Ter Stegen bei Comeback zunächst «nicht ganz auf der Höhe»

Ter Stegen bei Comeback zunächst «nicht ganz auf der Höhe»

Barcelona (dpa) – Marc-André ter Stegen ist mit seinem Comeback nach dreimonatiger Verletzungspause nur teilweise zufrieden. «Ich habe mich gut gefühlt. Die ersten 15 Minuten war ich nicht ganz auf der Höhe, aber dann habe ich mich wieder beruhigt. Wir haben drei Tore kassiert, was sehr schade ist», sagte der Fußball-Nationaltorhüter nach Angaben der spanischen Zeitung «Marca» nach dem 3:3 seines FC Barcelona im Ligaspiel gegen Abstiegskandidat FC Granada. 

Ter Stegen hatte sich im Dezember wegen anhaltender Schmerzen einer Operation am Rücken unterziehen müssen. Seinen zuvor letzten Einsatz im Barça-Trikot hatte der 31-Jährige am 12. November im Ligaspiel gegen CD Alaves (2:1). Danach war er auch für die beiden Länderspiele im November gegen die Türkei (2:3) und in Österreich (0:2) ausgefallen. Im Club war ter Stegen, der zum besten Spieler der vergangenen Saison in der Primera División gewählt worden war, von Iñaki Peña vertreten worden.

Bei seinem Comeback nervten ter Stegen vor allem die Tore durch Ricard Sánchez (43. Minute), Facundo Pellistri (60.) und Ignasi Miquel (66.) für den Tabellenvorletzten aus Granada. «Diese Gegentore in kurzer Zeit sind immer schwierig für die Moral der Mannschaft. Man muss zurückkommen, und man ist nah dran. Das darf uns nicht passieren, wenn wir drei solche Tore kassieren. Wir müssen aufhören, solche einfachen Tore zu kassieren», forderte er. «Wir müssen viel konzentrierter sein, wenn wir Flanken verteidigen.»

Für den spanischen Meister aus Barcelona, der in der Tabelle als Dritter bereits zehn Punkte hinter Spitzenreiter Real Madrid liegt, hatten Lamine Yamal (14./80.) sowie Stürmerstar Robert Lewandowski (63.) getroffen.

Effenberg kritisiert Bayern-Trainer Tuchel: «Unverständlich»

Effenberg kritisiert Bayern-Trainer Tuchel: «Unverständlich»

München (dpa) – Stefan Effenberg hat Kritik an der Taktik von Bayern-Trainer Thomas Tuchel bei der Niederlage im Spitzenspiel gegen Bayer Leverkusen (0:3) geübt.

«Das wurde in dieser Saison noch nicht gespielt. Das so zu stellen gegen Leverkusen, war für mich unverständlich», sagte der TV-Experte am Sonntag in der Sport1-Sendung «Doppelpass» mit Bezug auf die Maßnahme von Tuchel, erstmals auf eine Dreierkette in der Abwehr zu setzen. «Bayern München ist ein Verein gewesen in den vergangenen Jahren mit einem klaren 4-2-3-1-System. Wenn du jetzt ein bisschen durchwürfelst, dann hast du gestern diese Verunsicherung gesehen, dass sie sich nicht wohl gefühlt haben auf diesen Positionen», befand Effenberg. 

Zudem äußerte der einstige Bayern-Profi wenig Verständnis für die Personalauswahl von Tuchel. «Ich habe wirklich nicht verstanden, warum Thomas Müller in einem solchen Spiel nicht spielt. Oder Joshua Kimmich. Der ist im Leistungstief, aber eine zentrale Figur. Die musst du in einem solchen Spiel aufstellen. Das hat Thomas Tuchel nicht gemacht. Und das sind die Hauptgründe dafür, warum sie völlig verdient verloren haben.» Beide Profis waren erst später eingewechselt worden. 

Effenberg bescheinigte den Münchnern eine schwache Leistung: «Es steht so viel auf dem Spiel. Und wenn du dann die Bayern siehst, die alles vermissen lassen. Du siehst gar nichts von den Jungs. Irgendwas kann ja da nicht stimmen.» 

Machtprobe mit Kalkül – Spiel-Abbruch eine Frage der Zeit

Machtprobe mit Kalkül – Spiel-Abbruch eine Frage der Zeit

Berlin (dpa)  – Der erste Spiel-Abbruch in der ersten oder zweiten Fußball-Bundesliga scheint nur noch eine Frage der Zeit. Im weiter eskalierenden Zoff um den geplanten Investoren-Einstieg bei der DFL haben die Fans in den Stadien weitere klare Zeichen einer Machtdemonstration gesetzt.

Noch ein Tennisball mehr auf dem Rasen der Alten Försterei und die Partie des 1. FC Union Berlin gegen den VfL Wolfsburg wäre vorzeitig beendet gewesen. Ähnlich knapp war es diesmal in Mönchengladbach und Hamburg.

Unter Druck will sich die Deutsche Fußball Liga aber nicht setzen lassen. Das machte DFL-Präsidiumsmitglied Axel Hellmann bei Welt TV ebenso deutlich wie die klare Absage an eine neue Abstimmung über den geplanten, eine Milliarde Euro schweren Einstieg eines Investors. «Wenn das bedeutet, dass wir auf einen Spielabbruch zulaufen, dann wird es den geben und dann wird der auch sanktioniert werden müssen», erklärte Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher: «Denn wir können Spielabbrüche im Sinne der Einheitlichkeit, der Wettbewerbsfähigkeit und der Integrität des Fußballs nicht zulassen.»

Insbesondere in Berlin fehlte nicht mehr viel bis zum ersten Abbruch wegen der andauernden Fan-Proteste, nachdem die Partie insgesamt über 30 Minuten unterbrochen worden war. Immer wieder hatten zunächst Union-Anhänger Tennisbälle auf den Rasen geworfen, danach flogen die gelben Filzkugeln aus dem Gästeblock auf den Platz. Von den Rängen brüllten die Fans «Tennisbälle sind kein Verbrechen». 

Er habe Verständnis für Proteste und Demonstrationen, sagte Wolfsburgs Trainer Niko Kovac: «Aber ich finde, irgendwann sollten wir schon einen gemeinsamen Weg finden, dass das aufhört.»   

Fan-Lager vereint im Kampf gegen die DFL

Doch die Wege scheinen nur mehr und mehr auseinanderzudriften. Es gibt Clubs, die für den Investoren-Einstieg sind, aber auch ein paar, die sich schon öffentlich für eine neue Abstimmung der 36 Profi-Vereine ausgesprochen haben, unter anderem Union Berlin.

Aktionen wie Fadenkreuz-Plakate am Freitagabend bei der Partie von Hannover 96 beim Hamburger SV könnten indes die Atmosphäre auch zwischen Fans und den eigentlichen Hauptdarstellern weiter verändern. «Wir hören immer, der Fußball gehört den Fans», sagte Hannover-Coach Stefan Leitl: «Der Fußball gehört aber auch uns Fußballern. Und wir lieben diesen Sport auch.» Fairer Protest sei okay. «Alles andere bitte nicht mehr in unseren Stadien.» 

Zudem stoßen die Proteste der organisierten Fanszene auch bei anderen Anhängern nicht auf uneingeschränkte Zustimmung, wie Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes von Tabellenführer Bayer Leverkusen ausgemacht hat. «Es gab auch bei uns gestern viele Fans, die gepfiffen haben. Die nicht verstehen können, dass unterbrochen wird», sagte er mit Bezug auf die Unmutsäußerungen einiger Zuschauer gegen die Störaktionen anderer Fans im Leverkusener Stadion vor allem vor dem Topspiel gegen den FC Bayern. 

«Dass man gegen Sachen protestiert, ist freie Meinungsäußerung. Das sollten wir in Deutschland auch tunlichst beibehalten. Aber Spiele zu unterbrechen, ist für mich eine Grenze», erklärte Rolfes in der Sport1-Sendung «Doppelpass». 

«Die Botschaft ist sehr, sehr klar und deutlich angekommen»

Die weitere Eskalation war aber vorprogrammiert. Nach einem Gesprächsangebot durch die DFL hatten die organisierten Fans mit einer klaren Stellungnahme reagiert und eine neue Abstimmung über den Einstieg eines Investors als alternativlos bezeichnet. «Es geht vor allem darum, dass die Entscheidung über einen Investor nicht mit Mitgliedern abgestimmt wurde. Da, wo es passierte, weil zufällig eine Jahreshauptversammlung stattfand, wurde es abgelehnt», sagte Jost Peter von der Vereinigung «Unsere Kurve». Wie es weitergehe, liege eindeutig bei der DFL, betonte er auch noch. 

In Berlin demonstrierten die Fans, wie weit sie bereit sind zu gehen. Mit Bannern wie «Private-Equity-Heuschrecken ohne Einflussnahme?» oder «DFL-Geprüfte Investoren: Finanziert vom Saudischen Blutgeld» unterstrichen die Fans von Union Berlin ihre Position.

«Die Botschaft ist sehr, sehr klar und deutlich angekommen», betonte Stadionsprecher Christian Arbeit, der auch der Kommunikationschef der Berliner ist, über das Außenmikrofon. In einer weiteren Durchsage sagte er: «Wir sind so, so kurz davor dieses Spiel nicht weiter austragen zu können.» 

In der Vorwoche war bereits das Zweitliga-Spiel des HSV bei Hertha BSC länger unterbrochen gewesen, am Mittwoch vergangener Woche das Match der Unioner beim FSV Mainz 05. Die Partie von Borussia Mönchengladbach gegen Darmstadt 98 am Samstag wurde mehrere Minuten gestoppt, zwischenzeitlich wurde auch in Augsburg, wo der FCA gegen RB Leipzig antrat, nicht gespielt.  

Die Fans haben den Ball der DFL mit Wucht vor die Füße geschossen, aber noch ein paar Reserven zurückgehalten. Bayern Münchens Vorstandschef Jan-Christian Dreesen hält noch intensivere Fan-Proteste aber nicht für zielführend. Falls es das Ziel Einzelner sei, Spiele mit «unlauteren Mitteln» zu beeinflussen, nehme er dies zur Kenntnis: «Das wird aber nichts ändern an der grundsätzlichen Einstellung der Mehrheit der 36 Bundesligaclubs», sagte er der «Welt am Sonntag».

Neue Abstimmung wäre rechtlich angreifbar 

Die Mehrheit, die im vergangenen Dezember für den milliardenschweren Einstieg eines Investors gestimmt hatte, war allerdings denkbar knapp mit der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit ausgefallen. Besonders in den Fokus geraten war dabei Hannovers Mehrheitsgesellschafter Martin Kind, der vom Stammverein angewiesen worden war, dagegen zu stimmen. Ob er dies getan hat, ist unklar.

«Wir haben eine gültige Stimmrechtsvertretung von Martin Kind gehabt. Wir können gar nicht, weil der Beschluss dadurch rechtsgültig geworden ist, einfach sagen, wir stimmen neu ab. Das würde allen anderen Clubs, die daran beteiligt waren, eine rechtliche Möglichkeit geben, gegen eine mögliche Neuabstimmung vorzugehen», sagte DFL-Präsidiumsmitglied Hellmann.

«Euphorie pur»: Bayer dank Alonso auf dem Weg zum Titel

«Euphorie pur»: Bayer dank Alonso auf dem Weg zum Titel

Leverkusen (dpa) – Als er nach seinem Auftritt als Vorsänger vom Zaun geklettert war, wollte sich Lukas Hradecky schnell ins nächste Getümmel stürzen. «Ich brauche keine Ausrede, um was zu trinken», sagte der Kapitän von Bayer Leverkusen auf die Frage, ob er nun noch in den rheinischen Karneval ziehe. «Ich gehe heute sicherlich in die Altstadt», sagte Hradecky. Und fügte an: «Macht das Interview kurz, damit ich es bald genießen kann.» Nach dem 3:0 im Topspiel der Fußball-Bundesliga gegen den FC Bayern München herrsche bei Bayer «Euphorie pur». 

Trainer Xabi Alonso hielt den feierfreudigen Finnen nicht auf. «Heute dürfen wir feiern. Vielleicht morgen auch noch», sagte der Spanier: «Aber ab Montag beginnt die Vorbereitung auf das neue Spiel. Das ist Fußball.» Alonso, den sein Verein nach der nächsten taktischen Meisterleistung am Samstagabend in den Sozialen Medien als «El Profesor» adelte, kann seinen Spielern die lange Leine gewähren. Weil er weiß, dass sie nicht über die Stränge schlagen.

Zum einen aus Respekt vor dem ebenso väterlichen wie gestrengen Trainer. Aber auch wegen der großen Chance auf den ersten Meistertitel. Dieser ist angesichts des auf fünf Punkte angewachsenen Vorsprungs und der Demonstration der Stärke im direkten Duell gegen die Bayern nun tatsächlich greifbar nahe.

«Noch 13 Schritte zu gehen»

Die Worte «Meisterschaft» oder «Titel» benutzt in Leverkusen immer noch kaum jemand. Die Ausnahme war der wieder einmal bärenstarke Alejandro Grimaldo, über den Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß unter der Woche gesagt hatte, ihn habe bis zum Bayer-Transfer «kein Mensch» gekannt. Auf den «Vizekusen»-Mythos angesprochen, sagte er: «Davon habe ich gehört. Aber vielleicht können wir dieses Jahr ja tatsächlich die Meisterschaft gewinnen.»

Seine Kollegen formulierten dies zumindest verklausuliert. «Es gibt noch ein paar Punkte zu holen», sagte Abwehrchef Jonathan Tah: «Aber jeder weiß, was passiert, wenn wir viele Punkte sammeln.» Und Hradecky erklärte: «Das war ein super Schritt in unserem Saison-Marathon. Es sind noch 13 Schritte zu gehen. Wir wissen, dass wir gegen die Bayern konkurrieren. Wir müssen demütig bleiben. Aber wir wissen, was wir können.»

Alonso als Vater des Bayer-Erfolgs

Alonso unterbindet auch solche Aussagen nicht. Ihm persönlich würden sie zu weit gehen. «Wir sind natürlich zufrieden. Aber wir haben erst Februar», sagte der Coach, der in seiner Karriere als Profi insgesamt 18 Titel gewann. Mehr war ihm nicht zu entlocken. Doch auch Alonso ist die Chance, mit Leverkusen Historisches zu schaffen, bewusst. Und der frühere Bayern-Star ist der Vater dieser Erfolgsgeschichte. 

Denn der 42-Jährige ist zwar ein akribischer Arbeiter, der nichts dem Zufall überlässt. Aber der «Profesor» ist auch ein Zocker, der ohne Rücksicht auf das eigene Risiko im Falle des Misslingens Dinge ausprobiert, wenn ihm das Bauchgefühl dazu rät.

Überraschende Maßnahmen greifen

Fast in jedem Spiel überraschte Alonso zuletzt mit seinen teils gewagten Aufstellungen. Gegen Bochum (4:0) ließ er alle fünf Afrikaner auf der Bank, um den Ernstfall für den Afrika-Cup zu simulieren. In Augsburg (1:0) schonte er Tah, damit dieser sich nicht vor dem Spiel in Leipzig eine Gelbsperre einhandeln konnte. Gegen Gladbach (0:0) beorderte er plötzlich Hradecky auf die Bank, damit Matej Kovar vor seinem Einsatz im Pokal Spielpraxis sammeln konnte. 

Und nun gegen die Bayern überraschte er mit der Maßnahme, Jeremie Frimpong, Patrick Schick und Jonas Hofmann aus dem Team zu rotieren. Wie gut diese aufging, zeigte nicht nur die Tatsache, dass Frimpong-Vertreter Josip Stanisic das 1:0 erzielte und Frimpong nach seiner Einwechslung das 3:0.

Alonso vermittelt den Glauben an sich, seine Ideen und all seine Spieler. Und das kommt an. Fast neidisch klang da die Aussage von Bayern-Ikone Thomas Müller, bei Leverkusen habe man «zuallermeist das Gefühl, dass sie miteinander viel Spaß haben».

Und so haben sie derzeit auch Grund zu feiern. Was laut Hradecky zum Dauerzustand werden soll. «Am Ende des Tages sind auch das nur drei Punkte», sagte er über den Triumph im Topspiel: «Aber dieses Gefühl willst du in Zukunft erleben. Hoffentlich gewinnen wir weiter.»

Tuchel unter Druck: «Da müssen wir den Trainer fragen»

Tuchel unter Druck: «Da müssen wir den Trainer fragen»

Leverkusen (dpa) – Nach der Topspiel-Demütigung für den FC Bayern geriet schnell Trainer Thomas Tuchel in den Fokus der Kritik. Für viele Beobachter war der Münchner Coach der Hauptschuldige für das hochverdiente 0:3 bei Bayer Leverkusen, nach dem der Serienmeister nun schon fünf Punkte Rückstand auf den Tabellenführer hat. Und die Rückendeckung für den Trainer aus dem Bayern-Lager klang eher halbherzig.

An der Zusammenarbeit mit Tuchel «ändert sich gar nichts», versicherte zwar Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und erklärte auf Nachfrage nur: «Ich mag mich ungern wiederholen.» Das sollte wohl ein Basta sein, doch es wirkte wie das Gegenteil. Dreesen wand sich darum, ein ausdrückliches Bekenntnis zu Tuchel auszusprechen.

Bayern ließ sich von Leverkusen überraschen

Zumal der Bayern-Boss analysierte, man habe nach guter Anfangsphase «den Faden verloren». Und dann fügte er sogar an: «Woran das liegt? Dafür gibt es Experten. Da müssen wir den Trainer fragen.»

Tuchel ist vor der wichtigen Woche mit weiteren Auswärtsspielen bei Lazio Rom in der Champions League und beim unbequemen VfL Bochum in der Liga also mindestens in Erklärungsnot. «Das war mit unsere schlechteste Leistung am wichtigsten Tag und im wichtigsten Spiel», sagte Kapitän Manuel Neuer. Der Nationaltorwart gestand auch ein, «dass wir die Leverkusener so nicht erwartet haben. Wir haben schon mit anderen Personalien gerechnet.»

War Tuchel also ausgecoacht worden von Xabi Alonso, dem ehemaligen Bayern-Profi und möglichen Leverkusener Meistermacher, der längst als Tuchels Nachfolger gehandelt wird? Zumindest fruchtete Tuchels Umstellung auf die ungewohnte Dreierkette in der Abwehr nicht – und sendete dem Gegner sogar eine fatale Botschaft.

Als in der Kabine die Bayern-Aufstellung gezeigt wurde, «haben wir gespürt, wie viel Respekt sie vor uns haben», sagte Leverkusens Abwehrchef Jonathan Tah: «Das hat uns auf jeden Fall noch mal Mut und Selbstvertrauen gegeben.»

Tuchel: «Niederlage hatte nichts mit Taktik zu tun»

Tuchel erklärte zerknirscht, er «übernehme immer die Verantwortung für die Taktik. Da ist es selbstverständlich, dass ich sie auch heute übernehme». Die Niederlage habe aber «nix mit Taktik zu tun gehabt». Das Ergebnis gebe ihm nicht recht. «Aber wir haben uns eine Woche gut vorbereitet», beteuerte der Trainer.

Zur fatalen Mischung bei den Bayern gehört auch, dass die Wortführer Joshua Kimmich und Thomas Müller bei Tuchel nur begrenztes Vertrauen genießen. Beide kamen erst in der 60. Minute beim Stande von 0:2 in ein fast schon verlorenes Spiel – und äußerten sich danach voller Frust.

Müller sprach in erster Linie seine Kollegen an, als er erklärte: «Da fehlen mir, da kann ich jetzt Olli Kahn zitieren, teilweise die Eier.» Tuchel äußerte dafür Verständnis. Den Trainer schützte Edeljoker Müller sogar ausdrücklich, als er sagte: «Es waren genug Spieler von internationalem Format bei uns auf dem Platz. Da braucht man gar nicht auf den Trainer zu gehen.»

Ihm fehle bei seinen Kollegen «dieses Blitzen in den Augen, so ein Topspiel mitzubeeinflussen. Bei Leverkusen hat man zuallermeist das Gefühl, dass sie miteinander viel Spaß haben», analysierte Müller und beklagte, im Spiel seiner Bayern fehle die Freiheit. «Die Leverkusener zocken einfach, die spielen Fußball, die suchen Lösungen. Das machen wir auch, aber nicht im Spiel, wenn der Druck da ist.»

Fast wortgleich äußerte sich dazu Kimmich, der seine Enttäuschung über den Bankplatz nach ausgestandener Schulterverletzung nicht verbarg. «Generell ist im Spiel wenig zu sehen von Spielfreude, Kreativität, Leichtigkeit und Freiheit.» Für so manchen Zuhörer stellte sich prompt die Frage: Fühlen sich die Spieler durch die Vorgaben des Trainers eingeengt?

Dreesen: «Müssen uns sammeln und nach vorne schauen»

Kimmich wurde daher gefragt, ob es angemessen gewesen sei, ausgerechnet im vielleicht wichtigsten Spiel der Saison die Taktik zu ändern. «Generell bin ich schon ein Freund davon, dass wir so gut sein sollten, dass wir uns nicht dem Gegner anpassen müssen», sagte Kimmich.

«Trotzdem finde ich, dass man sich einem Top-Gegner immer ein Stück weit anpassen muss. Das haben wir getan, auch wenn es nicht geklappt hat. Ich glaube aber nicht, dass es an der Taktik lag.» Tuchel habe das Team «gut eingestellt. Wir müssen das Ganze mit Leben füllen.»

Dreesen gab dem Trainer und dem Team für das Spiel in Rom eine Ansage mit. «Nach so einem Spiel, wo wir klar die schlechtere Mannschaft waren, muss man sich sammeln und nach vorne schauen», sagte er. Das Achtelfinal-Hinspiel der Königsklasse sei eine «Gelegenheit, die Scharte auszuwetzen.»

Was Dreesen sich langfristig wünscht: «Früher hat man immer von Bayern-Dusel gehört, der in Wirklichkeit eine Qualität ist. Da müssen wir wieder hin, dass wir wieder diesen sogenannten Dusel haben.»

Dafür ist im Sommer wohl ein Umbruch nötig. Die Frage ist nur, ob Tuchel diesen noch anleiten darf.

Bellingham fehlt Real Madrid bei RB Leipzig

Bellingham fehlt Real Madrid bei RB Leipzig

Madrid (dpa) – Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti muss im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League auf den am Knöchel verletzten Jude Bellingham verzichten.

Der 20 Jahre alte Mittelfeldspieler steht für das Duell am Dienstag bei RB Leipzig (21.00 Uhr/Prime Video) nicht im Aufgebot, wie der Club bekannt gab. Auch Nationalspieler Antonio Rüdiger (Muskelverletzung im linken Oberschenkel) fehlt für das Leipzig-Spiel im Real-Kader.

Der Ex-Dortmunder Bellingham war am Samstag beim 4:0 (1:0) gegen Überraschungsteam FC Girona in der Primera División verletzt ausgewechselt worden. Eine Untersuchung am Sonntag bestätigte die erste Diagnose von einem verstauchten Knöchel. Über die Dauer der Ausfallzeit von Bellingham, der gegen Girona mit zwei Toren geglänzt hatte, machte Real keine Angaben.

Auch Rüdiger fehlt

Bellingham spielt seit seinem Wechsel vom BVB nach Spanien im Sommer eine starke Saison. «Die Art seines Spiels erinnert mich an Zidane, wegen seiner außergewöhnlichen Qualitäten am Ball», sagte Ancelotti über Bellingham mit Blick auf den früheren Real-Profi und -Trainer Zinedine Zidane. «Zidane war vielleicht technisch besser, aber Bellingham kombiniert das mit seiner Art, wie er in den Strafraum geht. Es gibt nur wenige Spieler in der Welt, die so eine Bewegung wie vor dem ersten Tor machen können.»

Vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Königsklasse in Leipzig hat der spanische Rekordmeister weiter große Verletzungssorgen. Gegen Girona fehlten den Königlichen gleich vier Innenverteidiger. Nationalspieler Rüdiger muss länger pausieren, laut spanischen Medien soll er Ende Februar zurückkehren.

«Er hat gegen Getafe einen Schlag abbekommen», erklärte Ancelotti. «Daraus ist eine Prellung entstanden, die eine Art Riss verursacht hat». Der 30-Jährige habe es versucht, aber Probleme bei den Richtungswechseln gehabt.

Ströll über Rufe nach Neuabstimmung: Warum erst jetzt?

Ströll über Rufe nach Neuabstimmung: Warum erst jetzt?

Augsburg (dpa) – FC Augsburgs Geschäftsführer Michael Ströll hat die jüngsten Rufe von Bundesligisten nach einer Neuabstimmung über den Einstieg eines DFL-Investors kritisiert.

«Warum kommt das Thema jetzt auf? Die Abstimmung ist schon den einen oder anderen Monat her. Man hat auch direkt danach mitbekommen, dass Hannover 96 eine etwas undurchsichtige Situation war», sagte Ströll nach dem 2:2 der Augsburger gegen RB Leipzig. «Da frage ich mich schon: Jeder, der morgen nach einer Neuabstimmung ruft, warum hat der nicht vor sechs Wochen nach einer Neuabstimmung geschrien? Da muss man Populismus und Faktenorientiertheit miteinander vergleichen.»

Ströll bemerkte weiter: «Wenn ich die inhaltliche Überzeugung habe, dann hätte ich sie vor sechs Wochen genauso haben können.» Zuletzt hatten sich etwa der VfB Stuttgart und Union Berlin für eine Neuabstimmung ausgesprochen.

Wie hat Kind abgestimmt?

Die 36 Erst- und Zweitligisten hatten im Dezember des Vorjahres mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit für eine strategische Partnerschaft der Deutschen Fußball Liga mit einem externen Investor gestimmt. Dieser soll für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen eine Milliarde Euro zahlen. Die DFL verhandelt derzeit noch mit zwei Interessenten.

Das knappe Abstimmungsergebnis auf der DFL-Mitgliederversammlung mit 24 Ja-Stimmen hatte allerdings für Diskussionen gesorgt. Fragen warf das Abstimmungsverhalten von Martin Kind für Hannover 96 auf. Mehrheitsgesellschafter Kind war vom Stammverein angewiesen worden, dagegen zu stimmen. Ob er dies getan hat, ist unklar.

Ist die Wahl legitimiert?

Aus den aktiven Fanszenen gibt es seit Monaten Proteste gegen die DFL-Pläne, die sich zuletzt verschärften. Ströll zufolge wurde eine Neuabstimmung «zwischen den 36 Clubs noch nicht» diskutiert. «Ich schätze, das ist ein Thema, das gerade im Präsidium auf der Agenda ist.» Dem FC Augsburg sei «noch nichts zugetragen worden, ob eine Neuabstimmung eine realistische Chance hat oder nicht».

Ströll hält eine Debatte bei möglichen Unstimmigkeiten für wichtig. «Ein richtiger Weg könnte sein, das Thema nochmal rein theoretisch zur Abstimmung zu stellen, wenn man das Gefühl hat, es ist nicht so gehandelt worden, wie in Hannover eigentlich hätte gehandelt werden sollen», erläuterte Ströll. «Weil dann ist die Wahl nicht hundertprozentig legitimiert, aber das muss juristisch geklärt werden.»

«Geduld wäre angebracht»:  Toppmöller verteidigt Team

«Geduld wäre angebracht»: Toppmöller verteidigt Team

Frankfurt/Main (dpa) – Eintracht Frankfurts Trainer Dino Toppmöller hat seine Spieler nach dem unbefriedigenden 1:1 gegen den VfL Bochum öffentlich verteidigt. «Etwas Geduld wäre angebracht. Wir werden das auch aushalten, das ist okay», sagte der 43-Jährige nach Remis im Fußball-Bundesligaspiel. Eine Woche zuvor hatten die Hessen mit einer ungenügenden Leistung mit 0:2 beim 1. FC Köln verloren. 

Toppmöller warb um Verständnis, dass die personelle Situation durch den kurzfristigen Ausfall von Torwart Kevin Trapp und Hugo Larsson, der nach 20 Minuten vom Feld musste, unglücklich gewesen sei. Außerdem hätte auch der für die Startelf vorgesehene Stürmer Sascha Kalajdzic gefehlt, weil er am Spieltag Vater geworden war. Überdies seien die Winter-Neuzugänge Hugo Ekitiké und Donny van de Beek nicht fit genug für Einsätze über 90 Minuten. «Ich freue mich auf den Moment, wenn es so weit ist, dass alle Jungs bei Kräften sind. Das wird sich dann auch auf die Ergebnisse niederschlagen», meinte Toppmöller.

Der Eintracht-Sportvorstand pflichtete ihm bei. «Die Ansprüche steigen, unsere Ansprüche sind hoch, die Ansprüche im Umfeld sind hoch», meinte Markus Krösche. «Dann muss man damit leben, dass diese Unzufriedenheit kundgetan wird. Bei so vielen Neuen brauchen wir aber einfach Geduld.»

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