Wolfsburg (dpa) – Nuri Sahin verschwand gleich nach dem Schlusspfiff mit einem Kopfschütteln in die Kabine, Torwart Gregor Kobel warf seine Handschuhe wütend gegen die Ersatzbank. Für Borussia Dortmund und seinen neuen Trainer hat sich die sportliche Krise durch ein spätes Pokal-Aus beim VfL Wolfsburg weiter verschärft. Nach den jüngsten Enttäuschungen in der Fußball-Bundesliga und in der Champions League kam noch eine 0:1 (0:0)-Niederlage nach Verlängerung hinzu, in der der Däne Jonas Wind erst in der 117. Minute für die Wölfe traf.

«Es ist extrem bitter, nach 117, 118 Minuten so ein Tor zu kassieren», sagte Dortmunds Pascal Groß in der ARD. Bittere Ergebnisse, viele Verletzte, keine spielerische Entwicklung: Beim Champions-League-Finalisten der vergangenen Saison kommt im Moment viel zusammen. Und der Druck auf Sahin wird dadurch immer größer.

Personelle Probleme für Groß «keine Ausreden»

Die Härten des Profitrainer-Daseins bekommt Sahin in diesen Tagen ungefiltert ab. Weil zwei Rechts- und zwei Innenverteidiger fehlten, musste Sahin in Wolfsburg die beiden Nationalspieler Emre Can und Pascal Groß aus dem Mittelfeld in die Abwehr zurückziehen. Auf der Bank saßen neben dem angeschlagenen Marcel Sabitzer nur noch Talente im Alter von 18 bis 21 Jahren.

«Wir haben personelle Probleme. Das sieht man, glaube ich. Aber für mich sind das keine Ausreden», sagte Groß nach der nächsten Enttäuschung.

Die Dortmunder hatten sich vor der Saison bewusst für einen kleinen und vor allem in der Defensive nur sehr dünn besetzten Kader entschieden. Das rächt sich nun.

Dennoch gab sich Sahin abermals sehr überzeugt von seinem Weg. «Wenn du Trainer von Borussia Dortmund wirst, dann wird alles noch mal doppelt und dreifach bewertet – auch im Scheinwerferlicht. Damit habe ich gar kein Problem», sagte der 36-Jährige.

Großchance für Beier

Der Abend vor 24.806 Zuschauern hätte für den BVB-Coach einen deutlich entspannteren Verlauf nehmen können, wenn Maximilian Beier in der 14. Minute sein erstes Tor für die Borussia erzielt hätte. Nach einem schönen Steilpass von Nico Schlotterbeck lief der 30-Millionen-Euro-Einkauf von der TSG 1899 Hoffenheim allein auf das Wolfsburger Tor zu, schoss den Ball aber nur an den Pfosten.

Danach zeigte sich aber wie schon gegen Bayern München oder Bayer Leverkusen: Sich einem besser besetzten Gegner griffig in den Weg zu stellen, ist das, was die Wolfsburger in dieser Saison am besten können. Und so hatten sie bis zur Pause durch Patrick Wimmer (20.) und Mohammed Amoura (32.) sogar noch deutlich gefährlichere Aktionen als der BVB.

Nur Gelb für Nmecha

Nach der Pause kamen die Dortmunder zunächst wieder besser aus der Kabine. In der 56. Minute hatten sie jedoch Glück, dass der ehemalige Wolfsburger Felix Nmecha für sein Foul an Patrick Wimmer nur die Gelbe und nicht die Rote Karte sah. Statt Nmecha musste wenig später der Österreicher verletzt vom Platz (70.). Er konnte wegen seiner Wunde am Bein nicht mehr weiterspielen.

In genau diese Zeit nach dem Foul fiel auch die dominanteste Phase des BVB. Einen Kopfball von Guirassy lenkte Torwart Kamil Grabara gekonnt über die Latte (65.). Ein Schuss von Jamie Gittens wurde im letzten Moment geblockt (68.).

Die kämpferisch starken, aber spielerisch limitierten Wolfsburger drehten erst ab der 80. Minute wieder auf. Jonas Wind (86.) hatte die beste VfL-Chance der zweiten Halbzeit. Tiago Tomas (93.) traf zu Beginn der Verlängerung die Latte. Beide Stürmer waren erst kurz zuvor eingewechselt worden, was auch zeigte: Wolfsburg konnte an diesem langen Abend deutlich mehr von der Bank nachlegen als der ersatzgeschwächte BVB – und sorgte in der Verlängerung durch Wind für das Dortmunder Pokal-Aus.

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