Bochum (dpa) – Als die glückseligen Spieler des VfL Bochum von den Fans wie Sieger gefeiert wurden, fehlte der neue Trainer. Dieter Hecking war nach dem 1:1 (0:1) gegen Bayer Leverkusen schnell Richtung Kabine verschwunden. «Ich hatte zu viel hiervon, musste schnell woanders hin», sagte Hecking später und hielt ein Wasserglas hoch. «Aber das war ja auch der Applaus für die Mannschaft.» An der «Der VfL ist wieder da»-Stimmung hatte aber auch Hecking großen Anteil – plötzlich ist die Hoffnung in Bochum zurück.

Das Remis bringt dem Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga zwar nur einen Punkt, und auch nur den erst zweiten Punkt in der Saison – aber das späte Tor von Koji Miyoshi macht Fans und Spielern Mut. «Der Ausgleich war wie eine Explosion für die Mannschaft, so was kann zum Wendepunkt werden», sagte Hecking, der sich nur vier Tage mit seiner neuen Mannschaft auf das Spiel gegen den Double-Gewinner vorbereiten konnte.

Den Glauben zurückgegeben

Am Dienstag, drei Tage nach der 2:7-Klatsche in Frankfurt, hatten die Bochumer Verantwortlichen den 60-Jährigen als neuen Cheftrainer vorgestellt – und damit ihre Personalentscheidungen der Vergangenheit revidiert. Keine Experimente mehr mit Bundesliga-Neulingen wie Thomas Letsch oder Peter Zeigler, sondern ein erfahrener Mann, der sofort weiß, wo er ansetzen muss. 

«Mir ist es anscheinend gelungen ein, zwei Stellschrauben in dieser kurzen Zeit zu drehen, damit die Spieler zumindest wieder den Glauben haben, dass was gehen kann», sagte Hecking. «Ich habe gespürt, dass sie eine Struktur wollen und die habe ich ihnen gegeben.» Die Mannschaft dankte es auf dem Platz mit Leidenschaft – und anschließend mit Worten.

Lob von den Spielern

«Ein überragender Trainer mit Charisma und Aura. Der gibt uns was mit, und du glaubst ihm einfach alles», sagte Gerrit Holtmann. «Wir wurden sehr gut auf den Gegner eingestellt und vorbereitet», äußerte Torhüter Patrick Drewes. Und Torschütze Miyoshi meinte: «Wir sind als Mannschaft in eine Richtung gegangen, das ist auch ein Verdienst unseres neuen Cheftrainers.» Der Japaner war nach seinem Tor in der 88. Minute ausgiebig gefeiert worden. Patrick Schick (19.) hatte Leverkusen in Führung gebracht.

Hecking hatte als Trainer in der Bundesliga schon in Aachen, Hannover, Nürnberg, Wolfsburg und Mönchengladbach gearbeitet. Mit den Wölfen gewann er den DFB-Pokal, Gladbach führte er von einem Abstiegsplatz in den europäischen Wettbewerb. Danach trainierte den Hamburger SV in der 2. Liga und war bis Mai Sportvorstand in Nürnberg.

Keiner hat mehr Einsätze

Die Partie am Samstag war sein 419. Bundesligaspiel an der Seitenlinie. So viele hat aktuell kein anderer Trainer in der Liga. «Trotzdem war ich nervös und hatte Achselschweiß, ich sollte gleich mal duschen», räume er ein. «Aber das gehört dazu, ob du dein erstes Spiel hast oder über 400. Willst du eine Mannschaft begeistern, brauchst du Emotionen, die du auf die Jungs übertragen kannst», sagte Hecking.

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