Leipzig (dpa) – Auf den Anruf bei Jürgen Klopp verzichtete Marco Rose. «Er ist auf Mallorca und kümmert sich um seine Frau und seinen Hund. Er braucht seine Ruhe», sagte der Trainer von RB Leipzig. Ob ein Gespräch mit Klopp vor dem wegweisenden Spiel in der Champions League am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) gegen dessen Ex-Club FC Liverpool hilfreich gewesen wäre, sei ohnehin einmal dahingestellt. Doch der Name des Kult-Trainers schwebt mittlerweile wie ein Schatten über Leipzig.

Druck hat Rose ohnehin. In der Königsklasse stehen nach zwei von acht Spielen null Punkte in der rechten Tabellenspalte. Vor allem die unnötige Niederlage gegen Juventus Turin war schwer zu verdauen. Und Klopp ist seit seiner Verpflichtung als globaler Fußball-Chef der Red Bull-Clubs – Dienstbeginn 1. Januar – sowieso allgegenwärtig.

Erst Kritik, dann Klopp

Zumindest in der zeitlichen Abfolge lässt bisweilen aufhorchen, was dort seit Ende September im Leipziger Kosmos geschieht. Erst merkte der immer noch allmächtige Ex-Boss Oliver Mintzlaff in einem Kicker-Interview recht eindringlich an, dass man bei RB bei allem Investment der Meisterschaft langsam mal ein ganzes Stück näher kommen sollte. Leipzig hatte da gerade nur Nullnummern gegen Union Berlin und beim FC St. Pauli erreicht.

Und keine zwei Wochen später wird Klopp als neuer Mastermind des RB-Fußballs präsentiert. Er soll aus dem etwas vom Kurs abgekommenen Erbe von Ralf Rangnick wieder eine unverwechselbare Marke machen. Eine Verpflichtung, die die Konzern-Kicker natürlich auf eine massiv höhere Stufe hebt. Aber eben auch eine Verpflichtung, die den Automatismus mit sich bringt, dass der Name Klopp jedes Mal ins Spiel gebracht werden dürfte, wenn es in Leipzig nicht läuft.

Punktlos in der Champions League

In der Bundesliga hat sich Rose zuletzt mit drei Siegen den Kritikern entzogen. Leipzig ist Zweiter, hat in sieben Spielen nur zwei Gegentore kassiert, Tabellenführer Bayern ist aus eigener Kraft überholbar. Alles gut also. Allerdings hießen die jüngsten Gegner Augsburg, Heidenheim und Mainz. Der FC Liverpool ist ein deutlich anderes Kaliber – und Leipzig muss in der Champions League langsam im Tableau klettern.

«Wir wissen, dass wir noch keine Punkte haben. Wir haben Selbstvertrauen, werden wieder anschieben, werden es wieder probieren», betonte Rose und baute schon einmal für den Fall der dritten Pleite vor: «Wir haben auch danach noch eine Menge Spiele, in denen wir es in unsere Richtung lenken können.»

Kontrolle statt Power

Bei den Reds läuft es auch ohne Klopp prächtig. Dessen Nachfolger Arne Slot ist mit neun Siegen in zehn Pflichtspielen in seine Amtszeit gestartet. Das war noch keinem Trainer an der berühmten Anfield Road gelungen. Zudem hat es der von Feyenoord Rotterdam geholte Niederländer binnen kurzer Zeit geschafft, der Mannschaft seinen Stil zu vermitteln. An die wilden Klopp-Zeiten erinnert nur noch wenig, in Liverpool ist Kontrolle statt Power angesagt. Das reicht momentan zur Tabellenführung in der Premier League.

Der neue LFC-Stil dürfte Leipzig liegen. Mit hohem Ballbesitz-Anteil hat die Mannschaft ihre Probleme, Konter über die schnellen Stürmer Loïs Openda und Benjamin Sesko sind schon eher das Erfolgsrezept. Die Ansprüche sind – beginnend in der Chefetage – mittlerweile so hoch, dass ein Heim-Sieg gegen Liverpool durchaus erwartet wird. Schließlich hat man im eigenen Stadion schon Real Madrid besiegt. Oder wie es Mintzlaff ausdrückte: «Nur am Wettbewerb teilzunehmen, diese Phase liegt mittlerweile hinter RB Leipzig.»

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