zweimal gewann Deutschland den Titel. «Wenn das Omen gerne so weiter bleiben will, kann es gerne bleiben», witzelte Woltemade.
Wegen einer Fußblessur konnte Woltemade gleich nach dem England-Spiel noch nicht alle Übungen mitmachen. Hinter dem Tor hockte er auf dem Rasen und sah zu, wie Sturmkollege Nicolo Tresoldi sehenswerte Treffer erzielte. Für den gebürtigen Italiener wird es ein «emotionales» Viertelfinale, wie auch für Trainer Antonio Di Salvo mit seinen italienischen Wurzeln.
Tresoldi wie der Vater?
«Ich bin in Italien aufgewachsen, bis ich 13 Jahre alt war. Deswegen hat Italien schon eine wichtige Rolle für mich, meine Großeltern wohnen da», sagte Tresoldi vor dem Turnier. Tresoldi soll beim K.o.-Duell im Südosten von Bratislava nicht nur mit Woltemade fußballerisch harmonieren. «Dann haben wir wenigstens einen auf dem Platz, der mit denen kommunizieren kann, falls irgendwas schiefläuft», sagte Woltemade.
Und der künftige Brügge-Profi Tresoldi kann sich auch einen Familienrat einholen, wie man Titel gewinnt: Denn sein Vater Emanuele wurde 1994 im Team um den späteren Weltmeisterkapitän Fabio Cannavaro und Bayern-Schreck Filippo Inzaghi U21-Europameister.
Gelsenkirchen (dpa) – Seine klaren Worte trug Miron Muslic mit ruhiger, fast schon leiser Stimme vor. «Unbeugsam», «intensiv» und «aggressiv» – so stellt sich der neue Schalker Trainer seine Mannschaft vor. Bei der offiziellen Vorstellung des Coaches wird klar: Mit den Auftritten in der vergangenen Saison soll das Spiel unter ihm nicht mehr viel zu tun haben. «Ich kann den Schalke-Fans versprechen, dass wir eine neue Dynamik entwickeln wollen, ein neues Miteinander», sagt Muslic. Das ist auch dringend nötig.
Nach verkorksten Jahren und Platz 14 in der 2. Bundesliga als Tiefpunkt soll es beim stolzen Traditionsclub endlich wieder aufwärts und mittelfristig zurück in die Bundesliga gehen. Die Gelsenkirchener haben dafür einen Trainer verpflichtet, der in Deutschland zwar weitestgehend unbekannt ist, der aber dennoch selbstbewusst auftritt und offenbar ganz genau weiß, was er will und verlangt.
Muslic: «Wir sind in einer Performance-Branche»
Laufbereitschaft und Hingabe gehören dazu. Die hohe Erwartungshaltung auf Schalke mit seiner riesigen, immer ausverkauften Arena soll kein «Rucksack», kein Hemmnis mehr sein, sondern ein Ansporn. «Wir sind in einer Performance-Branche. Diese Drucksituation gehört zu unserem Job dazu. Wir müssen Wege finden, damit umzugehen», sagt Muslic.
«Schalke ist immer noch ein Gigant im deutschen Fußball. Schalke bedeutet vielen Menschen ganz viel, nicht nur in Gelsenkirchen oder im Ruhrpott, sondern in ganz Deutschland», betont Muslic. Schnell will er einen Fußball implementieren, der dieser Bedeutung gerecht wird. Leidenschaftlich, offensiv. Spieler als Balljäger im Pressing, ein bisschen Fußball im Jürgen-Klopp-Style. Muslic ist davon überzeugt, dass das auch mit seiner neuen Mannschaft geht.
Er selbst glaubt, auch durch seine spezielle Kindheit, als Trainer und als Mensch gut zum Revierclub zu passen. «Meine Kindheit, meine Jugend fühlt sich ähnlich an, wie viele Geschichten hier aus Gelsenkirchen», sagt der 42-Jährige. Er kenne es, dass man sich in seinem Leben alles hart erarbeiten müsse. Der 1982 im heutigen Bosnien-Herzegowina geborene Coach kam als Flüchtling mit seiner Familie nach Österreich. Dort spielte er und absolvierte auch seine ersten Trainerstationen.
Zuletzt Zoff im Aufsichtsrat
Mit dem neuen Coach, den Schalke vom englischen Zweitliga-Absteiger Plymouth Argyle geholt hat, soll endlich die erhoffte Kontinuität auf der Trainerposition her. Dass sein Arbeitgeber nicht nur in Sachen Trainerverschleiß und Druck, sondern auch in Bezug auf sein Umfeld und den Medienrummel ein besonderer Verein ist, weiß Muslic.
Jüngstes Beispiel: Nach der vergeigten vergangenen Saison hatte Aufsichtsratschef Axel Hefer öffentlich in einem verbalen Rundumschlag heftige Kritik am Team und der Kaderzusammenstellung geübt.
Das gefiel seinem Gremiumskollegen Ender Ulupinar nicht, der via Social Media seinen Unmut bezüglich Hefers Vorgehen äußerte. Auf der vergangenen Aufsichtsratssitzung kassierte Ulupinar dafür die Quittung. Zwar gehört er dem Rat weiterhin an und hat Stimmrecht, ist jedoch anders als zuvor nun in keinem Ausschuss mehr vertreten und quasi kalt gestellt.
Baumann über Muslic: «Er lebt eine Höchstleistungskultur vor»
Solche Themen tragen nicht zu einem ruhigen Arbeitsumfeld bei, werden Muslic allerdings eher am Rande beschäftigen. Er weiß, dass er auch so genug zu tun hat. Der Trainer ist bereits voll in die Kaderplanung eingebunden. Der neue Sportvorstand Frank Baumann sieht den Coach als «die wichtigste Person im Sport» und sagt speziell zu Muslic: «Er lebt eine Höchstleistungskultur vor.» Die beiden pflegen eine enge Abstimmung bei der Zusammenstellung des neuen Teams.
Auch in diesem Sommer steht ein Umbruch an. Um Kenan Karaman, der auch unter Muslic Kapitän bleibt, Rückkehrer Timo Becker in der Abwehr und Torwart Loris Karius soll eine neue Mannschaft aufgebaut werden. Sie soll das Potenzial haben, um den Aufstieg mitzuspielen.
Bei der Gestaltung sind Baumann, Muslic, Kaderplaner Ben Manga und Sportdirektor Youri Mulder aber auch auf Transfer-Erlöse angewiesen. Als Kandidaten, die den hochverschuldeten Gelsenkirchenern Geld bringen könnten, gelten Schalkes bester Torschütze Moussa Sylla und Junioren-Nationalspieler Taylan Bulut. Vor allem Sylla, der in der vergangenen Spielzeit 16 Tore erzielte, würde sportlich jedoch eine große Lücke hinterlassen.
Besondere Maßnahme beim Training
Muslic muss zudem die Sympathien der Fans zurückgewinnen. Beim 1:2 gegen Elversberg am letzten Spieltag verhöhnten viele Anhänger die eigenen Spieler. Das Rezept dagegen klingt einfach: Mit Leistung sollen die Profis die Fans wieder von sich überzeugen. «Sie haben das Recht, alles von der Mannschaft zu verlangen», sagt Muslic mit Blick auf die Anhänger.
Eine erste Maßnahme könnte die Versöhnung zusätzlich fördern: Der Trainer lässt seine Mannschaft nun mehrmals nacheinander öffentlich trainieren.