Leverkusen (dpa) – Über seine emotionale Rückkehr an die Anfield Road wollte Xabi Alonso zunächst gar nicht sprechen. Dafür sei auch noch kurz vor dem Spiel beim FC Liverpool Zeit, sagte der Trainer von Bayer Leverkusen. Aber als die Neugierde ein paar Tage vorher bereits größer war als gedacht, äußerte sich der Baske schließlich doch. Zumindest ein wenig. «Champions League zu spielen in Anfield – es ist schwer, besser zu sein», sagte der Meistertrainer. Dabei hätte der 42-Jährige vor der Partie am Dienstagabend (21.00 Uhr/Amazon Prime Video) schon so viel mehr erzählen können.
Zum Beispiel über die einzigartige Stimmung an der legendären Anfield Road, wo der ehemalige Mittelfelddirigent zwischen 2004 und 2009 so häufig gespielt hatte. Oder etwa über das bis heute vielleicht beste Champions-League-Finale der Geschichte, in dem er mit den Reds 2005 nach 0:3-Rückstand noch den AC Mailand besiegte und selbst einen wichtigen Treffer beigesteuert hatte. Auch an den Frühherbst 2006 dürfte sich Alonso noch erinnern, als er gegen Newcastle United aus mehr als 50 Metern das wohl spektakulärste Tor seiner an Treffern nicht gerade reichen Karriere erzielte.
Alonso stand bereits auf Liverpools Liste
Es gibt also mehr als genug Stoff für die Bilder, die Alonso bei seiner Rückkehr nach England wohl vor dem inneren Auge vorbeirauschen werden. Er hätte sogar schon eher zurückkommen können, denn wenn man übereinstimmenden Medienberichten Glauben schenkt, stand er auf Liverpools Trainerliste im Sommer ganz oben. Damals wollte der LFC einen Nachfolger für Jürgen Klopp verpflichten, und natürlich lag der Name Alonso da nahe. Der Spanier führte Bayer Leverkusen gerade zum ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte und hat außerdem eine große Vergangenheit als Spieler des Clubs. Am Ende aber entschied er sich für einen Verbleib bei der Werkself.
Trainer in Liverpool ist nun stattdessen Arne Slot. Viel besser als der Niederländer hätte es Alonso auch nicht machen können, denn Liverpool grüßt nach zehn Spieltagen in der Premier League von der Tabellenspitze. In der Königsklasse haben die Engländer sogar bisher alle drei Spiele gewonnen. «Das ist eine der besten Mannschaften in Europa gerade», sagte Alonso. Auf die ebenfalls in der Champions League noch unbesiegten Leverkusener wartet also die maximale Herausforderung.
Wo Liverpool verwundbar ist
«Ich weiß, wie es ist, dort zu spielen», sagte Mittelfeldchef Granit Xhaka, der während seiner Zeit beim FC Arsenal einige Male in Liverpool gespielt hat. «Es ist Champions League, abends in Liverpool – erst mal müssen wir das genießen.» Für fast jeden Spieler im Leverkusener Kader wird es allein schon etwas Besonderes sein, die Reds-Anhänger im ausverkauften Stadion «You’ll never walk alone» singen zu hören. Entscheidend wird für Florian Wirtz und Co. aber auch sein, sich von der besonderen Atmosphäre nicht blenden zu lassen.
Dass Liverpool trotz aller Stärken verwundbar ist, beweist das jüngste Liga-Spiel am vergangenen Samstag gegen Brighton & Hove Albion. Die vom Deutschen Fabian Hürzeler trainierten Gäste waren früh in Führung gegangen und hatten Liverpool mit ihrem hohen Pressing mehrfach in Bedrängnis gebracht. Auf eine Übermacht trifft der deutsche Meister also nicht, auch wenn Liverpool gegen Brighton am Ende mit 2:1 gewann. Dank eines herrlichen Siegtreffers von Superstar Mohamed Salah. Den wird Xabi Alonso sich sicher auch nochmal angeschaut haben.