Kiel (dpa) – Als der Abpfiff ertönte, lag sich gefühlt ganz Kiel in den Armen. Mit dem 1:0 über den 1. FC Heidenheim gelang Holstein Kiel am Samstag der erste Sieg in der Bundesliga-Geschichte des Clubs. Inbrünstig wurde auf der Tribüne die Hymne «Keine andere Stadt, keine andere Liebe, kein anderer Verein» angestimmt. Schon vor dem Anpfiff hatte der Vorsänger der Fans das Holstein-Stadion mächtig angeheizt.

Der erste Dreier des ersten Fußball-Bundesligisten aus Schleswig-Holstein war auch für Trainer Marcel Rapp etwas Besonders: «Wenn man sieht, wie die Leute sich freuen», sei das schon schön. Einen Grund für eine ausgiebige Feier sah der 45-Jährige aber dennoch nicht. «Ich trinke jetzt eine Cola Zero und gucke mir das Spiel erst morgen an», sagte Rapp nach der Partie. Die Kieler Partynacht fiel bei den Verantwortlichen also relativ kühl aus.

Holstein-Coach Rapp bevorzugt die Art und Weise des Spiels

Der Holstein-Coach gehört ohnehin zu den Trainern, die eher einen analytischen anstelle eines emotionalen Ansatzes wählen. Er würde die Art und Weise des Spiels beurteilen und nicht die reinen Ergebnisse, betonte Rapp: «Intern reden wir nicht über Ergebnisse. Auch heute war nicht alles gut, genauso wie in den Spielen davor nicht alles schlecht gewesen ist.»

Die Kieler Spieler genossen das Erfolgserlebnis derweil in vollen Zügen. «Bis auf den Aufstieg habe ich noch nie so einen Moment gehabt», sagte Mittelfeldspieler Nicolai Remberg. Und Phil Harres, der vor der Saison von Regionalligisten FC Homburg an die Förde gewechselt war und erstmals in der Startaufstellung der Kieler stand, bekannte: «Wir sind unfassbar glücklich, für mich ist es unbeschreiblich und wunderschön.»

Erras-Trikot wird zum Museumsstück

Der starke Steven Skrzybski fand ein kleines Haar in der Suppe: «Wenn man was Kritisches finden will, dann muss man sagen, wir können vorher die Entscheidung machen mit den Chancen, die wir noch hatten. Aber ich glaube, heute sollte man nicht zu viel meckern», sagte der Mittelfeldspieler.

Eine besondere Ehre wird unterdessen Patrick Erras erfahren, dessen Kopfball-Treffer in der 28. Minute für den historischen Sieg gesorgt hatte: «Ich habe schon gehört, dass das Trikot ins Holstein-Museum soll», sagte Erras nach dem Abpfiff: «Heute war das letzte Stück da, das vorher immer gefehlt hat.» Vor allem die Defensive habe einen großen Anteil am Erfolg gehabt. Erras: «Wir haben alles reingeschmissen und super verteidigt. Wenn die Null steht, ist das schon die halbe Miete.»

Kieler Wiedersehen mit Ex-Trainer Ole Werner

In der Tabelle bleibt Holstein mit nunmehr fünf Punkten weiter auf Platz 17. Allerdings ist die TSG Hoffenheim auf dem Relegationsrang nur drei Punkte entfernt, und der Vorsprung auf Schlusslicht VfL Bochum wuchs auf vier Zähler an. Am kommenden Spieltag wartet auf die Kieler dann eine ganz besondere Aufgabe. Am 9. November (15.30 Uhr/Sky) geht es zu Werder Bremen und damit zu Ex-Trainer Ole Werner. Auch dieses Aufeinandertreffen wird sicherlich ein ganz besonders werden.

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