Nach Vorfällen in Hamburg: 96-Boss Kind erstattet Anzeige

Nach Vorfällen in Hamburg: 96-Boss Kind erstattet Anzeige

Hannover (dpa) – Nach den Vorfällen beim Nordduell zwischen dem Hamburger SV und Hannover 96 wird 96-Boss Martin Kind wegen der im Hannover-Fanblock gezeigten Banner Anzeige erstatten.

«Es ist bekannt, dass die Hamburger Staatsanwaltschaft tätig wird. Martin Kind wird aber auch selbst Anzeige erstatten», teilte der Fußball-Zweitligist mit.

Beim 4:3 der Niedersachsen beim HSV am Freitagabend waren im Laufe der zweiten Halbzeit im 96-Fanblock drei Banner gezeigt worden, auf denen die stilisierten Konterfeis führender Personen der möglichen strategischen DFL-Partner CVC und Blackstone sowie von 96-Geschäftsführer Kind im Fadenkreuz gezeigt worden waren. Das Spiel wurde daraufhin für mehr als 30 Minuten unterbrochen.

Zudem kündigte Hannover an, seine Sicherheitsstrukturen zu überprüfen und zu verändern. Es sei nicht ausgeschlossen, dass Teile des für die kommende Saison geplanten veränderten Sicherheitskonzeptes noch in dieser Spielzeit umgesetzt würden, hieß es in der Vereinsmitteilung. Weitere Details nannte der Club nicht.

Ermittlungen gegen Inters Acerbi nach Mittelfinger-Geste

Ermittlungen gegen Inters Acerbi nach Mittelfinger-Geste

Rom (dpa) – Eine beleidigende Geste in Richtung der Fans der AS Rom könnte für Inter Mailands Francesco Acerbi Konsequenzen haben.

Nachdem der Innenverteidiger den Roma-Anhängern beim Serie-A-Spiel der beiden Clubs am vergangenen Samstag den Mittelfinger gezeigt hatte, ermittelt der italienische Fußballverband (FIGC), wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten. Als Strafe für den 36-Jährigen könnte eine hohe Geldstrafe oder sogar eine Sperre möglich sein.

Der ehemalige Lazio-Spieler schoss in der ersten Spielhälfte das erste Tor für Inter. Nach dem Treffer prüfte der Videoassistent das Tor und sorgte somit für eine längere Wartezeit. Roma-Fans beleidigten währenddessen Acerbi, der zuvor mehrere Jahre beim Stadtrivalen, Lazio Rom, gespielt hatte. In dem Moment zeigte Acerbi ihnen den Mittelfinger. Die Geste blieb nicht unbemerkt und löste weitere Buhrufe aus.

Die Geste fiel den Schiedsrichtern während des Spiels allerdings nicht auf. Erst im Nachhinein sorgten Fotos und Videos von dem Mittelfinger für Empörung. Acerbi soll in den kommenden Tagen befragt werden. Dann soll eine Entscheidung über die Strafe fallen.

Zweitligist Schalke verklagt ehemaligen Sponsor

Zweitligist Schalke verklagt ehemaligen Sponsor

Düsseldorf (dpa) – Fußball-Zweitligist FC Schalke 04 hat seinen ehemaligen Sponsor Whitefield Landbanking Fund wegen Nichtzahlung von fast drei Millionen Euro beim Landgericht Berlin verklagt.

Dabei geht es um eine Summe, die der Club von einem anderen Sponsor (Bauunternehmen Harfid) bekommen sollte, der aber in finanzielle Schwierigkeiten geriet.

«Leider wurde die vertraglich fixierte Zahlungsfrist für die Schuldübernahme trotz zahlreicher Ankündigungen von Whitefield nicht gehalten. Deshalb hat der Verein unmittelbar nach dem Ablauf der finalen Frist Klage eingereicht», erklärte der Revierclub auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur und bestätigte damit einen Bericht des «Handelsblatt».

Das Gericht bestätigte den Verhandlungstermin am 27. März und den Eingang der Klageschrift im Juli 2023. «In dem Verfahren 26 O 234/23 macht der Kläger im Wege eines Urkundsprozesses Zahlungsansprüche gegen die Beklagte wegen einer Nichtzahlung von Entgeltansprüchen aus einem Werbepartnervertrag nach einer Schuldübernahme in Höhe von 2.975.000,00 Euro geltend», teilte das Landgericht mit.

«Die Beklagte soll sich nach dem Vortrag des Klägers ihm gegenüber verpflichtet haben, die offenen Forderungen aus dem Werbepartnervertrag des Klägers mit einer anderen Vertragspartnerin zu übernehmen», hieß es weiter.

Whitefield hält die Klage für unbegründet. «Da die Anteile der Harfid Holding nie in den Besitz der Whitefield gelangen konnten, wurde Schalke informiert, dass Whitefield dieser Verpflichtung von Harfid nicht nachkommen werde», sagte ein Unternehmenssprecher dem «Handelsblatt». Man habe sich zwar bereit erklärt, einen Schuldbeitritt zu erklären. «Jedoch immer nur unter der Voraussetzung, dass die Harfit-Transaktion über die Bühne geht, was vor unserem Rücktritt immer noch nicht der Fall war», teilte das beklagte Unternehmen der dpa mit.

Die Gesamtverbindlichkeiten des finanziell angeschlagenen Bundesligaabsteigers belaufen sich auf rund 165 Millionen Euro.

Leipziger Olmo und Xavi: Mit Barça-Gen gegen Real

Leipziger Olmo und Xavi: Mit Barça-Gen gegen Real

Leipzig (dpa) – In «La Masia», der legendären Kaderschmiede des FC Barcelona, lernten Xavi Simons und Dani Olmo das Fußballspielen. Bei den Katalanen waren Profis wie Xavi, wie Andrés Iniesta, wie Lionel Messi die bewunderten Vorbilder – und Real Madrid der große, verhasste Rivale.

An diesem Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) erleben Olmo (25) und Xavi Simons (20) im Trikot von Bundesligist RB Leipzig gegen die Königlichen eine Art persönlichen Clásico gegen die Königlichen.

«Ich erwarte, dass sie Unterschiedsspieler sind», sagte Trainer Marco Rose vor der Partie gegen den scheinbar übermächtigen Gegner aus Spanien. Die Ausbildung des Duos, das im Leipziger Spiel in dieser Saison schon mehrfach für Glanz gesorgt hat, bei den Katalanen, werde sicher helfen.

Olmo und Simons wurden in La Masia groß

Olmo war im Alter von neun Jahren zum FC Barcelona gekommen. «Sie waren hartnäckig und bestanden darauf», hieß es einst. Der Offensivspieler blieb bis 2014. Eine Geschichte aus seiner Jugend: Weil Olmo den Ball so liebte, unterbrach er nur widerwillig ein Spiel, um mit Messi ein Selfie zu machen. «Das sind Erinnerungen, die mir niemand wegnehmen kann», sagte er.

Der mutige Schritt zu Dinamo Zagreb, um im Alter von 15 und 16 Jahren Spielpraxis in einem Profiteam zu bekommen, hat er nie bereut. Er habe sich «sowohl als Fußballer als auch als Mensch stark verbessert», sagte er. «Dank der Zeit, die ich dort verbracht habe, bin ich heute der Spieler, der ich bin.» Der Umweg zahlte sich aus. Für rund 30 Millionen Euro Ablöse ging er 2020 nach Leipzig – und ist gefragt wie nie.

Simons, geboren in Amsterdam, wurde sogar bereits im Alter von sechs Jahren in La Masia aufgenommen. Er spielte neun Jahre dort, ehe er in die U19 von Paris Saint-Germain ging. Über einen Umweg zur PSV Eindhoven und wieder zurück nach Paris ging es im vergangenen Sommer auf Leihbasis nach Leipzig, wo er aus dem RB-Spiel nicht wegzudenken ist.

«Xavi hat mich nicht überrascht, wir wussten, was wir für eine Qualität bekommen. Überrascht bin ich aber von seiner Konstanz, er hat sich nochmal weiterentwickelt, ist den nächsten Schritt gegangen», lobte Rose. Wie lange seine beiden Kreativen noch im Verein bleiben, ist – wie so oft im Fußball – offen.

Gulacsi: «Wollen wieder emotional und intensiv spielen»

«Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es ist nicht mein Ziel, irgendwann mal in meinem Heimatland zu spielen», hatte Olmo vor seiner Vertragsverlängerung beim Pokalsieger mehrmals verlauten lassen. Dennoch verlängerte er im vergangenen Jahr bis zum 30. Juni 2027. Allerdings mit einer Ausstiegsklausel. Leipzig möchte «El Mago» liebend gern behalten. Bei Xavi wird sich früher oder später die Frage stellen, wie sehr Paris ihn zurückhaben möchte. Erst einmal steht Real im Fokus.

Bei den letzten beiden Aufeinandertreffen hatte Olmo wegen eines Innenbandanrisses im Knie gefehlt. Beim 0:2 im September 2022 im Santiago Bernabéu Stadium siegte Real erst spät dank der zwei Geniestreiche durch Fede Valverde und Marco Asensio. Im Rückspiel machten es die Leipziger daheim besser und gewannen 3:2 – allerdings war der damalige Titelverteidiger schon vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert. «Wenn man es schon einmal geschafft hat, dann weiß man, man kann es nochmal schaffen. Wir wollen wieder so emotional und intensiv spielen und ein gutes Ergebnis schaffen», sagte RB-Torhüter Peter Gulacsi.

Medien: Lena Oberdorf vor Wechsel zum FC Bayern

Medien: Lena Oberdorf vor Wechsel zum FC Bayern

Wolfsburg/München (dpa) – Fußball-Nationalspielerin Lena Oberdorf steht nach Medienberichten vor einem Wechsel vom VfL Wolfsburg zum FC Bayern. Die 22-Jährige steht noch bis 2025 beim DFB-Pokalsieger unter Vertrag. Nach Angaben von «Sport Bild» und des Internetportals «Soccerdonna» soll die Vize-Europameisterin vom 1. Juli an für Wolfsburgs Dauerrivalen aus München auflaufen. 

Wolfsburg und der FC Bayern wollten sich am Montag nicht zu der Personalie äußern. Oberdorf gilt als eine der besten Mittelfeldspielerinnen der Welt und ist auch bei ausländischen Vereinen begehrt. Sie kam 2020 von der SGS Essen nach Wolfsburg und hat bereits 44 Länderspiele bestritten. Bei der EM 2022 in England wurde sie als beste Nachwuchsspielerin ausgezeichnet. 

Im vergangenen Jahr hatte Oberdorf teilweise mit ihrer Form und Verletzungen zu kämpfen. Als mögliche Nachfolgerin Oberdorfs bei den VfL-Frauen gilt Janina Minge vom SC Freiburg, die vor einigen Wochen ihren Abschied aus dem Breisgau zum Saisonende bekannt gegeben hatte.      

Trainer Siewert muss bei Abstiegskandidat Mainz gehen

Trainer Siewert muss bei Abstiegskandidat Mainz gehen

Mainz (dpa) – Der FSV Mainz 05 hat mit der Trennung von Trainer Jan Siewert auf die andauernde Misere in der Fußball-Bundesliga reagiert. Der seit elf Spielen sieglose Tabellenvorletzte stellte den 41-Jährigen am Montag frei – er war nur drei Monate im Amt. Auf dem Wagen des FSV Mainz 05 beim Rosenmontagsumzug fehlten der Trainer und die Fußballprofis. Siewerts Nachfolger soll am Dienstagnachmittag vorgestellt werden, wie die Rheinhessen mitteilten.

«Wir sehen in der Veränderung auf der Trainerposition jetzt leider einen notwendigen Schritt, um noch eine positive Wende herbeiführen zu können», sagte Sportvorstand Christian Heidel vor der nächsten Partie gegen den FC Augsburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky). 

Kommt der neue Trainer aus der eigenen Reihen?

Ein Kandidat ist Nachwuchscoach Benjamin Hoffmann – es wäre der typische Mainzer Weg. Der 44-Jährige hatte Siewert im vergangenen Herbst als U23-Coach bei den Rheinhessen ersetzt und war zuvor mit der U19 deutscher Meister geworden. Zuletzt sorgte Hoffmann für Aufsehen, als der jüngere Jahrgang in der europäischen Youth League den Nachwuchs des FC Barcelona aus dem Wettbewerb warf.

Siewert war Anfang November Bo Svensson zunächst als Interimscoach gefolgt. Er bekam dann kurz vor Weihnachten einen Vertrag bis zum 30. Juni 2026. Bis auf seine erste Partie (2:0 gegen RB Leipzig) gewann der frühere Trainer der zweiten Mannschaft von Mainz kein Spiel und spielte sechsmal unentschieden. 

Mainz mit neun Punkten Rückstand auf Platz 15

Nach dem 1:3 beim VfB Stuttgart am Sonntag hatte FSV-Sportdirektor Martin Schmidt ein Bekenntnis zu Siewert vermieden und eine ausführliche Analyse angekündigt. «Wir werden uns in Ruhe zusammensetzen und gucken, wie die nächsten Schritte sind. Wir müssen ja was ändern, das ist klar», sagte der Schweizer. «Klar ist, dass wir so natürlich nicht weiterspielen können. Wir brauchen Siege.»

Nach dem nächsten Rückschlag hatte unter anderem Stürmer Jonathan Burkardt unverblümt seinen Unmut geäußert: «Wir brechen nach dem 0:1 komplett ein. Das reicht nicht. Wir reden jede Woche über die gleiche Scheiße.» 

Den Mainzern droht der erste Absturz aus dem Oberhaus seit dem Aufstieg 2009. Auf den ersten Nichtabstiegsplatz, den Union Berlin besetzt, haben sie bereits neun Punkte Rückstand. Auf den Relegationsplatz mit dem 1. FC Köln sind es vier Zähler Abstand.

Die 05er hatten in der Vergangenheit große Trainer wie Jürgen Klopp und Thomas Tuchel herausgebracht. Doch selbst Svensson, der die Mainzer 2021 vor dem Abstieg rettete und die Saison danach als Tabellenachter beendete, wurde nicht zu einer Dauerlösung.    

Rechtsaußen – Bayern-Gegner Lazio mit Faschisten-Problem

Rechtsaußen – Bayern-Gegner Lazio mit Faschisten-Problem

Rom (dpa) – Ein Champions-League-Achtelfinale gegen einen mittelmäßig spielenden Club der italienischen Serie A – auf dem Papier war das Los Lazio Rom für den FC Bayern Ende vergangenen Jahres eine unscheinbare Aufgabe. Abseits der aktuellen sportlichen Krise der Münchner hat das Hinspiel am Mittwochabend (21.00 Uhr, DAZN) allerdings noch einen anderen, brisanten Hintergrund: Die Anhängerschaft von Lazio hat sich in Europas Fußball über Jahrzehnte hinweg einen Ruf als rechte Krawallmacher erarbeitet. Als besonders schlimm gilt im Olympiastadion von Rom die Nordkurve. Dort stehen Ultras, die aus ihrer Verehrung für den Faschismus keinen Hehl machen.

Die «Società Sportiva» (abgekürzt S.S.) wurde 1900 gegründet. Anfangs hatte sie eine bürgerlich-konservative, später eine eindeutig faschistische Anhängerschaft. Auch Diktator Benito Mussolini (1883-1945) hatte einen Vereinsausweis. Heute ist das längst Vergangenheit, aber immer noch wird bei Spielen der rechte Arm zum «saluto romano» («Römischer Gruß») in die Höhe gestreckt. In Deutschland ist der Hitler-Gruß verboten, bei Lazio hingegen gilt die Geste fast schon als Folklore.

Erbitterte Konkurrenz mit AS Rom

Aus der Nordkurve ist nach Toren auch immer wieder der Ruf nach dem «Duce» («Führer») zu hören. Besonders bejubelt wurde bis vor einigen Monaten ein Spieler namens Romano Floriani Musssolini – ein Urenkel des Diktators. Der 21-Jährige ist inzwischen aus sportlichen Gründen an den Drittliga-Verein Delfino Pescara ausgeliehen. Rund ums Stadion finden sich auch Lazio-Schmierereien mit der Abkürzung SS in Runenschrift.

Der harte Kern der rechten Szene besteht aus einer mehrere Tausend Mann starken Truppe, die sich «Irriducibili» nennt. Zu deutsch: die «Unbeugsamen». Sie treiben seit Jahrzehnten ihr Unwesen. Besonders erbittert ist die Konkurrenz zum anderen Hauptstadtverein AS Rom, der politisch als links gilt. Unvergessen, wie sie beim Derby 1999 dem Gegner ein 18 Meter langes Transparent entgegenhielten: «Auschwitz ist eure Heimat, die Öfen euer Zuhause».

Auch dieses Jahr war der bislang traurige Höhepunkt das römische Derby. Wieder streckten Dutzende Lazio-Fans den Arm in die Höhe. Der schwarze AS-Stürmer Romelu Lukaku wurde mit Affenlauten verunglimpft. Nach dem Spiel machten beide Lager Jagd aufeinander. Beim Überfall auf eine Kneipe mit AS-Fans wurde ein 31-Jähriger durch einen Stich in den Unterleib schwer verletzt. 16 Hooligans bekamen Stadionverbot. Lazio musste ein Ligaspiel vor halb leeren Rängen austragen.

Solche Szenen sind aber keineswegs aufs Derby begrenzt. Bei einem Auswärtsspiel gegen US Lecce wurde der französische Ex-Weltmeister Samuel Umtiti von Lazio-Anhängern kürzlich so schlimm rassistisch beleidigt, dass das Spiel vor dem Abbruch stand. Umtiti verließ den Platz unter Tränen. Auch bei Lazio-Auftritten in europäischen Wettbewerben kam es mehrfach zu bösen Szenen.

Immer wieder Vorfälle mit Lazio-Fans

In Glasgow marschierten Römer erhobenen Armes durch die Fußgängerzone. In Marseille prügelten sich Hunderte Hooligans von Lazio und Olympique. Daraufhin verbot das französische Innenministerium allen Lazio-Anhängern die Einreise zum nächsten Spiel – wegen deren bekannter Gewalt und der «Gewohnheit, faschistische Chöre anzustimmen und den Nazi-Gruß zu zeigen». Auch Eintracht Frankfurt und Werder Bremen machten bei Aufeinandertreffen auf europäischer Ebene schon unangenehme Erfahrungen. Die Antwort von Lazio-Ultras auf die UEFA-Aktion «Zusammen gegen Rassismus» damals: der rechte Arm.

Die Vereinsführung hat sich von solchem Verhalten immer wieder distanziert – bislang ohne große Wirkung. Auch die Gründung einer Fangruppe gegen rechts namens «Dissidenti» brachte nicht viel. Trotzdem darf man natürlich nicht alle Lazio-Fans unter Verdacht stellen. Die prominente TV-Journalistin Giovanna Botteri sagt beispielsweise: «Ich bin Lazio-Anhängerin. Aber ich bin weder Faschistin noch gewalttätig.»

Mit Spannung wird nun auf das Spiel gegen den FC Bayern gewartet – ein Verein, der seinen langjährigen jüdischen Präsidenten Kurt Landauer (1884-1961) vor einiger Zeit zum Ehrenvorsitzenden machte und das eigene Verhalten in den Nazi-Jahren wissenschaftlich aufarbeiten ließ. Beim jüngsten Aufeinandertreffen mit Lazio blieb alles friedlich: Die beiden Achtelfinale im Frühjahr 2021 fanden allerdings coronabedingt praktisch vor leeren Rängen statt. Am wird das Stadio Olimpico wieder gut besetzt sein – auch die Nordkurve.

Matthäus über Tuchel: «Intern wird bestimmt diskutiert»

Matthäus über Tuchel: «Intern wird bestimmt diskutiert»

München (dpa) – Nach der Demütigung bei Bayer Leverkusen diskutieren die Bosse des FC Bayern München nach Einschätzung von Lothar Matthäus über die Zukunft von Trainer Thomas Tuchel. «Ob Tuchel jetzt wackelt? Ein Wunder wäre es nicht. Intern wird bestimmt diskutiert. Muss es sogar. Alles andere wäre nicht Bayern-like», schrieb der deutsche Fußball-Rekordnationalspieler am Montag in einer Kolumne für den TV-Sender Sky.

Ruhiger werde es in den kommenden Tagen nicht bei Bayern. «Es ist generell seit viel zu langer Zeit alles viel zu unruhig in diesem Verein. Und das Ergebnis sieht man auf dem Platz. Und zwar regelmäßig seit vielen, vielen Monaten», befand Matthäus, der selber viele Jahre für den Rekordmeister spielte.

Verzicht auf Stars mit Bayern-DNA

Bayern Münchens Vorstandschef Jan-Christian Dreesen hatte nach der Niederlage im Bundesligagipfel am Samstag in Leverkusen (0:3) eine Debatte um Tuchel abgewehrt. «Da ändert sich gar nichts», sagte Dreesen zur Frage nach der weiteren Zusammenarbeit mit dem Coach. Auf Nachfrage erwiderte der Vorstandsvorsitzende: «Ich mag mich ungern wiederholen.»

Matthäus warf Tuchel im Bundesligagipfel mehrere Versäumnisse vor. «Ich war sehr überrascht, dass die Bayern im Spiel der Spiele ausgerechnet auf die Stars mit Bayern-DNA verzichtet haben. Ich an Tuchels Stelle hätte vor allem in Leverkusen auf (Matthijs) de Ligt, (Joshua) Kimmich und (Thomas) Müller gesetzt», meinte Matthäus. Kimmich und Müller wurden erst in der 60. Minute eingewechselt.

Tuchel «hat sich verzockt»

«Bayern spielt seit einem Jahr mit Viererkette und wenn die Mannschaft die Sicherheit am nötigsten hat, wird auf Dreierkette umgestellt. Zu allem Überfluss mit einem (Sacha) Boey, der ausschließlich als Rechtsverteidiger gekauft wurde und am Samstag als linker Schienenspieler zaubern sollte», kritisierte Matthäus weiter.

Tuchel sei «All-in gegangen und hat sich verzockt. Man hatte den Eindruck, dass er es allen zeigen wollte und es hat leider nicht funktioniert. Ein bisschen wie Carlo Ancelotti damals in Paris. Ich bin sicher, Leverkusen wird jetzt deutscher Meister und wenn sie so weiterspielen, mehr als verdient.» Bayer hat nun fünf Punkte mehr als der FC Bayern.

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