Welttorhüterin Earps wechselt zu Paris Saint-Germain

Welttorhüterin Earps wechselt zu Paris Saint-Germain

Paris (dpa) – Die englische Fußball-Europameisterin Mary Earps steht künftig für Paris Saint-Germain zwischen den Pfosten. Wie der französische Hauptstadt-Club mitteilte, unterzeichnete die 31 Jahre alte Weltklasse-Torhüterin an der Seine einen Zwei-Jahres-Vertrag. Die frühere Wolfsburgerin spielte in den vergangenen fünf Jahren für Manchester United, mit den Red Devils gewann sie in der abgelaufenen Saison den FA Cup.

Die Welttorhüterin der Jahre 2022 und 2023 wurde in der Saison 2018/19 mit Wolfsburg deutscher Meister, konnte sich beim VfL allerdings nicht gegen die damalige Stammkraft Almuth Schult durchsetzen. Erst bei Manchester United avancierte Earps zur unumstrittenen Nummer eins – auch im Nationalteam. 2022 wurde sie Europameisterin, 2023 als beste Torhüterin des Turniers Vize-Weltmeisterin.

Späte Erlösung mit Eigentor: Frankreichs Minimalisten weiter

Späte Erlösung mit Eigentor: Frankreichs Minimalisten weiter

Düsseldorf (dpa) – Didier Deschamps fiel seinen Spielern überglücklich um den Hals und reckte die Jubel-Faust zum Publikum. Die Erleichterung war riesig bei Frankreichs Nationaltrainer und seinem Starensemble um Maskenmann Kylian Mbappé. Die Belgier, für die ein großes Turnier wieder mal frühzeitig endete, mussten getröstet werden.

Mit der nächsten Ausgabe ihres Minimalisten-Fußballs zitterten sich die Franzosen bei der EM ins Viertelfinale. Der zweimalige Europameister gewann das über weite Strecken enttäuschende Achtelfinale in Düsseldorf am Montag mit 1:0 (0:0) gegen die von Domenico Tedesco trainierten Belgier. Die Entscheidung fiel durch ein Eigentor von Jan Vertonghen, der einen Schuss von Ex-Bundesliga-Profi Randal Kolo Muani in der 85. Minute abfälschte.

«Es hat geklappt», sagte Deschamps. «Wir hatten mehr Chancen und haben uns belohnt. Wir sind jetzt einen Schritt weiter und werden das genießen. So kann es weitergehen.» Der Trainer habe ihm gesagt, dass er etwas «Frische reinbringen» und seine «Geschwindigkeit ausspielen» solle, erklärte Kolo Muani. «Das habe ich versucht. Und ich glaube, ich habe dem Team auch neuen Schwung verliehen.»

Nächster Dämpfer für Belgien nach WM-Aus

Trotz bislang nur drei Toren und noch keinem eigenen Treffer aus dem Spiel heraus bei dieser EM blieben die Franzosen damit seit dem 0:1 bei der WM 2014 gegen Deutschland bei Turnierspielen in regulärer Spielzeit unbesiegt. Für die Équipe Tricolore, die bereits zum fünften Mal und damit häufiger als jedes andere Team bei einer EM von einem Eigentor profitierte, geht es nun am Freitag im Viertelfinale in Hamburg weiter. Dann muss sie jedoch auf Mittelfeldspieler Adrien Rabiot von Juventus Turin verzichten, der seine zweite Gelbe Karte im Turnier sah.

Belgien muss dagegen auch unter dem deutschen Trainer Tedesco vorzeitig die Heimreise antreten. Der ewige Geheimfavorit um Superstar Kevin De Bruyne war bei der WM 2022 sogar bereits in der Vorrunde gescheitert. «Am Ende hat ein Dreckstor entschieden, deshalb sind wir sehr frustriert», sagte der frühere Bundesliga-Torwart Koen Casteels.

«Wir hatten einen Plan. Wir haben schon auch gut gespielt», sagte De Bruyne. «Schade, dass wir so ein Tor bekommen haben.» Der Wille sei da gewesen. Natürlich sei man enttäuscht.

 

Vermeintliches Top-Duell lange Zeit ein Langweiler

Das mit Spannung erwartete vermeintliche Top-Duell entpuppte sich schnell als Langweiler. Beide Teams setzten ihre überwiegend uninspirierten und enttäuschenden Leistungen aus der Vorrunde nahtlos fort. Frankreich machte einmal mehr viel zu wenig aus den technischen Fähigkeiten im Kader und spielte mit zu wenig Tempo.

Topstar Mbappé, der sich zwei Wochen zuvor an selber Stelle beim 1:0 gegen Österreich die Nase gebrochen hatte, blieb extrem unauffällig. Der künftige Angreifer von Real Madrid hatte sich zuvor über eine große Beeinträchtigung durch seine Schutzmaske beschwert. «Es ist furchtbar, mit einer Maske zu spielen», hatte Frankreichs Kapitän gemotzt. «Man sieht nicht so gut, man schwitzt darunter – dann muss man den Schweiß rauslassen.» Tatsächlich ging vom 25-Jährigen kaum Gefahr aus. Der Stürmerstar stand mehr, als dass er sich am Angriffsspiel beteiligte.

Thuram vergibt beste Chance vor der Pause

Bei den Belgiern fehlte es an der nötigen Präzision im Angriff, zudem wurde das zu große Leistungsgefälle im Team einmal mehr offensichtlich. Immer wieder ließ sich Kapitän und Starspieler Kevin De Bruyne sehr weit zurückfallen, um den Spielaufbau anzukurbeln. So büßte der Offensivspieler von Manchester City aber viel von seiner Torgefahr ein.

Die beste Chance hatten die Franzosen erst nach gut 34 Minuten, als der frühere Gladbacher Marcus Thuram einen Kopfball knapp neben das Tor setzte. Bis dahin hatte Belgien etwas gefährlicher gewirkt. Insgesamt blieb das Spiel vor der Pause auf beiden Seiten aber viel zu statisch und ereignisarm.

Warum beide Teams in der Vorrunde jeweils nur zwei Tore zustande brachten, wurde einmal mehr klar. Wie oft beide Angriffsreihen trotz teils freier Schussbahn nicht einmal das Tor trafen, war erschreckend.

De Bruyne scheitert – Kolo Muani trifft mit Glück

Auch nach dem Seitenwechsel setzte sich das teils unwürdige Spiel fort. Immer dann, wenn es schnell werden musste, wurde auf beiden Seiten das Tempo verschleppt und die Stars fanden überhaupt nicht in ihr Spiel. Auch der frühere Bundesligastürmer Thuram blieb einmal mehr unter seinen Möglichkeiten. Der Angreifer von Inter Mailand musste nach rund einer Stunde vom Feld und wurde durch den früheren Frankfurter Kolo Muani ersetzt. 

In der 83. Minute scheiterte De Bruyne mit einem wuchtigen Schuss an Frankreichs Keeper Mike Maignan. Auf der Gegenseite erlöste Kolo Muani die Franzosen von Trainer Didier Deschamps. Verteidiger Vertonghen fälschte seinen Schuss unhaltbar ab.

Sky: Talent Uzun erhält Fünfjahresvertrag in Frankfurt

Sky: Talent Uzun erhält Fünfjahresvertrag in Frankfurt

Frankfurt/Main (dpa) – Der Wechsel des Top-Talents Can Uzun von Zweitligist 1. FC Nürnberg zu Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt steht einem Bericht des Senders Sky zufolge unmittelbar vor dem Abschluss. Der 18-Jährige wird demnach bei der Eintracht einen Fünfjahresvertrag bis 2029 unterschreiben und schon beim Trainingsstart am kommenden Montag dabei sein.

Als Ablöse sollen dem Bericht zufolge elf Millionen Euro fällig werden, die Summe könne durch erfolgsabhängige Bonuszahlungen noch bis auf 14 Millionen Euro steigen. Mit dem Transfer wird bereits seit Wochen gerechnet. Uzun war zuletzt nicht in das Aufgebot der türkischen Nationalmannschaft für die Europameisterschaft berufen worden.

Neuer über deutsche EM-Ambitionen: Sind reif für den Titel

Neuer über deutsche EM-Ambitionen: Sind reif für den Titel

Herzogenaurach (dpa) – Manuel Neuer glaubt fest an die Fortsetzung der EM-Reise mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach dem anstehenden Viertelfinale gegen Spanien. «Wir sind schon längere Zeit reif für den EM-Titel. Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn das letzte Puzzleteil eingesetzt wird. Wir werden alles reinwerfen, um erfolgreich zu sein», sagte der Nationaltorwart im DFB-Quartier in Herzogenaurach in einem Interview bei MagentaTV. 

Vor dem Duell mit dem dreimaligen Europameister am Freitag in Stuttgart warnte Neuer allerdings auch vor den im Turnierverlauf noch unbesiegten Spaniern. «Sie wissen, wie sie sich im letzten Drittel verhalten müssen, lassen den Ball gut laufen und sind alle abschlussstark. Da gilt es, dass wir ihnen nicht zu viele Räume geben und sie nicht schießen lassen», sagte der 38-Jährige.

DFB-Team will EM-Euphorie weiter schüren

Es sei wichtig, defensiv stabil zu stehen und die offensiven Stärken auszuspielen. «Wenn wir die in die Spur bringen, sind wir immer in der Lage, Tore zu erzielen. Das hat man in den vergangenen Spielen gesehen», sagte der Schlussmann des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München. 

Er selbst sei nach leichten Knieproblemen zu Turnierbeginn fit und bereit für die kommenden Aufgaben. «Ich fühle mich wohl und freue mich auf jedes Spiel, das wir haben. Ich hoffe, es werden noch viele», sagte Neuer und fügte mit Blick auf die Stimmung im Land hinzu: «Wir erhoffen uns alle viel von diesem Sommer und arbeiten weiter hart daran, dass die Euphorie noch weitergetragen werden kann.»

Kein «Angstschweiß»: Kimmich will eigenes Spanien-Kapitel

Kein «Angstschweiß»: Kimmich will eigenes Spanien-Kapitel

Herzogenaurach (dpa) – Den großen Gegner Spanien schaute sich Joshua Kimmich mit seinem neuen EM-Kumpel David Raum im sogenannten «Orga-Büro» der Fußball-Nationalmannschaft an. Einen besseren Ort im Teamquartier hätten sich die beiden Außenverteidiger zur ersten Vorbereitung auf die schwerstmögliche Viertelfinal-Prüfung nicht suchen können. Am Freitag (18.00 Uhr/ARD/MagentaTV) müssen Kimmich und Raum in Stuttgart nämlich die spanischen Jungstar-Wirbler Lamine Yamal (16) und Nico Williams (21) stoppen, wenn die deutsche EM-Reise Richtung Berlin weitergehen soll. 

Maximale Organisation, kurz Orga, ist dafür eine Grundbedingung. «Wir müssen als Mannschaft Lösungen finden», forderte Kimmich. Das Ziel ist klar. Und es ist eine riesige Herausforderung, die bislang größte im Turnier. Spanien ist nicht nur bei der EM mit bislang vier Siegen das Nonplusultra. Auf das DFB-Team wartet eine Aufgabe von geradezu fußballhistorischem Ausmaß, die die Generation Kimmich weit überschreitet. 

«Natürlich wollen wir die Spanier in einem Turnier mal schlagen. Es ist absolut unser Ziel. Na klar, will man da sein eigenes Kapitel, seine eigene Geschichte», sagte der 29-jährige Kimmich zur speziellen Spanien-Historie mit dem letzten Pflichtspiel-Sieg vor 36 Jahren bei der letzten Heim-EM 1988 und Rudi Völler als damaligem Doppeltorschützen.

Historie mit Völler

«Vielleicht können wir den Rudi einwechseln», scherzte Kimmich ein bisschen auf Kosten des heutigen DFB-Sportdirektors. Doch natürlich müssen die Lösungen auf dem Platz selbst gefunden werden. Dabei brachten Kimmich wie Raum das neue Selbstbewusstsein nach acht Spielen ohne Niederlage im EM-Jahr und den positiven Schwingungen im ganzen Land nach dem 2:0 gegen Dänemark in einer launigen Presserunde im Teamquartier zum Ausdruck. Es wird dieser Tage gerade viel gelacht in Herzogenaurach. 

Kimmich und Raum hatten für den Medientermin ihren von Bundestrainer Julian Nagelsmann gewährten freien Tag unterbrochen. Doch wie ein glattgebügelter Profi-Auftritt wirkte dieser nicht. Taktik und Triviales hielten sich da durchaus die Waage. Auch über ein Social-Media-Video mit Oma Raum oder Kimmichs Süßigkeiten-Versteck im Teamquartier wurde gesprochen. Die Hobbygärtner wünschen sich für ihre zwei Bäume, die sie gepflanzt haben, nach ganz viel fränkischem Regen jetzt aber auch mal Sonne.

Aber wie geht es gegen die Fußball-Übermacht Spanien? «Sie wollen das Wort Angstschweiß?», reagierte der Leipziger Raum auf eine suggestiv gestellte Reporterfrage. Okay! «Ich habe noch keinen Angstschweiß, da wird auch keiner dazukommen», parierte der 26-Jährige. Und hob demonstrativ seine Arme und zeigte die Achseln. «Wir versuchen es andersherum, dass die Spanier Angst bekommen», schloss Raum dann noch an. 

Brocken für beide

Kimmich sprach von einem «harten Brocken», der da jetzt wartet als nächste Aufgabe vor dem Halbfinale. Aber: «Für beide.» Von einem vorgezogenen Endspiel zu sprechen, sei angesichts von zuletzt drei deutschen Turnier-Enttäuschungen schon eine Ehre, ein Kompliment für den bisherigen Turnierverlauf. Fest steht aber für Kimmich: «Wenn man das Turnier gewinnen will, führt kein Weg an Spanien vorbei.»

Spanien, das war über Jahre schließlich das Mantra des deutschen Fußballs. Technisch einzigartig, taktisch weit voraus. Aber eben als unbezwingbarer Kontrahent ein Mythos der Ära von Bundestrainer Joachim Löw. Die Turnier-Niederlagen 2008 im EM-Finale und 2010 im WM-Halbfinale liegen weit zurück. Auch beim demütigenden 0:6 im November 2020 waren weder der damals verletzte Kimmich noch Raum dabei. Präsent ist noch das 1:1 im WM-Gruppenspiel in Katar, die Wüsten-WM 2022 endetet auch für die Spanier enttäuschend. 

Lamine Yamal kein Fußball-Kind

Kimmichs und Raums Arbeitsauftrag lautet Williams und Yamal, letzterer mit 16 Jahren vom Lebensalter fast noch ein Kind. Aber fußballerisch? «Da braucht man nicht von einem Kind zu sprechen», sagte Raum. Eine «brutale Qualität» bringe der Jungstar des FC Barcelona mit, meinte der Leipziger Linksverteidiger. Aber: «Am Ende des Tages ist auch er knackbar.»

Ähnlich wie Raum über Yamal sprach, charakterisierte Kimmich den Gegner Spanien insgesamt. Brutale Qualität, aber knackbar, eben. Worauf es ankommt? Da ist sich der Münchner vor seinem 91. Länderspiel sicher. Einem «Mix aus allem». Und «der Kopf wird entscheiden». Im Teamquartier in Herzogenaurach wird sich bestimmt auch Bundestrainer Nagelsmann in den kommenden Tagen noch oft in das «Orga-Büro» zurückziehen.

Jurásek bleibt in Hoffenheim

Jurásek bleibt in Hoffenheim

Zuzenhausen (dpa) – Die TSG 1899 Hoffenheim setzt ein weiteres Jahr auf David Jurásek. Wie die Kraichgauer mitteilten, leiht der Fußball-Bundesligist den Tschechen ein weiteres Jahr von Benfica Lissabon aus. Bei den Portugiesen besitzt Jurásek noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2028. Ursprünglich war die Leihe des 23 Jahre alten Linksverteidigers am 30. Juni ausgelaufen.

«David ist ein dynamischer und offensivstarker Außenverteidiger, der es zudem versteht, zuverlässig zu verteidigen. Seine herausragenden Leistungen in Topspielen, wie zum Beispiel bei unserem Auswärtsspiel in Leverkusen, sind dafür wunderbare Beispiele und lassen uns sehr optimistisch in die nächste Saison gehen», sagte Sport-Geschäftsführer Alexander Rosen. 

Jurásek war im Januar nach einem halben Jahr in Portugal zur TSG gekommen und absolvierte in der vergangenen Rückrunde 13 Bundesliga-Spiele für die Kraichgauer. Für die bereits ausgeschiedenen Tschechien absolvierte er bei der Europameisterschaft zwei Gruppenspiele. 

«Gemeinsam mit David wollen wir nun weiter daran arbeiten, dass er regelmäßig sein Topniveau erreicht und trauen ihm diese Entwicklung bei uns auch definitiv zu», sagte Pirmin Schwegler, Leiter Profifußball.

Bayern-Allrounder Guerreiro beginnt mit Training

Bayern-Allrounder Guerreiro beginnt mit Training

München (dpa) – Der Portugiese Raphael Guerreiro ist beim FC Bayern München wieder ins Training eingestiegen. Dies teilte der deutsche Fußball-Rekordmeister mit. Der 30 Jahre alte Defensivallrounder hatte sich Anfang Mai eine Bänder- und Kapselverletzung im Sprunggelenk zugezogen. Daher verpasste er auch die Europameisterschaft mit der portugiesischen Nationalmannschaft.

Der Auftakt des FC Bayern für die neue Saison ist erst am 15. Juli, Guerreiro will aber in Form kommen, wenn es auch offiziell losgeht. In der vergangenen Woche waren schon Serge Gnabry und Tarek Buchmann mit ersten individuellen Einheiten in die Saisonvorbereitung gestartet.

Nach der EM stehen für die ersten Münchner Spieler Mitte Juli zuerst eine medizinische Untersuchung sowie die Leistungsdiagnostik auf dem Programm. Der neue Trainer Vincent Kompany wird seine anwesenden Profis dann am 17. Juli erstmals auf dem Rasen versammeln. Eine Woche darauf geht es für die Bayern vom 22. bis zum 25. Juli ins Trainingslager am Tegernsee.

Koeman in der Kritik: Oranjes EM-Stimmung ist gekippt

Koeman in der Kritik: Oranjes EM-Stimmung ist gekippt

München (dpa) – Über diese EM-Konstellation hätte sich noch vor einer Woche jeder in den Niederlanden gefreut. Der Europameister von 1988 übersteht die schwere Vorrundengruppe mit Vize-Weltmeister Frankreich und Geheimfavorit Österreich und trifft im Achtelfinale bloß auf den Außenseiter Rumänien (Dienstag, 18.00 Uhr/ARD und MagentaTV).

Und sollte das am Dienstag in München auch noch klappen, meint es der sogenannte Turnierbaum mit Oranje weiter gut: Im Viertelfinale hießen die möglichen Gegner erneut Österreich oder Türkei. «Jetzt beginnt ein neues Turnier», sagte Stürmer Cody Gakpo vom FC Liverpool. Im Halbfinale ginge es gegen schwächelnde Engländer oder die Schweiz. Niemand, vor dem sich die große Fußball-Nation Niederlande ihrem eigenen Anspruch nach zu verstecken braucht.

Koeman noch der Richtige?

Dieser Anspruch ist nun aber offenbar ein Teil des Problems. Denn vor dem Beginn der K.-o.-Runde wird Trainer Ronald Koeman wieder jeden Tag daran erinnert, dass er einen der herausforderndsten Jobs der Fußball-Welt hat. Seit der 2:3-Niederlage im letzten Gruppenspiel gegen Österreich ist die anfangs erwartungsfrohe EM-Stimmung in der Heimat in Richtung Gegenteil gekippt.

Schon bei der Pressekonferenz nach diesem schwachen Auftritt wurde Koeman direkt gefragt, ob er als Bondscoach noch haltbar sei. «Ich denke, dass das keine Frage für jetzt ist», sagte der EM-Held von 1988 darauf. «Es ist erst die Vorrunde vorbei. Wir haben noch eine Chance. Wenn das nicht klappt, können Sie die Frage noch einmal stellen.»

In dieser Atmosphäre gehen die Niederländer nun in die entscheidende Phase des Turniers. Und die Frage ist: Woher kommt dieser große Druck? Warum verschliss Oranje in den vergangenen 25 Jahren elf verschiedene Nationaltrainer, von denen Koeman, Louis van Gaal und Dick Advocaat gleich mehrere Amtszeiten erlebten? Und warum kippt die Stimmung so leicht bei einem Team, dem Spieler von der Qualität eines Marco van Basten, Dennis Bergkamp oder Arjen Robben doch schon länger fehlen?

Experte Wormuth

Frank Wormuth leitete zehn Jahre lang die Trainerausbildung des Deutschen Fußball-Bundes, ehe er 2018 in die Niederlande wechselte. Dort trainierte er die Erstliga-Clubs Heracles Almelo und FC Groningen und dort lebt er in der Nähe von Nijmegen noch heute. Nach der EM 2021 war er selbst als neuer Bondscoach im Gespräch. Stattdessen wurde es zum dritten Mal van Gaal.

Über die Erwartungshaltung in seiner Wahlheimat sagt er: «Ja, es gibt in den Niederlanden diese Kritik: am planlosen Spiel. Dass dort keine Mannschaft auf dem Platz steht.» Aber die könne er auch verstehen.

Viel Qualität im Team

«Diese Mannschaft ist gut», sagt Wormuth: «Van Dijk spielt in Liverpool. Aké spielt bei Manchester City. Gakpo auch bei Liverpool. Und Frimpong ist gerade deutscher Meister geworden. Wenn die als Team auftreten und einer für den anderen laufen würden, wären sie definitiv ein Kandidat für die besten Vier des Turniers. Oder sogar für das Finale.» So aber bilden die stimmungsvollen Auftritte der Fans und die biederen Leistungen des Teams bei dieser EM bislang einen starken Kontrast.

«Nach all der Kritik mussten wir hart mit uns ins Gericht gehen», sagte Koeman am Montag. «Ich denke, das war ein positiver Prozess. Aber man kann den Beweis nur erbringen, wenn man ein Spiel bestreitet.» Der 61-Jährige kehrte in die Stadt eines großen Erfolges zurück. In München wurde er 1988 Europameister. «Es war eine großartige Zeit und ich bin glücklich, dass wir dieses Turnier gewonnen haben», sagte er. Im Olympiastadion besiegte seine Auswahl die Sowjetunion damals mit 2:0.

De-Jong-Ausfall tut weh

Ob es einen erneuten Coup gibt? Erst mal muss das Team die starken Ausschläge in den Griff bekommen. Und die haben für Wormuth zwei Gründe: einen rein sportlichen und einen gesellschaftlichen. «Die eigentliche Herausforderung ist der Ausfall von Frenkie de Jong», sagt er über den verletzten Mittelfeldspieler des FC Barcelona. «De Jong ist eine Art Kroos von Holland, der Spielgestalter schlechthin.»

Und dann beschreibt der 63-Jährige noch aus eigener Erfahrung: «Es gibt in den Niederlanden kein ausgeprägtes Hierarchiedenken, wie wir es in Deutschland kennen.» Im Alltagsleben nicht. Und in einem Fußballteam schon gar nicht.

«Spieler diskutieren sehr viel. Wollen ständig ihre Meinung äußern», sagt Wormuth. «Das hat gesellschaftlich viele gute Seiten. Aber wenn im Fußball zu viele Leute mitreden, wird es schwierig.» Das habe er in den Niederlanden «am Anfang etwas unterschätzt. Da wollte mir auch der Physiotherapeut sagen, was ich zu tun habe.» Aber das lässt die Diskussionen manchmal auch größer wirken, als sie sind.

Kapitän Virgil van Dijk hat die Kritik nach der EM-Vorrunde jedenfalls angenommen. «Wenn wir so weitermachen, haben wir hier nichts mehr zu suchen», sagte er vor dem Rumänien-Spiel. «Aber wir haben immer noch das Gefühl, dass wir aus diesem Turnier ein ganz besonderes machen können. Ich glaube an diese Mannschaft. Wir haben viel Qualität. Die müssen wir aber endlich auch zeigen.»

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