München (dpa) – Der FC Bayern hat die erste größere Drucksituation in der Champions League nach langem Anrennen durch den neuen Kopfball-Spezialisten Jamal Musiala gemeistert. Nach dem mühevollen, aber hochverdienten 1:0 (0:0) gegen Benfica Lissabon können die Münchner im neuen Ligaformat der Fußball-Königsklasse weiter auf die direkte Qualifikation für das Achtelfinale hoffen. Die Top 8 sind aber vorerst noch weit entfernt.

«Manchmal reicht ein 1:0», kommentierte Musiala bei DAZN. «Ich weiß nicht, was gerade los ist mit meinem Kopfball», sagte der 21-Jährige nach seinem Treffer mit dem Kopf lachend. «Es war wichtig, dass wir drei Punkte geholt haben», meinte der Matchwinner erleichtert. 

Überschattet wurde die Partie am Mittwochabend von einem medizinischen Vorfall auf der Tribüne, weswegen weitgehend Fan-Stille in der ausverkauften Allianz Arena herrschte. Die Bayern-Fans in der Südkurve stellten ihre lautstarke Unterstützung aus Mitgefühl ein. 

23:1 Torschüsse und 10:0 Ecken waren ein Beleg für den verdienten Bayern-Sieg. Der Wegbereiter des zweiten Sieges im vierten Vorrundenspiel war Leroy Sané. Der Nationalspieler kam nach 56 Minuten für den wirkungslosen Michael Olise ins Spiel und belebte es vor den Augen von Bundestrainer Julian Nagelsmann mit seinen Dribblings, Flanken und seinem Zug zum Tor. 

Sané Ausgangspunkt bei Musiala-Tor

Erst legte der Flügelstürmer João Palhinha den Ball zu einem erfolglosen Schussversuch auf. Dann schoss Sané selbst zweimal gefährlich, scheiterte aber am guten Benfica-Torwart Anatolij Trubin. Danach war Sané der Ausgangspunkt des ersten Kopfballtreffers von Musiala in der Königsklasse. Der Nationalspieler verwertete eine Kopfballvorlage von Harry Kane. Es war die verdiente Belohnung für ein unermüdliches und geduldiges Münchner Anrennen.

Sportdirektor Christoph Freund sprach vor dem Anpfiff bei DAZN von «einer ungewohnten Situation» für den FC Bayern nach den Auswärtsniederlagen gegen Aston Villa und den FC Barcelona. Nur drei Punkte aus den ersten drei Vorrundenpartien erzeugten einigen Druck. «Wir müssen eigentlich alle Spiel gewinnen», sagte Freund zur Zielsetzung, direkt ins Achtelfinale einzuziehen und nicht in eine Extra-K.o.-Runde zu müssen. 

Verspäteter Anpfiff

Ungewöhnlich war auch, dass beide Mannschaften ihre Aufwärmphase umgestalten mussten. U-Bahn-Probleme führten dazu, dass viele Zuschauer es nicht pünktlich ins Stadion schafften. Darum ging es erst um 21.15 Uhr auf dem Platz los. Und dann kam Heimspiel-Atmosphäre nur ganz kurz auf. Denn die Fans stellten ihre Anfeuerung ein, als es im Mittelrang zu einem Notarzt-Einsatz kam. 

In der ungewöhnlichen Stadion-Stille taten sich die Gastegeber schwer, Lücken in der engmaschigen Benfica-Defensive um den Ex-Bayern Renato Sanches zu finden. Oft fehlte es an der Präzision des letzten Passes. Und was aufs Tor kam, parierte der Ukrainer Trubin. Zweimal stand er nach einer Ecke bei Schüssen von Kane und Serge Gnabry richtig (38.). 

Immerhin: Defensiv ließen die Münchner zwei Wochen nach dem 1:4 in Barcelona nichts anbrennen. Trainer Vincent Kompany lässt seine Innenverteidiger Dayot Upamecano und Minjae Kim aber auch nicht mehr zu wild nach vorne verteidigen, setzt mehr auf Kontrolle.

Nach der Pause kam bei Benfica der im Sommer vom FC Heidenheim verpflichtete Jan-Niklas Beste ins Spiel. Der 25-Jährige musste aber hauptsächlich defensiv mithelfen gegen die unverdrossen anlaufenden Bayern, die Sané und Musiala schließlich auf Kurs brachten.

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