Bremens Friedl bedauert Zurückhaltung von Fußballprofis

Bremens Friedl bedauert Zurückhaltung von Fußballprofis

Bremen (dpa) – Werder Bremens Kapitän Marco Friedl bedauert die aus seiner Sicht grassierende öffentliche Zurückhaltung von Fußballprofis. «Heutzutage sagt man ja oft nur noch das, was keine Probleme verursacht und womit man sich einfach null angreifbar macht», sagte der 26 Jahre alte Österreicher im Interview des «Kicker». 

«Und tätigt man dann mal eine Aussage, die von dieser Linie abweicht, wird das gleich zu einer großen Welle, die unfassbar schnell an Fahrt aufnimmt – und deshalb musst du da als Spieler wirklich aufpassen. Das ist leider so», sagte er weiter. 

Friedl zeigt Einsicht

Nach dem 0:0 gegen Borussia Dortmund hatten der Abwehrspieler und sein Team-Kollege Marvin Ducksch die Transferpolitik von Werder kritisiert und fehlende Verpflichtungen beanstandet. Daraufhin rügte Werder Bremens Sportchef Clemens Fritz beide Spieler und bat sie zum Gespräch. 

Friedl war danach zurückgerudert. «Dass viele Transfers nicht immer umsetzbar sind, ist mir auch bewusst. Deshalb ist es natürlich kein Wunschkonzert von uns Spielern – und Clemens hat ja recht: Wir haben keinen Stammspieler verloren, sind konkurrenzfähig. Daher bin ich auch absolut zufrieden mit dem Kader.»

Friedl hatte zudem bemängelt, dass Trainer Ole Werner das Team in der Schlussphase gegen den BVB nicht genug unterstützt habe. Hier stellte der Österreicher jedoch klar: «Da habe ich schon deutlich gesagt, dass wir als gesamte Mannschaft dann keine Lösungen mehr gefunden haben – das wurde dann jedoch leider schnell nur auf den Trainer projiziert», sagte er und schob hinterher: «Aber das war nie das, was ich gemeint habe, und in dem Moment natürlich unglücklich ausgedrückt von mir.»

Xavi über Rolle rückwärts bei Barça: «Projekt nicht beendet»

Xavi über Rolle rückwärts bei Barça: «Projekt nicht beendet»

Barcelona (dpa) – Xavi Hernández hat seine Rolle rückwärts in der Trainerfrage beim spanischen Fußball-Spitzenclub FC Barcelona mit dem Wohlfühlfaktor begründet.

«Ich bin ein großer Barça-Fan. Die Tatsache, dass wir uns mit Präsident und Vorstand sehr gut verstehen, war genauso wichtig wie die Unterstützung der Spieler», sagte der 44-Jährige bei einer Pressekonferenz: «Ich denke, das ist das Beste für den Club.»

Xavi war nach einem Treffen mit der Vereinsspitze am Mittwoch von seinem vor drei Monaten verkündeten vorzeitigen Abschied zum Ende dieser Saison endgültig abgerückt. Der Ex-Profi, der als Spieler große Erfolge mit den Katalanen feierte, will seinen bis 2025 laufenden Vertrag nun doch erfüllen. «Das Projekt ist noch nicht beendet», sagte der frühere Welt- und Europameister, der damit weiter Trainer der beiden deutschen Nationalspieler Ilkay Gündoğan und Marc-André ter Stegen sowie des früheren Bundesliga-Torjägers Robert Lewandowski aus Polen bleibt.

Laporta: «Er achtet immer auf Barças Interesse»

Auch die Reaktionen der Fans hätten ihn umgestimmt, ergänzte Xavi. «Ich möchte ihnen für diese Unterstützung und Zuneigung danken.» Club-Präsident Joan Laporta zeigte sich sehr zufrieden über den Sinneswandel des Coaches. Es sei «eine sehr gute Nachricht, dass Xavi weitermacht», sagte Laporta: «Er achtet immer auf Barças Interesse.»

Xavi hatte mit seinem ursprünglichen Entschluss, das Traineramt bei seinem Herzensclub am 30. Juni vorzeitig niederzulegen, damit begründet, Raum für einen notwendigen Kurswechsel schaffen zu wollen. Außerdem wolle er mehr Zeit für seine Familie haben. Bei den folgenden Spekulationen um einen Nachfolger war auch der Name des früheren Bundestrainers und Bayern-Coaches Hansi Flick gefallen.

Der in massiven finanziellen Schwierigkeiten steckende FC Barcelona hatte am vorigen Wochenende 2:3 bei Erzrivale Real Madrid verloren und damit die letzte Chance im Titelrennen eingebüßt. In der Champions League gab es zuvor das Aus im Viertelfinale gegen Paris Saint-Germain. Große Hoffnungen auf eine bessere Zukunft setzt der Club in die im November geplante Rückkehr ins Stadion Camp Nou, das aktuell umgebaut wird.

Investoren-Deal: Wie geht es nach dem Blackstone-Aus weiter?

Investoren-Deal: Wie geht es nach dem Blackstone-Aus weiter?

Berlin (dpa) – Die Deutsche Fußball Liga ist vom Aus des möglichen Investors Blackstone offensichtlich kalt erwischt worden.

Am späten Dienstagnachmittag wollte sich der Ligaverband zu den aufkommenden Gerüchten nicht äußern – und musste die abgebrochenen Verhandlungen mit dem US-Finanzunternehmen am Abend dann doch bestätigen. Die organisierten Fans feierten das als «Zwischenerfolg» – und kündigten weitere Proteste gegen den geplanten Milliarden-Deal an.

Was bedeutet das Blackstone-Aus für die DFL?

Die Bundesliga kämpft seit Wochen mit ihren treuesten und lautesten Anhängern, ärgert sich Spieltag für Spieltag über Spielunterbrechungen und hat nun einen weiteren Imageschaden erlitten. Mitten im Bieterprozess springt völlig überraschend ein Interessent ab und lässt den Ligaverband schlecht aussehen. Die DFL kündigte an: «Der weitere Prozess wird im vorgesehenen Zeitplan mit CVC fortgeführt.» Das US-Finanzunternehmen ist der verbliebene Interessent für die sogenannte strategische Vermarktungspartnerschaft.

Warum ist Blackstone ausgestiegen?

Offiziell äußert sich das Unternehmen nicht. Die DFL schreibt, dass Blackstone «aus verschiedenen Gründen nicht mehr als strategischer Vermarktungspartner der Bundesliga und 2. Bundesliga infrage kommt». Es haben sich laut Ligaverband «kritische Punkte unter anderem in Bezug auf die restriktive vorgegebene Governance und ökonomische Aspekte kumuliert». Es ging demnach um die Unternehmensführung bei der geplanten Vermarktungsgesellschaft MediaCo und ums Geld.

Nach einem Bericht der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg, die als Erste über den Blackstone-Rückzieher berichtet hatte, gibt es weitere Gründe. Der US-Konzern hat das Vorhaben demnach auch wegen des Zögerns einiger Clubs und aufgrund des anhaltenden Fan-Protests aufgegeben. Einige Vereine hatten sich zuletzt für eine Wiederholung der Abstimmung über die Vermarktungspartnerschaft ausgesprochen, die geheim war und nur eine äußerst knappe Zustimmung ergeben hatte.

Was sagen die Fans?

Das Fan-Bündnis «Unsere Kurve» hat den Ausstieg des Unternehmens Blackstone bei den Verhandlungen mit der DFL ausdrücklich begrüßt. «Das feiern wir als Zwischenerfolg», sagte der Vorsitzende Jost Peter der Deutschen Presse-Agentur. «Das war genau das, was wir erreichen wollten. Unsere Proteste waren erfolgreich.» Der Widerstand soll nach Angaben von Peter weitergehen, da die DFL immer noch mit dem Unternehmen CVC verhandelt.

Was bedeutet das Blackstone-Aus für die weiteren Verhandlungen?

Die Verhandlungsposition der DFL bei den Gesprächen mit CVC ist geschwächt. Durch den mehrstufigen Auswahlprozess, bei dem die Zahl der Bewerber peu à peu auf zwei Unternehmen reduziert worden war, sind einige wesentliche Punkte wie die beschränkten Mitspracherechte bereits geklärt. Aber andere sind noch offen, wie aus der Reaktion auf das Blackstone-Aus hervorgeht: Unternehmensführung und Geld.

«Mit dem Interessenten werden in den kommenden Wochen die weiteren Prozessschritte und Verhandlungen durch die DFL-Geschäftsführung erfolgen», heißt es seitens des Ligaverbandes. Die endgültige Entscheidung liegt danach beim DFL-Präsidium. Der Deal soll bis Ende März abgeschlossen sein.

Wer ist überhaupt CVC?

CVC Capital Partners gehört mit einem verwalteten Vermögen von 188 Milliarden Dollar zu den größten Unternehmen der Branche für Finanzbeteiligungen. CVC wird in Deutschland von Alexander Dibelius geleitet. Der Private-Equity-Spezialist gilt als einer der einflussreichsten und am besten vernetzten Manager der Branche in Deutschland. Fonds des Unternehmens sind an mehr als 120 Unternehmen beteiligt, dabei unter anderem auch am Wettanbieter Tipico und an Douglas. Sport-Expertise hat CVC unter anderem über sein zwischenzeitliches Engagement in der Formel 1 gesammelt. Im Fußball ist das Unternehmen derzeit an der spanischen La Liga und der französischen Ligue 1 beteiligt. 

Was halten die Fans von CVC?

Die organisierten Fans von «Unsere Kurve» haben grundsätzliche Bedenken gegen Private-Equity-Gesellschaften, «deren Ziel nicht die Förderung des deutschen Fußballs, sondern die Förderung eigener Profite durch den deutschen Fußball ist». Durch die bereits bestehenden Engagements von CVC in Spanien und Frankreich «entstehen nicht unerhebliche Interessenkonflikte».

Der Finanzinvestor handele «mit Geld aus Saudi-Arabien, das gerade für das sogenannte Sportswashing genutzt wird, also die Verschleierung von Verstößen gegen die allgemeinen Menschenrechte durch Sportevents». Von CVC gibt es kein offizielles Statement zu den Vorwürfen.

Ex-Fußballer Urban: Gruppen-Coming-out am 17. Mai

Ex-Fußballer Urban: Gruppen-Coming-out am 17. Mai

Berlin (dpa) – Das vom schwulen Ex-Jugendnationalspieler Marcus Urban angekündigte Gruppen-Coming-out im Profifußball soll am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homophobie, stattfinden.

«Es wollen sich Personen outen aus Österreich, Deutschland und England», sagte der 53-Jährige bei RTL. «Ich freue mich über den Prozess, der tatsächlich auch ein bisschen aufwühlend ist. Aber ich freue mich riesig über das Vertrauen, das entgegengebracht wird.»

Der 17. Mai soll demnach das erste Angebot von vielen sein, sich öffentlich und in einer Gruppe zu outen. Danach soll es jeweils am 17. eines Monats möglich sein. Das Angebot gelte für Sportler und Vereinsfunktionäre, egal welches Geschlecht sie haben. «Es ist überhaupt kein Thema mehr, ob man homo- oder heterosexuell ist. Aber im Fußball hat sich das eben noch verhärtet. Das ist so geblieben. Allerdings ist es am Bröckeln», sagte Urban.

Mit der Kampagne «Sports Free» wollen Urban und seine Mitstreiter das Coming-out auf einer digitalen Plattform vorbereiten. Mehrere Bundesligisten hätten schon hohe Beträge für «Sports Free» gespendet oder zugesagt, darunter Borussia Dortmund, der VfB Stuttgart, der SC Freiburg und der FC St. Pauli, hatte Urban Ende Dezember mitgeteilt.

Freiburg-Coach Streich warnt vor AfD-Regierung

Freiburg-Coach Streich warnt vor AfD-Regierung

Freiburg (dpa) – Christian Streich hat erneut vor einem Rechtsruck in Deutschland gewarnt.

«Jetzt kommen die Hetzer und die probieren, eine Plattform zu finden, um Macht zu erlangen», sagte der Trainer des Fußball-Bundesligisten SC Freiburg in einem RTL-Interview. Diese würden polarisieren und alles negativ darstellen, «mit übelsten Schuldzuweisungen». Jetzt müsse darum gekämpft werden, dass Parteien wie die AfD nicht an die Regierung kommen, sagte der 58-Jährige.

«Sonst können die Deiche brechen, und dann bricht’s über uns hinein.» Streich hatte bereits vor knapp einem Monat im Zuge der deutschlandweiten Proteste gegen Rechtsextremismus dazu aufgefordert, sich klar zu positionieren.

Streich nennt Putin «Diktator»

Streich, der nach dem Besuch der Hauptschule Geschichte auf dem zweiten Bildungsweg studierte, sieht für sich eine besondere Verantwortung darin, die Stimme zu erheben. Er habe viel über die Entstehung des Nationalsozialismus in Deutschland gelesen, auch mit Zeitzeugen darüber gesprochen. Deshalb müsse er etwas sagen, «weil ich weiß, wie Abläufe sind, wie totalitäre Systeme funktionieren und wie sie kommen. Und deshalb muss ich das weitergeben.»

Natürlich gebe es viele Leute, die Probleme haben, sagte der Fußballtrainer und nannte als Beispiel steigende Lebensmittelpreise. «Aber sie sollten vielleicht mal überlegen, warum. Warum die Energie so viel kostet.» Das liege nicht an den Politikern in Deutschland, sondern an Russlands Präsident Wladimir Putin und dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Putin, den Streich einen «Diktator» nannte, sei dort für ein unglaubliches Leid verantwortlich. 

Mit Blick auf Deutschland sagte Streich: «Es ist schon teilweise erschreckend, dass ein Viertel oder ein Fünftel in unserem Land, und teilweise noch mehr, nur noch auf Politiker einhauen.» Und die wahren Verantwortlichen in Russland würden teilweise noch von Vertretern der AfD besucht und bekämen Sympathien ausgedrückt, «was ja dann alles sagt».

Kaiserslautern setzt auf Trainer-Oldie Friedhelm Funkel

Kaiserslautern setzt auf Trainer-Oldie Friedhelm Funkel

Kaiserslautern (dpa) – Bei seiner Rückkehr auf den Betzenberg wurde Friedhelm Funkel mit Applaus empfangen. Knapp 1000 Fans begrüßten den neuen Trainer des Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern freundlich, als er um 16.00 Uhr im schwarzen Trainingsanzug den Rasen betrat.

«Es ist ein sehr schönes Gefühl, dass einen die Leute nicht vergessen und sich gefreut haben, dass ich nach all den Jahren zurück bin», sagte Funkel bei seiner offiziellen Vorstellung.

Gut zwei Monate nach seinem 70. Geburtstag ist der Trainer-Oldie zurück im Fußballgeschäft – und soll die Pfälzer vor dem Abstieg aus der 2. Bundesliga retten. «Eine Garantie gibt es nicht. Ich bin kein Heiland», sagte Funkel. «Aber ich möchte gemeinsam mit der Mannschaft auf den Weg bringen, dass wir die kommenden Spiele erfolgreich gestalten. Jetzt heißt es: Ärmel hochkrempeln und den Platz umpflügen. Es zählt nur der Klassenerhalt.»

Pokalfinale? «Das ist noch weit weg»

Bei der heiklen Mission winkt dem früheren FCK-Profi aber auch ein großes Saisonfinale in Berlin: Mit den Roten Teufeln könnte Funkel ins Finale des DFB-Pokals einziehen – diesen Titel hat er als Chefcoach noch nie gewonnen. «Das interessiert mich im Moment gar nicht», wiegelte Funkel jedoch ab. «Das ist noch weit weg.»

Im Fokus steht bei allen Beteiligten der Liga-Verbleib. «Es geht nur darum, in der Klasse zu bleiben», bekräftigte FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen. Deshalb hatten sich die krisengebeutelten Pfälzer am Dienstagabend von Chefcoach Dimitrios Grammozis getrennt – nur 73 Tage nach dessen Amtsantritt.

Unter dem 45 Jahre alten Deutsch-Griechen, der seinen Posten erst am 3. Dezember als Nachfolger von Dirk Schuster angetreten hatte, verloren die Lauterer fünf von sechs Zweitliga-Partien. «Wir haben leider nicht den Turnaround geschafft und haben uns deshalb zu diesem Schritt entschieden», begründete Hengen die Freistellung von Grammozis.

Kaiserslautern in der Liga nur auf Platz 16

Dem nutzte es am Ende auch nichts, dass er das Pokal-Achtelfinale gegen den 1. FC Nürnberg und das Viertelfinale bei Hertha BSC gewann und der FCK gegen den Sieger des Duells 1. FC Saarbrücken gegen Borussia Mönchengladbach um den Einzug ins Finale spielt. Denn in der Liga stürzten die Pfälzer auf den 16. Tabellenplatz ab. Mit nur 21 Zählern ist der FCK punktgleich mit dem Vorletzten Hansa Rostock und muss zwei Jahre nach dem Wiederaufstieg den Absturz in die 3. Liga fürchten.

Das soll Funkel verhindern. «Friedhelm Funkel hat eine Vita, die ihresgleichen sucht. Er ist sehr erfahren und ist als Spieler auch eine FCK-Größe gewesen», sagte Hengen über den neuen Hoffnungsträger, der bis zum Saisonende zugesagt hat. «Er hat im Fußball schon Sachen mitgemacht, die man in diesen wichtigen Momenten wie jetzt braucht.»

Am Nachmittag leitete Funkel seine erste Trainingseinheit am Fritz-Walter-Stadion. Der frühere FCK-Profi aus Krefeld hatte zuletzt 2021 den 1. FC Köln für ein paar Monate trainiert und über die Relegation vor dem Absturz aus der Bundesliga bewahrt. «Ich habe gemerkt, dass das Feuer wieder entfacht wurde und ich Lust verspürt habe, wieder eine Mannschaft zu übernehmen», sagte Funkel und forderte von der Mannschaft: «Wir müssen wieder mehr Feuer auf den Platz bringen. Dann schaffen wir auch den Klassenverbleib.»

Job beim FCK für Funkel eine Herzenssache

Für den Routinier ist der Job in Kaiserslautern eine Herzenssache. In seiner aktiven Zeit bestritt er – vor über 40 Jahren – 89 Pflichtspiele für den FCK. Mit weit über 1000 Bundesliga- und Zweitligaspielen als Trainer und Spieler und elf Trainerstationen (in Köln zweimal) kennt Funkel das Geschäft so gut wie kaum ein anderer.

Die Willkommens-Grüße für den Branchen-Experten kamen quasi aus allen Ecken des deutschen Profifußballs. Trainer Alexander Zorniger von Lauterns Zweitliga-Rivalen SpVgg Greuther Fürth freute sich «extrem», dass Funkel wieder dabei ist – «weil er was hat, er ist eine Persönlichkeit, er ist eloquent. Ich muss mal nach seinem Geheimnis fragen, wie er diese vielen Jahre mit knapp 300 Zweitligaspielen und was weiß ich wie vielen Erstligaspielen, ohne psychischen Schaden zu nehmen durchgehalten hat.»

Tuchel löst das Kane-Rätsel: «Harry muss gefüttert werden»

Tuchel löst das Kane-Rätsel: «Harry muss gefüttert werden»

Rom  (dpa) – Thomas Tuchel hatte eine gute Nachricht vor der Bayern-Kraftprobe mit Lazio Rom. «Das Rätsel ist aufgelöst», sagte der Münchner Trainer mit Blick auf das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League am Abend (21.00 Uhr/DAZN) im Stadio Olimpico.

Schließlich hatte Tuchel noch am Wochenende nach dem desaströsen 0:3 des FC Bayern München im Bundesliga-Topspiel gegen Bayer Leverkusen gerätselt, warum es nicht gelungen war, den Torjäger beim 0:3 offensiv in Szene zu setzen. Nur 18 Ballkontakte hatte Kane in 90 Minuten, weniger als Torwart Manuel Neuer. 100-Millionen-Mann Kane, der in 28 Saison-Pflichtspielen 28 Tore für den deutschen Rekordmeister erzielte, war am vergangenen Samstag nahezu unsichtbar und in der BayArena und komplett wirkungslos. 

Wenig Ballkontakte

«Es war nicht häufig so, dass er so wenig Ballkontakte hatte», sagte Tuchel und erläuterte: «Es ist eine große Stärke von ihm, sich fallenzulassen ins Mittelfeld, Überzahl zu schaffen und von dort gefährlich zu werden. Mit Assists und mit Pässen, die dann zu Torchancen führen, bei denen er am Ende vielleicht auch noch mal am Ende der Nahrungskette steht, um diese zu verwerten.» 

Die Teamkollegen hätten es in Leverkusen überhaupt nicht geschafft, den englischen Nationalstürmer, der unbedingt das Königsklassen-Finale in seiner Heimat London spielen möchte, im Angriffszentrum zu finden. «Wir haben viel zu wenig steil gespielt, viel zu wenig diagonal gespielt», kritisierte Tuchel: «Unser Spiel war sehr häufig in komplett ungefährlichen Räumen.» Gegen Lazio solle das wieder anders sein, sagte Tuchel: «Wir wollen definitiv Harry mehr einbringen und neu starten.»

Neuer nimmt Kane in Schutz

Als Torwart hatte auch Kapitän Manuel Neuer von hinten einen guten Blick auf das lahme und nicht zielstrebige Offensivspiel. «Wir haben uns nicht fußballschlau verhalten auf dem Platz, die Positionierung hat nicht so stattgefunden», sagte Neuer. Er nahm Kane in Schutz: «Es ist für Harry auch nicht so leicht, er muss von uns auch gefüttert werden. Wenn Harry gefüttert wird, wenn er in eine Gefahrenzone gebracht wird mit Ball, dann ist er ein Phänomen.» 

Die Schlussfolgerung Neuers für die Champions-League-Aufgabe im Stadio Olimpico lautete: «Wir müssen dafür sorgen, dass Harry mit Ball in die Gefahrenzone kommt. Dann wird es erfolgreich für uns.» In der Gruppenphase traf Kane immerhin viermal für die Bayern.  

Leipzig-Frust nach Schiri-Patzer – Kroos: «War ein Tor»

Leipzig-Frust nach Schiri-Patzer – Kroos: «War ein Tor»

Leipzig (dpa) – Selbst Toni Kroos sprang den Leipzigern in ihrem Frust über den gefühlten Tor-Klau beiseite. «Es war ein Tor, hätte man geben müssen», sagte der deutsche Mittelfeld-Star von Real Madrid nach dem eher schmeichelhaften 1:0 der Königlichen im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei RB Leipzig dem Sender Prime Video.

Aber der Kopfballtreffer nach nur 97 Sekunden von Benjamin Sesko zählte nicht. Das brachte so manchen bei RB in Rage und wirkte noch lange nach Schlusspfiff nach.

«Ich weiß nicht, was wir verbrochen haben, dass wir das Tor nicht bekommen, das war eine Fehlentscheidung», schimpfte Sportdirektor Rouven Schröder, Trainer Marco Rose sagte: «Keine Ahnung, was gepfiffen wurde, es war kein Abseits, es war kein Foul.» Denn Sesko stand bei seinem Kopfball nicht im Abseits – und Benjamin Henrichs im Rücken von Torwart Andrij Lunin war unbeteiligt.

Rose: «Keine Schiri-Story draus machen»

Der 47 Jahre alte Rose wollte dennoch «keine Schiri-Story draus machen». Wichtig sei ihm viel mehr die Einsicht. «Wenn er sich es anguckt, dann gesteht er sich den Fehler ein. Wenn er es macht, dann bin ich auch fein damit. Ich mache auch Fehler, manchmal zwei, drei am Tag. Wichtig ist, das man dazu steht.»    

Das Schiedsrichter-Gespann aus Bosnien-Herzegowina um Irfan Peljto war auch von Video-Schiedsrichter Pol van Boekel aus den Niederlanden nicht korrigiert worden. Und selbst wollte Peljto, der erst acht Champions-League-Spiele leitete und seinen ersten Einsatz in der K.o.-Phase hatte, nicht auf dem TV-Schirm schauen. «Das ist schwer zu akzeptieren, aber wir wollen uns nicht beschweren», sagte Schröder zur Aufreger-Szene.

Einigkeit herrschte auch über das einzige gültige Tor des Abends von Brahim Diaz in der 49. Minute. «Ein Traumtor, das muss man dann auch mal zu akzeptieren», sagte Rose zum Gala-Auftritt des 24-Jährigen, der den angeschlagenen Jude Bellingham somit bestens ersetzte. «Er hat ein spektakuläres Tor geschossen, unglaublich», meinte Reals Coach Carlo Ancelotti: «Immer wenn er anstelle von Jude gespielt hat, hat er seine Sache gut gemacht.»

Genervter Olmo nicht glücklich

Diaz, der nach einem Schlag auf den Knöchel am Mittwoch umgehend untersucht werden sollte, umkurvte vor dem spielentscheidenden Moment erst Nationalspieler David Raum, setzte sich im Dribbling dann gegen Xavi Simons und Xaver Schlager durch und schlenzte den Ball schließlich gekonnt vorbei an Willi Orban und Peter Gulacsi ins Tor. 

Da musste auch Dani Olmo staunen, der nicht die erhofften Glanzmomente hatte. «Wir sind nicht glücklich mit dem Ergebnis, denn wir hatten mehrere Chancen, um zu treffen, aber haben es nicht getan. Brahim Diaz hat viel Qualität und nutzte seine Chance», sagte Olmo, der bei seiner Auswechslung sichtlich genervt vom Platz gegangen war.

Trotz des Auswärtssiegs erwartet Ancelotti am 6. März im Estadio Santiago Bernabéu keinen Selbstläufer. «Wir müssen aufpassen im Rückspiel. RB Leipzig ist eine Mannschaft, wo man leiden muss. Wir haben jetzt einen kleinen Vorteil und können dann auf unser Stadion zählen.»

Rose will auch in Madrid bestehen

Rose kündigte eine ähnlich couragierte Leistung an: «Wir fahren dahin, um auch als Mannschaft den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen. Wir wollen uns auf jeden Fall zeigen und der bestmögliche, schwierigste Gegner sein.» 

Vorerst zählt aber nur die Bundesliga-Aufgabe an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen seinen Ex-Club Borussia Mönchengladbach. Nach dem 2:2-Ausrutscher in Augsburg fordert er im Kampf um die Champions-League-Plätze «mehr Selbstverständnis. Bei dem Aufwand ist der Ertrag zu wenig».

P