Leipzig (dpa) – Top in der Bundesliga, Flop in der Champions League – und dann auch noch ein Verletzungsschock: RB Leipzig steckt in der Königsklassen-Krise und muss in den kommenden Wochen zudem auf Schlüsselspieler Xavi Simons verzichten. Der Spielmacher zog sich beim 0:1 gegen den FC Liverpool – der dritten Niederlage im dritten Spiel der neuen Champions League – eine schwere Bänderverletzung am linken Sprunggelenk zu. Möglich auch, dass der 21-Jährige sogar operiert werden muss.

Für RB eine ganz bittere Nachricht, nur einen Tag nach der ebenfalls bitteren Erkenntnis, dass der Mannschaft auf der großen Bühne aktuell das Format fehlt. «In der Bundesliga reicht es halt, gut zu verteidigen, da kriegst du immer wieder deine Räume», sagte Kapitän Willi Orban nach dem 0:1 gegen den FC Liverpool. «Das reicht in der Champions League leider nicht, da muss man den Gegner tief und präzise bespielen.»

Und nun? Ist ein Sieg bei Celtic Glasgow in zwei Wochen Pflicht. Andernfalls blieben nur noch vier Spiele, um die laut Trainer Marco Rose nötigen «acht bis zehn Punkte» für den Einzug in die nächste Runde zu holen. Wohlgemerkt gegen Gegner wie Tabellenführer Aston Villa und die ebenfalls noch ungeschlagenen Inter Mailand und Sporting Lissabon. Für RB – immerhin Zweiter der Bundesliga und punktgleich mit Spitzenreiter Bayern München – könnte sich die neue Champions League bei einer Niederlage in Glasgow gefühlt schon erledigt haben.

Substanzverlust ohne Simons

In Glasgow wird man ohne Simons zurechtkommen müssen, wie sich am Donnerstag bestätigte. Der niederländische Nationalspieler musste gegen Liverpool gut zehn Minuten vor dem Ende verletzt vom Platz, wurde von zwei Betreuern gestützt. Rose hat über die Schwere der Verletzung zunächst nicht spekulieren wollen. Für diesen Fall «droht uns da nach und nach ein Substanzverlust.» Es fehlen bereits David Raum, Xaver Schlager und Nicolas Seiwald verletzt. Nun ist der Substanzverlust Realität.

Was das Überwintern in der Champions League angeht, drückt noch niemand auf den Panikknopf. «Die Situation hat sich nicht verbessert. Je weniger Spiele es werden, desto mehr steigt der Druck, etwas Zählbares zu holen», sagte Rose und fügte süffisant an: «Das bedeutet, dass wir im nächsten Spiel gern damit anfangen dürfen.»

Es fehlt die Klasse

Waren die Niederlagen bei Atlético Madrid und gegen Juventus Turin vermeidbar, fehlte gegen Liverpool schlicht die Klasse. «Wir waren mit dem Ball zu unsauber, zu unpräzise, gerade im letzten Drittel waren wir zu ungeduldig», analysierte Orban. Rose resümierte, «dass uns etwas fehlt, um uns in den drei Spielen tatsächlich etwas Zählbares zu verdienen.»

Dabei müsste die Mannschaft im Vergleich zum Vorjahr einen Schritt weiter sein. Von der Stammformation wurde nur Dani Olmo abgegeben, der spanische Nationalspieler verbrachte allerdings einen erheblichen Teil der Saison in der medizinischen Abteilung. Dennoch fehlt Leipzig in der Offensive der X-Faktor, vor allem wenn Simons schwächelt und sich in seinen Dribblings zu häufig verrennt.

Ungenutzte Chance

Abgesehen von den zwei wegen Abseits aberkannten Toren von Loïs Openda, erspielte sich Leipzig nur eine einzige Großchance. Die vergab Benjamin Sesko in der zweiten Halbzeit. «Da ist das nächste Thema. Effektivität auf diesem Niveau», sagte Rose. «Wenn du in der Champions League gegen solche Mannschaften etwas mitnehmen willst, dann musst du auch aus den Chancen, die du hast, etwas ziehen.»

Allein die Hoffnung stirbt zuletzt – und dank des neuen Modus ist bei einem Sieg in Glasgow noch viel möglich. «Natürlich ist das mit unserem Anspruch jetzt nicht zufriedenstellend. Wir haben jetzt noch fünf Spiele und ich glaube, dass die Playoffs absolut drin sind», sagte Orban. Am Samstag ist gegen Freiburg erst einmal wieder Bundesliga-Zeit. Und da läuft es ja prächtig für Leipzig.

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