Paris (dpa) – Nach emotionalen Minuten in Gedenken an Franz Beckenbauer ist der spanische Europameister Rodri für seine überragende Saison mit dem Ballon d’Or ausgezeichnet worden. Der 28-Jährige von Manchester City erhielt die Auszeichnung am Montagabend im Pariser Théâtre du Châtelet. Bei den Fußballerinnen setzte sich Aitana Bonmatí vom FC Barcelona durch. Zuvor gedachte die versammelte Sport-Prominenz gemeinsam mit Witwe Heidi Beckenbauer und den Kindern Joel und Francesca der im Januar gestorbenen deutschen Ikone.
Beckenbauer sei ein «einzigartiger Mann mit einem großen, großen Herzen» gewesen, sagte Heidi Beckenbauer. Im großen Saal erklang das 1966 vom früheren Weltmeister gesungene Lied «Gute Freunde kann niemand trennen». Alte Fotos und Videos wurden gezeigt, ehe wieder die Gegenwart des Fußballs im Mittelpunkt stand.
Wo sind die Real-Stars?
Rodri gewann die Journalistenwahl, die erstmals gemeinsam von «France Football» und der Europäischen Fußball-Union UEFA organisiert wurde, vor den Real-Madrid-Stars Vinícius Júnior, Jude Bellingham und Dani Carvajal. Womöglich weil kein Real-Spieler den Hauptpreis gewann, war allem Anschein nach kein Madrid-Repräsentant in Paris anwesend – auch nicht Kylian Mbappé, der gemeinsam mit Bayern Münchens Harry Kane den Preis für den besten Torschützen der vergangenen Saison gewann.
Bei den Fußballerinnen setzte sich Bonmatí gegen ihre Barcelona-Teamkolleginnen Caroline Graham Hansen und Salma Paralluelo durch. Das Trio gewann gemeinsam Meisterschaft, Königsklasse und Pokal.
Kroos und Wirtz beste Profis aus Deutschland
Deutsche Profis spielten bei der Gala – wie so oft in den vergangenen Jahren – nur eine Nebenrolle. Toni Kroos, der seine erfolgreiche Karriere nach der Heim-EM im Sommer beendet hatte, belegte Platz 9. Ins Finale der besten 30 hatten es auch Jungstar Florian Wirtz (Platz 12), Real-Verteidiger Antonio Rüdiger (22) und Ex-BVB-Abwehrchef Mats Hummels (29) geschafft. Dass Jamal Musiala nicht berücksichtigt wurde, hatte beim FC Bayern für Verstimmungen gesorgt.
Bei den Fußballerinnen landeten die Bayern-Spielerinnen Giulia Gwinn und Lea Schüller auf Platz 19 und Platz 24, Sjoeke Nüsken vom FC Chelsea kam auf Rang 25. Stimmberechtigt waren bei den Männern 100 Journalistinnen und Journalisten aus den 100 in der Weltrangliste am besten platzierten Ländern. Bei den Frauen wurden die 50 besten Nationen berücksichtigt.
Rodri überragte – und fällt lange aus
Rodri hatte mit Man City in der vergangenen Saison die englische Meisterschaft gewonnen, im Sommer führte er die spanische Nationalmannschaft in Deutschland zum EM-Titel. Die aktuelle Spielzeit begann für den Spanier mit einem Schock: Im September erlitt Rodri eine schwere Knieverletzung, er fällt mehrere Monate aus. Seinen Ballon d’Or nahm er auf Krücken entgegen.
Der Ballon d’Or wird seit 1956 vergeben und war lange die Auszeichnung für den besten europäischen Spieler. Von 2010 bis 2015 wurde der Ballon d’Or durch eine Kooperation des französischen Medienkonzerns Groupe Amaury, zu dem «France Football» gehört, mit dem Weltverband FIFA als Preis an die Weltfußballerin und den Weltfußballer vergeben. Seit diesem Jahr besteht die Zusammenarbeit mit der UEFA – die alleinige Wahl des Dachverbands für Europas Fußballerin und Fußballer des Jahres gibt es nicht mehr.